Serientäter in Erkrath und Hilden Immer wieder Steinwurf-Attacken auf Linienbusse

Erkrath · An drei Tagen haben unbekannte Täter Busse in Hochdahl mit Steinen beworfen – zuletzt am Dienstagabend. Wie erst jetzt bekannt wurde, gab es auch in Hilden einen Steinwurf. Die Polizei fahndet unter Hochdruck nach den Angreifern.

Hilden und Erkrath: Täter werfen mehrfach Steine auf Busse
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Täter werfen mehrfach Steine auf Busse

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Foto: Kreispolizei Mettmann

Der Schock fuhr Max Werner (Name von der Redaktion geändert) in die Glieder. Unbekannte hatten am Montagabend einen Bus der Linie 784 an der Berliner Straße in Hilden mit Steinen beworfen. Der 27-Jährige saß in diesem Bus. Das Geschoss traf direkt neben ihm auf die Fensterscheibe. Glück im Unglück: Das Glas splitterte, zerbrach jedoch nicht. Doch für Max Werner wiederholte sich ein traumatisches Erlebnis: An Silvester war er mit dem Fernbus in Paris unterwegs. Der Bus wurde überfallen, unbekannte Täter verlangten die Herausgabe von Geld und Wertsachen. An dieses schlimme Ereignis wurde der Hildener jetzt erinnert. Umso verwunderter war er, dass der Bus einfach weiterfuhr: Der Fahrer hatte von der Attacke nichts mitbekommen. Erst als Max Werner nach vorne lief und ihn darauf aufmerksam machte, hielt der Fahrer an.

In diesen Tagen häufen sich Attacken durch Steinewerfer auf Linienbusse im Kreis Mettmann: Wie Nicole Rehmann von der Kreispolizei Mettmann auf Nachfrage bestätigt, haben Unbekannte am Montagabend gegen 21 Uhr einen Bus an der Berliner Straße in Hilden mit Steinen beworfen. Gut eine Stunde später, um 22 und 22.25 Uhr, folgten weitere Angriffe in Hochdahl: Unbekannte warfen Steine gegen fahrende Busse der Linien 05 und 741. Am Dienstagabend gab es dann einen weiteren Fall: Erneut wurden in Hochdahl Linienbusse mit Steinen beworfen.

Damit zählt die Polizei nun schon allein drei Attacken in Hochdahl, eine weitere in Hilden. Denn auch am Samstag hatten Unbekannte in Hochdahl bereits zwei Linienbusse mit Steinen beworfen. Den Schaden beziffert die Polizei auf mehrere Tausend Euro. Verletzt wurde niemand. Weil die Taten jedoch ein großes Gefahrenpotenzial haben, fahndet die Kreispolizei Mettmann auf Hochtouren nach den Tätern: „Das ist kein Jugendstreich. Das ist eine Straftat. Die Täter werden vor Gericht gestellt“, sagt der Sprecher der Polizei, Ulrich Löhe.

Nach aktuellem Stand der Ermittlungen geht die Behörde davon aus, dass die Steinwürfe in Hochdahl vermutlich ein- und denselben Tätern zur Last gelegt werden können. Den Vorfall in Hilden stuft die Polizei als Einzelfall ein. „Wir können das nicht ausschließen, aber wir gehen davon aus, dass es sich um einen anderen Täter handelt“, sagt Rehmann.

Die drei Vorfälle in Hochdahl ereigneten sich in der Beckhauser, der Karschhauser und der Sedentaler Straße im Erkrather Ortsteil Hochdahl. „In allen Fällen haben noch nicht identifizierte Chaoten mit Steinen auf fahrende Linienbusse geworfen. An den Fahrzeugen wurden Scheiben zerstört und teilweise sogar durchschlagen“, berichtet die Kreispolizei.

Auch für die Rheinbahn ist diese Häufung der Taten in Hochdahl ungewöhnlich. „Das kommt nicht täglich vor“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Bereits im vergangenen Jahr habe es in Erkrath mehrere vergleichbare Taten kurz hintereinander gegeben. Täter wurden nicht geschnappt, irgendwann hörten die Steinwürfe auf. Jetzt geht es wieder los. „Wir haben jetzt einen Sammelruf an die Fahrer weitergegeben, in dem wir sie darum bitten, dass sie aufmerksamer sein sollen“, berichtet Schuster. Denn wie in Hilden, so bemerkten auch in Hochdahl die Busfahrer nicht sofort den Zwischenfall: Wie die Polizei berichtet, hatten sich am Dienstagabend zwei Busfahrer der Linien 780 und 786 beinahe zeitgleich gegen 23 und 23.05 Uhr gemeldet, nachdem sie unmittelbar zuvor den Bereich Hochdahl und dabei auch wieder die Sedentaler und Beckhauser Straße befahren hatten. Beide Busfahrer konnten keinen genaueren Tatort benennen, da sie die Schäden erst verspätet bei planmäßigen Zwischenstopps an der Haaner Straße/Jägerhaus beziehungsweise am Hochdahler Markt feststellten. Zu diesen Zeitpunkten waren keine Fahrgäste mehr an Bord. Auch Zeugen gibt es offenbar nicht, die die Fahrer auf die Schäden aufmerksam hätten machen können.

An beiden Fahrzeugen wurden rechtsseitige Fahrzeugscheiben zerstört. Im Bus der Linie 786 fand die Polizei einen faustgroßen Naturstein, der eine Scheibe durchschlagen hatte und in einer hinteren, zur Tatzeit offenbar unbesetzten Sitzgruppe des Busses gelandet war. Die Erkrather Polizei leitete sofort intensive Fahndungsmaßnahmen ein. Hierbei wurden auch wieder mehrere jugendliche Personen in Tatortnähe angetroffen und überprüft. Einen Tatbeweis oder einen konkreten Tatverdacht gibt es jedoch nicht.

Wie oft Busse der Rheinbahn Ziel von Steinewerfern werden, kann Sprecherin Heike Schuster nicht sagen. „Wir führen darüber keine Statistik“, sagt sie. Damit kann sie auch den Gesamtschaden nicht beziffern, den Steinewerfer jährlich anrichten. Doch der sei größer als gedacht: „Man muss 2000 Euro pro Scheibe ansetzen. Hinzu kommt, dass wir Fahrer und Bus aus dem Verkehr ziehen müssen, die Busse müssen ersetzt werden, bis sie repariert sind. Das hat einen ganzen Rattenschwanz an Auswirkungen.“

Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Hierbei hoffen die zuständigen Ermittler dringend auf Hinweise von Zeugen.

Meldungen von Zeugen und sachdienliche Hinweise nimmt die Polizei in Erkrath unter Telefon 02104 9480-6450 und bei aktuellen Beobachtungen auch unter der Notrufnummer 110 weiterhin jederzeit entgegen.

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