Haan FDP will gegen „Steinwüsten“ vorgehen

Haan · In einem Antrag fordern die Liberalen die Stadt auf, mögliche Verbote im Haaner Gebiet zu prüfen.

 Stein-Vorgärten wie dieser in Haan geraten mehr und mehr in die Kritik. Rufe nach gesetzlichen Regelungen werden immer lauter.  	Foto: Stephan Köhlen

Stein-Vorgärten wie dieser in Haan geraten mehr und mehr in die Kritik. Rufe nach gesetzlichen Regelungen werden immer lauter.  Foto: Stephan Köhlen

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein ganz normaler Baumarkt in der Region: Zierkies, grauer Basaltsplitt, Quarz,  Granit – mehr als 250 Artikel in über 300 Ausführungen bietet der Markt unter dem Begriff „Gartenbau“ an.

Entsprechend sehen manche Vorgärten nicht nur in Haan inzwischen aus: Die Versteinerung insbesondere der Vorgärten schreitet voran. Unter der Überschrift „Gärten des Grauens“ gibt es inzwischen sogar einen eigenen Account auf der Internet-Plattform Instagram, der zeigen will, wie geschmacklos Menschen sein können.

Dort finden sich diverse Beispiele auch für Vorgärten aus der Region, die nach dem Motto gestaltet werden: „erst betonieren, dann Grün streichen“. Hauptsache pflegeleicht. Bei Bedarf wird dann auch noch der Kleinwagen im Vorgarten geparkt.

Die FDP im Haaner Stadtrat will diesen Steinwüsten nun den Kampf ansagen. In einem politischen Antrag für die Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr am 4. Juni fragen die Liberalen an: „Sieht die Verwaltung Möglichkeiten, auf die Gestaltung von Vorgärten Einfluss zu nehmen, um den Charakter der Gartenstadt zu erhalten und zu fördern?“

Reinhard Zipper, Sprecher der FDP-Fraktion im Fachausschuss, begründete den Vorstoß jetzt gegenüber unserer Redaktion: „Seit geraumer Zeit ist festzustellen, dass zunehmend Vorgärten von Ein- und Mehrfamilienhäusern im Stadtgebiet mit einer Schotterschicht ohne oder nur mit sehr spärlicher Zwischenbepflanzung versehen werden.“ Dies stehe im Widerspruch zu dem Anspruch der Stadt Haan, der sich aus dem Namenszusatz „Gartenstadt“ ableite: „Bei Aufbauten an Häusern muss man sich schließlich auch an der Verträglichkeit mit der Umgebung orientieren“, argumentiert Zipper. Vielleicht ergebe sich ja auch für unverträgliche Gartengestaltungen ein Ansatzpunkt.

Jörg Esken ist Gründungsmitglied der Genossenschaft „Gärtner von Eden“, ein Zusammenschluss von rund 50 Gartengestaltern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Unter seiner Regie  entstehen private Oasen von unterschiedlichem Charakter,  stets auf höchstem Niveau konzipiert und ausgeführt. Als Kernkompetenz der Gärtner von Eden bezeichnet der Leichlinger, der auch eine Menge Kunden in Haan betreut,  die Gestaltung anspruchsvoller Privatgärten.

Esken betont: „Für Steinwüsten, wie wir sie leider immer öfter vorfinden, lassen sich weder Kosten noch Pflege-Leichtigkeit ins Feld führen. Für beide Argumente gibt es hervorragende Pflanzen-Alternativen.“

Leider neigten immer mehr Kunden dazu, ihren Gärtner unter Druck zu setzen, genau jene Schotterlandschaften zu installieren, die eigentlich keiner wollen könne – am besten noch mit einer Folie darunter.

Umweltverbände bezeichnen solch eine Gartengestaltung als Versündigung an der Natur: „Gerade Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt“, betont etwa der Naturschutzbund (NABU). Sie bildeten ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, Insekten und Vögel, die auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von Trittstein zu Trittstein wandern. „Grünflächen liefern saubere, frische Luft“, betont der NABU: „Kies und Steine können das dagegen nicht.“

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