Bürger- und Verkehrsverein Gruiten Unermüdlich: die Helfer in der Not aus Gruiten

Haan · Für Wolfgang Stötzner und seine Mitstreiter vom Bürger-und Verkehrsverein Gruiten war 2021 ihr wohl anstrengendstes Jahr in der Vereinsgeschichte.

 Wolfgang Stötzner am oberen Ende vom Dorf. Der BVV-Chef ist ein Ur-Gruitener und dort gut vernetzt.

Wolfgang Stötzner am oberen Ende vom Dorf. Der BVV-Chef ist ein Ur-Gruitener und dort gut vernetzt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Normalerweise besteht ein Jahr für den Gruitener Bürger- und Verkehrsverein aus verschiedenen Tages-Ausflügen, gemeinsamen Aktionen und größeren Fahrten. Von all dem gab es im jetzt fast abgelaufenen Jahr 2021 eher wenig. Stattdessen waren Vorstand und Mitglieder monatelang als Helfer in der Not unterwegs.

Der BVV wurde insbesondere rund um die Hochwasser-Katastrophe vom 14. Juli zum Rettungsanker für viele Betroffene. „Für uns hat das Jahr aus zwei Blöcken bestanden – vor der Flut und nach der Flut“, sagt der Vereinsvorsitzende Wolfgang Stötzner. Noch zu Anfang des Jahres beispielsweise hatte der BVV eine neue Boule-Bahn am Tennisplatz in Gruiten eröffnet: „Das haben wir vor allem getan, um den Auswirkungen der Corona-Kontaktbeschränkungen etwas entgegensetzen zu können“, sagt Stötzner. Sportliches Spiel an der frischen Luft und mit Abstand, das sei gut angekommen bei den Leuten. Und es war ein weiterer Beitrag des BVV zur Erleichterung der Krise, bei deren Beginn er schon mit der Organisation der Gruitener Einkaufshilfe positiv von sich reden gemacht hatte.

Doch nach dem 14. Juli sei das alles in den Hintergrund getreten.

Der Vorsitzende selbst wohnt zwar an der Heinhauser Höhe hochwassergeschützt, doch als er sich abends auf den Weg ins Dorf machte, um die Lage zu erkunden, wurde ihm schnell klar: „Hier ist nichts mehr, wie es war.“

Die Katastrophe stellte nicht nur die Betroffenen, sondern den gesamten Verein vor eine neue Herausforderung – Spenden als Soforthilfe sammeln. Das hört sich einfach an, ist aber mit teils hohen rechtlichen Hürden versehen, wie die Gruitener erfahren mussten. „Wir durften das Geld zwar einnehmen, aber nicht einfach so verteilen“, erinnert sich Wolfgang Stötzner. „Erlaubt war lediglich, die Spendensumme an eine Hilfsorganisation zu übergeben.“ Doch die Mitglieder kannten die Flutopfer besser als jede Hilfsorganisation. Also berief der Verein eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein und änderte die Satzung. Dann wurde in vielen Gesprächen der genaue Bedarf eruiert. Am Ende fanden 206.000 Euro punktgenau ihr Ziel bei Gruitenern, die es dringend nötig hatten.

Als Wolfgang Stötzner vor zehn Jahren in den BVV eintrat, war eine solche Entwicklung nicht absehbar. Der Verein hatte sich unter anderem einen Namen durch seine Wettbewerbe gemacht: „Wer hat den am schönsten bepflanzten Balkon?“ – das beschäftigte über lange Zeit hinweg alljährlich die Öffentlichkeit.

2015 wurde Stötzner vom damaligen Vorstand gebeten, ein Konzept zu entwickeln, das den Verein modernisieren und für jüngere Generation öffnen sollte. Und wie das so ist, hieß es irgendwann: „Als Vorsitzender könntest du das Konzept sicher am leichtesten umsetzen – hast du Lust?“ Stötzner hatte – und steht nun mittlerweile in der dritten Amtszeit. Es soll die letzte sein, weshalb der 76-Jährige innerhalb der verbleibenden zwei Jahre unbedingt einen Nachfolger finden möchte. Die große Herausforderung wird dabei sein, neue Wege zu gehen, ohne den Charakter des BVV aufzugeben, der mittlerweile 260 Mitglieder zählt – auch aus Haan.

Zum Vereinscharakter gehört übrigens auch, die Dinge, die man anpackt, auch weiter zu betreuen. So wie die 2018 zum 100-jährigen Bestehen installierte Wassertret-Anlage. Die wird von den Mitgliedern gehegt und gepflegt – das wirkt, wie Stötzner berichtet: „Wir erleben immer wieder, dass Mütter mit Kindern bei der Anlage im Sommer picknicken. Aber niemand lässt seinen Unrat zurück, die sammeln alles  sauber wieder ein, weil sie mitbekommen haben, wie gepflegt dort alles ist.“

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