Naturschutzwacht in Mettmann Ranger werden bedroht und beschimpft

Über Natur informieren, Fehlverhalten aufklären: Das sind Aufgaben der Naturschutzwächter. Sie werden immer häufiger angefeindet.

 Hans-Joachim Friebe ist seit 40 Jahren Naturschutzwächter für den Bezirk Gruiten.

Hans-Joachim Friebe ist seit 40 Jahren Naturschutzwächter für den Bezirk Gruiten.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Von Ignoranz über Beschimpfungen bis hin zum tätlichen Übergriff – die Naturschutzwächter im Kreis Mettmann erleben so manches, wenn sie Störer auf ihr Fehlverhalten hinweisen. Hohn statt Respekt ernten die Ehrenamtler in ihrer Freizeit – der für Gruiten zuständige Hans-Joachim Friebe ist sogar schon einmal angegriffen worden. Er und seine Mitstreiter wollen etwas an dieser Situation ändern, doch dazu fehle ihnen der Rückhalt der unteren Naturschutzbehörde.

Die Naturschutzwacht besteht aus 22 Mitgliedern, die ehrenamtlich als Außendienstler für den Kreis tätig sind. Sie informieren Behörden über Veränderungen in der Landschaft, arbeiten darauf hin, Schäden von der Natur abzuwenden, und klären über Landschaftspflege auf. Ihr Augenmerk liegt auf umweltgefährdenden Eingriffen wie Baumaßnahmen, Rodung und Müllablagerung. Störer sollen von den Naturschutzwächtern vor Ort auf die tatsächlichen und rechtlichen Folgen ihres Fehlverhaltens hingewiesen werden. Bei akuten oder wiederholendem Handeln können Vorgänge sogar zur Anzeige gebracht werden.

„Die verlaufen aber meistens im Sande, weil der Täter nicht ermittelt werden kann“, berichtet Sven Kübler, Mitglied des Naturschutzbeirats beim Kreis Mettmann. Den Rangern möchte er für ihre Tätigkeit allerdings nicht mehr Befugnisse zusprechen. Er wünsche sich dennoch mehr Respekt und eine bessere Aufklärung über ihr Handeln. Dazu fehle allerdings der Rückhalt im Kreis. Seine Vorschläge seien von der Verwaltung nicht beachtet oder nicht angenommen worden. Kübler sieht auffällige Kleidungsstücke, etwa Jacken oder Westen, für die Naturschutzwächter vor. Die Kleidung sei wenig kostenaufwendig, untermauere jedoch die Position der Wächter: Ehrenamtler, die für den Kreis eine konkrete Aufgabe erledigen. Zum anderen plädiert Kübler für mehr Kontrollen durch Ordnungskräfte in den Gebieten. So können Störer, zum Beispiel Personen, die das Hunde-Anleingebot nicht einhalten oder abseits der erlaubten Strecken Radfahren, unmittelbar geahndet werden.

 Rangerin Silke Thus’ Revier ist unter anderem das Vogelsangbachtal in Heiligenhaus.

Rangerin Silke Thus’ Revier ist unter anderem das Vogelsangbachtal in Heiligenhaus.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Doch Maßnahmen in diese Richtung bleiben aus. „Auch zukünftig sind keine routinemäßigen Kontrollen geplant“, berichtet Tanja Henkel, Sprecherin des Kreises. „Es werden punktuelle und anlassbezogene Kontrollen durchgeführt“, wobei „der Kreis Mettmann im Bedarfsfall durch die Kreispolizeibehörde unterstützt“ werde. Zudem sehe die untere Naturschutzbehörde die „optische Kennzeichnung“ als „nicht sinnvoll“. Der Dienstausweis sei zur Legitimation ausreichend und eine Weste werde „nicht unbedingt zu mehr Akzeptanz und einem respektvollerem Umgang“ führen. Doch das sehen die Naturschutzbeauftragten anders, erklären die Ranger Silke Thus und Hans-Joachim Friebe. Beide sprechen sich für uniforme Westen aller Wächter aus – für eine bessere Kennzeichnung und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

In dem von Friebe betreuten Bezirk Gruiten herrscht ein großes Problem der Müllablagerung – von Kippenstummeln bis ganzen Möbeln. Der Naturschutzwächter sammle daher täglich eimerweise Abfall, denn eine Einsicht der Umweltverschmutzer werde nur selten erreicht. Im Gegenteil: Friebe werde regelmäßig verbal und einmal sogar tätlich angegangen, berichtet er. Thus, zuständig für den Bezirk Heiligenhaus-Nord, konnte einer körperlichen Auseinandersetzung kürzlich nur knapp entgehen. Ein aufbrausender Radfahrer,  der illegal durch Naturschutzgebiete fuhr, wollte den Hinweis der Wächterin nicht beachten, warf ihr Amtsanmaßung vor und drohte Thus.

Mit einer besseren Kennzeichnung der Wächter sowie Aufklärung über ihr Handeln könne so ein Verhalten zukünftig minimiert werden, sagen Thus und Friebe. Ferner seien Kontrollen der Polizei, bestenfalls gemeinsam mit den Naturschutzwächtern, sinnig. „Ich will eigentlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen“, erklärt Thus. Dennoch seien Kontrollen notwendig, um zu zeigen, dass die Wächter nur über geltendes Recht aufklären wollen und sie dabei den Nötigen Rückhalt vom Kreis haben.

Dass nicht alle Naturschutzwächter mit diesen Problemen konfrontiert sind, erklärt Dietmar Albrecht, zuständig im Bezirk Velbert-Langenberg. „Mir reicht der Ausweis, den ich in allen Jahren nur ein Mal zeigen musste“, berichtet er gelassen. Bisher sei er bei seiner Tätigkeit mit „freundlichen Gesprächen“ in denen über das Fehlverhalten informiere ausgekommen. Er gibt jedoch zu bedenken, dass in seinem Gebiet großteils Ansässige unterwegs seien, die sich korrekt zu verhalten wüssten, wodurch sein Gebiet eine Ausnahme sei.

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