Gartenarbeit Experte gibt Tipps zum Obstbaumschnitt

kreis mettmann · Teilnehmer vertiefen ihre Kenntnisse beim weiterführenden Winterschnitt-Kursus des Naturschutzzentrums Bruchhausen.

 Biotop- und Landschaftspfleger Gerd-Dieter Löschner (r.) zeigt den Kursteilnehmern im Naturschutzzentrum Bruchhausen, welche Schnittpflege Obstbäume im Winter brauchen.

Biotop- und Landschaftspfleger Gerd-Dieter Löschner (r.) zeigt den Kursteilnehmern im Naturschutzzentrum Bruchhausen, welche Schnittpflege Obstbäume im Winter brauchen.

Foto: Nicole Marschall

Auf den Streuobstwiesen des Erkrather Naturschutzzentrums Bruchhausen stehen einige richtig „Greise“– so wirken die alten Bäume zumindest. Dabei seien viele der Obstbäume gerade mal rund 25 Jahre alt, eigentlich kein Alter für einen Baum, erklärt Biotop- und Landschaftspfleger Gerd-Dieter Löschner. Nach rund einer Stunde Theorie, in der er Fragen beantwortet und Wissenswertes aus dem ersten Kurs wiederholt, zeigt er den neun Teilnehmern des weiterführenden Obstbaum-Schnittkurses anhand unterschiedlich alter Obstbäume, wie man Anzeichen von Vergreisung erkennt und wie man diese aufhält.

Eine wichtige Regel dabei ist es, gerade bei Bäumen, die lange keine Pflege erhalten haben, anfangs nicht zu viel wegzuschneiden. Hier strikt nach Lehrbuch vorzugehen, sei kontraproduktiv, erklärt Löschner. „Bei einem ‚Gemetzel‘ reagiert der Baum mit vielen neuen Austrieben.“ Für die Baumschnitt-Laien sieht allerdings auch das aus Sicht des Profis zurückhaltende Beschneiden nach Gemetzel aus. Man müsse sich zunächst ganz schön überwinden, den Baum nach den gelernten Regeln zu verjüngen. Auf der Streuobstwiese lernen die Teilnehmer schnell, einsetzende Vergreisung zu erkennen: Während jüngere Bäume noch mit vielen senkrecht nach oben wachsenden Ästen (Wasserschossen) austrieben, zeigten vergreisende Bäume kaum noch Neutriebe, da sie ihre ganze Energie in die Frucht stecken.

„Ich habe zu Hause schon versucht, das Gelernte aus dem ersten Kurs umzusetzen – ganz moderat und vorsichtig“, sagt einer der Teilnehmer, der im Januar bereits den Grundkursus in dem Erkrather Naturschutzzentrum besucht hatte: „Das ist ein Prozess, an dem man arbeiten muss.“

Löschner riet damals dazu, unbedingt Vorher-/Nachher-Fotos von den Bäumen zu machen. Anhand der Dokumentation könne man dann in den Folgejahren nachvollziehen, was erreicht wurde – und ob man mit dem Schnitt auf dem richtigen Weg ist.

Anhand der von Gerd-Dieter Löschner und seinem Sohn Torben auf der Wiese des Naturschutzzentrums während des Kurses beschnittenen Obstbäume können die Teilnehmer gut nachvollziehen, wie sich der Einsatz lohnt: Die „ungepflegten Greise“ machten schon nach dem Schnittkurs einen deutlich frischeren Eindruck.

Bevor die Landschaftspfleger aber zu Säge oder Gartenhippe greifen, versuchen die Teilnehmer mit den zuvor erlernten Regeln zu erkennen, welche Äste herausgeschnitten werden sollen. Dabei wiederholt Löschner zunächst die Prinzipien wie breitpyramidaler Schnitt sowie Ableitung und Wuchsbremse.

„Streuobst ist im Gegensatz zum heutigen Erwerbsobst genetisch auf langes Tragen ausgelegt. Wenn man solche Obstbäume schneidet, werden sie uralt“, erklärt Experte Löschner der aufmerksamen Runde. Auch lange nicht gepflegte Bäume könne man so wieder reaktivieren.

Die Pflege sorgt nicht nur dafür, dass die Bäume mehr und länger tragen, sondern ermöglicht auch, dass sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten werden. Alte Obstbäume zu retten, hat darüber hinaus auch einen ökologischen Wert: Erst im Alter entwickeln sich durch ausgebrochene Äste Höhlungen, die Vögeln, Insekten und kleinen Säugetieren Unterschlupf bietet.

Für den Winterschnitt ist noch  einige Wochen Zeit. Er wird während der Vegetationsruhe vollzogen – also dem Zeitpunkt, in dem die Pflanzen photosynthetisch inaktiv sind und keinerlei Wachstum, Blühaktivität beziehungsweise Fruchtbildung stattfindet.

Gerd-Dieter Löschner rät hier indes aufgrund der in den vergangenen Jahren im Frühjahr bereits recht hohen Temperaturen, nicht allzu spät – also bis spätestens Ende März – zu schneiden. So werde der Obstbaum nicht unnötig geschwächt.

Die Temperatur beim Schnitt ist übrigens nicht relevant – zumindest für den Baum.

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