Analyse Bürger: Polizeiwache samstags besetzen

Haan · Was leicht klingt, ist ein "heißes Eisen", denn längst ist die Wache nicht mehr rund um die Uhr besetzt.

 Der Leiter der Haaner Polizeidienststelle, Jörg Janke, ist nicht sicher, ob eine besetzte Wache etwas bringt.

Der Leiter der Haaner Polizeidienststelle, Jörg Janke, ist nicht sicher, ob eine besetzte Wache etwas bringt.

Foto: Staschik

Unter den Haaner Bürgern wächst offenbar der Wunsch nach einer Besetzung der Polizeiwache auch zu Wochenmarktzeiten. Das berichtet Meike Lukat, Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH). Sie hat daher einen Antrag bei Thomas Hendele, Landrat des Kreises Mettmann, gestellt, der zugleich auch Leiter der Kreispolizeibehörde ist. Ziel des Antrages ist es, die Wache in Haan auch zu den Zeiten des Wochenmarktes samstags, 8 bis 14 Uhr, zu besetzen.

"Die Bürger wollen einen direkten Ansprechpartner haben", sagt Lukat. Schon mehrfach sei sie von den Haanern darauf angesprochen worden. "Viele Menschen vermissen es, dass sie am Samstag nicht mehr auf die Wache gehen können."

Dabei geht es den Bürgern offenbar nicht um fehlendes Sicherheitsempfinden. Denn auf dem Wochenmarkt ist die Stimmung eher friedlich. Es gibt keine Angsträume, kein Gefühl der Bedrohung. Vielmehr gehe es darum, einen Ansprechpartner zu haben, wenn ein Portemonnaie verloren gehe oder gestohlen werde oder wenn Kinder ihre Eltern wiederfinden wollen.

Lukat ist selbst Kriminalbeamtin und in den Jahren 1994 bis '98 Streife in Haan gefahren, auch samstagvormittags. "Es war immer irgend etwas", erinnert sie sich an den Gesprächsbedarf der Bürger. Die Wache für einen halben Tag mit zumindest einer Person zu besetzen, das hält sie für "eine realistisch erreichbare Größe".

Doch was so leichthin klingt, ist "ein heißes Eisen", wie der Leiter der Haaner Polizeidienststelle, Jörg Janke, sagt. Denn längst ist die Wache nicht mehr rund um die Uhr besetzt. Die Dienstzeiten wurden sehr zum Unmut der Haaner Bürger reduziert. Sie reichen laut Polizei-Sprecher Frank Sobotta mittlerweile nur noch von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr. Jenseits dieser Zeiten können die Bürger über eine Fernsprechanlage, die an der Haaner Wache installiert ist, Kontakt mit der Polizeiwache in Mettmann aufnehmen. Doch das funktioniert nicht immer, berichtet Meike Lukat von Schilderungen der Haaner Bürger: "Oft ging der Ruf ins Leere."

So ist die Situation nicht zufriedenstellend. Das berichtete Bürgermeister Knut vom Bovert auch in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Bauvergabe, Feuerschutz und Ordnungsangelegenheiten. Immer wieder seien Gespräche mit dem Landrat geführt worden, doch der habe bislang keinen Bedarf für eine Ausweitung der Dienstzeiten gesehen.

Bei den zuständigen Behörden zeigt man sich dem jüngsten Haaner Vorstoß gegenüber denn auch offen, aber skeptisch. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Interesse der Haaner Bürger, zur Polizei zu gehen, größer ist als an anderen Tagen", überlegt Polizeisprecher Sobotta. Darüber hinaus habe die Polizei mit "knapper werdenden personellen Ressourcen" zu kämpfen. "Wer auf der Wache sitzt, der fehlt uns vielleicht draußen." Sobotta verweist daher auf die derzeit laufende Bearbeitung des Antrags, der am Freitag beim Landratsamt eingegangen sei: "Das muss alles erst geprüft werden."

Ähnlich lautet auch die Auskunft von Kreisdirektor Martin-M. Richter. Er vertritt Landrat Hendele aktuell während dessen Urlaubs. "Wir haben bei den Behörden einen Bericht in Auftrag gegeben", sagt Richter. Zunächst gelte es, unter anderem von der Polizei "eine fachliche Einschätzung einzuholen." Doch auch er ist skeptisch: "Wenn man die Wache aufmacht, ist erst mal nichts gewonnen", überlegt Richter. Viel sinnvoller sei es doch, so ist aus verschiedenen Richtungen zu hören, einen Beamten in Uniform auf Streife zu schicken. So könne das subjektive Sicherheitsgefühl bei den Bürgern eher gesteigert werden als mit einer offenen Wache. Das klingt plausibel, hat doch ein Uniformierter Signalwirkung. Daher wird womöglich auch geprüft, ob es nicht der sinnvollere Weg ist, einen Beamten zu Fuß über den Wochenmarkt zu schicken. Denn fest steht auch: Allein die Option, die Wache für Anfragen von Bürgern geöffnet zu halten, kostet Geld. Nicht bekannt ist, wie häufig diese Option von den Bürgern dann tatsächlich genutzt wird. Zahlen dazu könnten bei der Entscheidungsfindung helfen.

Die Haaner Anfrage genießt im Landratsamt zwar nicht unbedingt Priorität, wie Kreisdirektor Richter weiter ausführt. "Ich sehe darin keine besondere Eilbedürftigkeit." Doch er glaubt, dass Landrat Thomas Hendele nach Rückkehr aus seinem Urlaub bereits ein Antwortentwurf vorliegen wird. Das ist in drei Wochen.

(RP)
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