Haan Caritas zieht letztmalig Flüchtlingsbilanz

Haan · Nach dem Vertragswechsel der Stadt zum neuen Anbieter European Homecare hat die Caritas jetzt ihren Abschluss-Jahresbericht vorgelegt. Und der ist beeindruckend.

 Beim Haaner Sommer reichten Naseera Mohammadi, Hilna Hamo und Ute Hollweg internationalen Speisen.

Beim Haaner Sommer reichten Naseera Mohammadi, Hilna Hamo und Ute Hollweg internationalen Speisen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In den städtischen Notunterkünften waren im vergangenen Jahr insgesamt  36 Wohnungslose untergebracht. 89  Personen suchten die Fachberatung für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen auf. Diese Zahlen nennt der aktuelle Jahresbericht, den der Caritas-Kreisverband Mettmann jetzt für Haan vorgelegt hat. Und der ist beeindruckend. Auf 15 Seiten finden sich eine umfassende Beleuchtung des Sozial- und Integrationsmanagements sowie die Bilanz der Lern- und Spielstube für das Jahr 2019 und vieles mehr.

Schwerpunkte der Arbeit mit Wohnungslosen waren im Berichtsjahr demnach die Fachberatung für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten,  aufsuchende Arbeit mit dem allgemeinen sozialen Dienst der Stadt Haan, eine enge Zusammenarbeit mit bestehendem Netzwerk sowie die Vermittlung in eigenen Wohnraum.

Der thematisch größte Bereich des Berichts umfasst nach wie vor die Arbeit mit Flüchtlingen: Mit Stand Oktober 2019 lebten 484 Geflüchtete in Haan. Davon wohnten 216 Personen in städtischen Unterkünften und 268 Menschen in Privatwohnungen. Die Zahl der anerkannten Schutzberechtigten in Haan belief sich laut Caritas im Jahr 2019 auf 201 bis 210  Personen

Insgesamt wurden 25 neue Flüchtlinge nach Haan zugewiesen, inklusive neugeborene Kinder.  Die Schwerpunkte der Arbeit wurden aus den vergangenen beiden Jahren fortgeführt. Zu diesen zählte die Flüchtlings- und Sozialberatung (vor allem Stabilisierung der finanziellen Situation) sowie die aufsuchende Arbeit in den Unterkünften. Außerdem wurde Beratung zur Integration in den Wohnungs- und in den Arbeitsmarkt sowie weitere integrationsunterstützende Angebote angenommen.

Dem Bericht zufolge bestand ein erheblicher Beratungsbedarf: Rund 20 Flüchtlinge nahmen täglich an der Sprechstunde teil. Die wichtigsten Themen waren: Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, aufenthaltsrechtliche Fragen, Deutschkurse, Klärungen mit Kindergärten und Schulen, Schulden- und Gesundheitsangelegenheiten, Klärung der Leistungsbezüge.

 2017 entstand in der Haaner Flüchtlingshilfe ein Filmclub.

2017 entstand in der Haaner Flüchtlingshilfe ein Filmclub.

Foto: Caritas

Die Geflüchteten müssen aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und Komplexität der Rechtslage in Deutschland schrittweise lernen, ihre Angelegenheiten selbst zu bewältigen. In Wohnungen lebende Flüchtlinge  wurden ergänzend zum Abschluss von Verträgen, etwa Internetzugang, Energieversorgung, Haftpflichtversicherung, Bankkontoführung und Unterstützung der Familiensysteme bei auftretenden Familienkrisen beraten.

Bis März 2019 wurden die Unterkünfte Ellscheid, Heidfeld, Dieker Straße, Deller Straße und Düsseldorfer Straße wöchentlich aufgesucht, um dort gemeinsam mit dem Sozialamt unter anderem Hygiene- und weiteren Sachmängeln entgegenzuwirken. Darüber hinaus wurden den Bewohnern individuelle und bedarfsorientierte Unterstützungsleistungen angeboten. Die Unterkunft Düsseldorfer Straße wurde im Juni 2019 geschlossen.

Im Bereich der Wohnungslosenhilfe wurde das seit Jahren bewährte Verfahren in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt Haan laufend fortgeführt. Wurden Räumungsklagen anhängig, dann wurden die betroffenen Familien oder Einzelpersonen zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen oder aufgesucht. Mit Erfolg: 2019 wurden lediglich zwei Räumungsklagen bekannt gegeben.

Doch auch die Arbeitsvermittlung bei Flüchtlingen zeigte Erfolg: In enger Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen konnten 2019 32 Flüchtlinge in Praktika und Arbeitsstellen vermittelt werden. Viele haben sich auch selbstständig auf Arbeitssuche begeben; in einigen Fällen konnten sie sogar Jobs finden.  Von den 32 in den Arbeitsmarkt vermittelten Haaner Flüchtlingen haben sechs eine Ausbildung in den Bereichen Pflege, Einzelhandel, Elektrik und Technik begonnen.

In Haan wohnten 2019 rund 200 minderjährige Geflüchtete, die in den Haaner Kindergärten und Schulen untergebracht waren. So gut wie alle Flüchtlingskinder besuchten über drei Jahre einen Kindergarten. Die Unter-Dreijährigen sind vorwiegend mit einer Betreuung im Kindergarten oder in der Tagespflege versorgt worden.

Der Bericht weist noch eine Vielzahl weiterer Punkte auf – von Begegnungen und Festen über Schulungen bis hin zur Entwicklung des ehrenamtlichen Engagements. „Die Zahl der an der Flüchtlingshilfe interessierten Personen hat sich nicht verändert“, heißt es da. So wurden weiterhin mehr als 160 Personen über den Mail-/ und Postverteiler der Caritas-Flüchtlingshilfe in Haan erreicht.

Jedoch setzte sich der Caritas zufolge ein Negativtrend des Vorjahres fort, so dass auch 2019 die Zahl der regelmäßig aktiven Ehrenamtlichen rückläufig war. Zum Jahresende waren rund 60 Personen in unterschiedlichen Projekten engagiert. Gründe für den Rückgang seien wie auch im vergangenen Jahr Alter und Gesundheit, Weggang aus Haan, berufliche Veränderung oder ein Engagement in einem anderen Bereich. Aber auch der veränderte Bedarf auf Seiten der Geflüchteten lasse die ein oder andere liebgewordene Aufgabe hinfällig werden wie etwa der Wegfall der Kinderbetreuung zeige.

Eine kleine aber engagierte Anzahl von knapp 20 Ehrenamtlichen begleitet Familien und einzelne Personen bei Fragen im Alltag. Diese reichen von praktischen Hilfestellungen wie Orientierungshilfe bei Einstieg in den falschen Bus bis hin zu Unterstützung bei schulischen Fragestellungen oder der Suche nach Wohnung und Arbeit. „Diese intensive Form des ehrenamtlichen Engagements ist nicht für viele Ehrenamtliche zu leisten“, betont die Caritas. Allerdings werde vielfach berichtet, „dass sich aus dieser Unterstützung ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat“. Teilweise werde sogar von „Oma- oder Opa-Rolle“ gesprochen. Hier bleibe zu hoffen, dass diese Ehrenamtlichen ihr Engagement auch in die Zukunft eigenständig weiterführen werden.

 Ein weiteres gut genutztes Angebot: der Caritas-Herbstzirkus (vl. Orshikh und Max, beide 11, beim Jonglieren).

Ein weiteres gut genutztes Angebot: der Caritas-Herbstzirkus (vl. Orshikh und Max, beide 11, beim Jonglieren).

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auf den wohl traurigsten Punkt der Caritas-Arbeit kommt der Bericht mit einer kurzen nüchternen Zeile ganz am Schluss zu sprechen. Da heißt es: „Leider wird im Jahr 2020 das Sozial- und Integrationsmanagement nicht mehr durch den Caritasverband  durchgeführt.“ Gemeint ist der vertragliche Wechsel der Stadt zum neuen Träger European Homecare. Die Flüchtlingsberatung des Caritasverbandes wurde zum 31. Dezember im vergangenen Jahr aufgrund des auslaufenden Vertrages mit der Stadt Haan eingestellt.

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