Haan Brandschutz macht Kultur in Kirchen schwierig

Haan · Die Empore in der Evangelischen Kirche in Haan muss bei außerkirchlichen Veranstaltungen geschlossen bleiben. Beim Gottesdienst ist sie nutzbar. Katholiken wollen umbauen.

 50 Besucher kamen jüngst zum Kammerkonzert in die evangelische Kirche. Trotzdem durfte die Empore in der Kirche nicht genutzt werden. Ein Schild wies darauf hin.

50 Besucher kamen jüngst zum Kammerkonzert in die evangelische Kirche. Trotzdem durfte die Empore in der Kirche nicht genutzt werden. Ein Schild wies darauf hin.

Foto: ""

Brandschutz ist wichtig. Zum Beispiel bei Veranstaltungen mit vielen Menschen - Flucht- und Rettungswege müssen frei sein, das haben dramatische Ereignisse in der Vergangenheit gezeigt. Für Kirchen können Kulturveranstaltungen dadurch zu einem Problem werden.

Zuletzt wurde die Empore in der Evangelischen Kirche an der Kaiserstraße in Haan "Opfer" des Brandschutzes und darf nicht betreten werden. "Der Empore fehlen die vorgeschriebenen Fluchtwege", erklärt Presbyteriumsmitglied Reinhard Pech. Allerdings nur im Rahmen von Kulturveranstaltungen. Bei Gottesdiensten, auch bei solchen mit vielen Teilnehmern, darf die Empore geöffnet bleiben. Warum das so ist, erklärt Klaus Kappert von der Haaner Feuerwehr: "Liturgische, also kirchliche, Ereignisse fallen nicht unter die Versammlungsstättenverordnung." Nach diesem Teil der Sonderbauverordnung müsse man sich aber bei außerkirchlichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Konzerten, richten. Als Beauftragter für den baulichen Brandschutz muss Kappert dabei beispielsweise auf ausreichende Fluchtwege und Notausgänge achten. Und ständig auf dem neuesten Stand bleiben. "Gesetze und Verordnungen in diesem Bereich ändern sich immer wieder."

"Im Grunde müssten wir uns diese Regelung auch für die Gottesdienste überlegen", sagt Pech und hat Recht. Denn an der Menge der Menschen auf dem Vorsprung ändert sich im Zweifelsfall nichts, nur an der Gesetzeslage. Bei eventuellen Umbauten sieht Pech einen Konflikt mit dem Denkmalschutz. "Ich kann mir keine Notabstiegsleitern vorstellen, die mit der Architektur harmonisch vereinbar wären", sagt der Presbyter und zeigt Verständnis: "Man muss das Risiko begrenzen. Passiert doch etwas, sind die Vorwürfe am Ende groß." Und auch darüber hinaus reagiert die Kirche. "Niemand will so etwas wie bei der Loveparade in Duisburg erleben. Bei Veranstaltungen haben wir daher auch eine Höchstzahl von 399 Besuchern beschlossen - mehr kommen nicht rein," sagt Pech.

Seit 2013 Heino in der St. Chrysanthus und Daria seinen vielumjubelten Auftritt hatte, gab es dort kein weiteres vergleichbar großes Event. Das liege eben auch an den hohen Sicherheitsbestimmungen, sagt Pfarrer Reiner Nieswandt. "Die Kirche wurde nicht unter solchen Gesichtspunkten gebaut." Es sei zwar möglich, aber: "Je aufwendiger so etwas ist, desto teurer wird es auch." Allerdings werde für die nächsten Jahre eine Innen- und Außenrenovierung geplant. Das bedeutet zum einen einen neuen Anstrich, aber auch eine Erneuerung der Elektrik und eine neue Lichtgestaltung. "In dem Zusammenhang schauen wir auch auf Sicherheitsaspekte, so dass in Zukunft auch wieder größere Konzerte mit einem erhöhten technischen Aufwand möglich sind." Das sei wichtig, da die Kirche ein Bestandteil des kulturellen Lebens in der Stadt sei.

Brandschutz bereitet derzeit auch ein Problem bei Veranstaltungen in der Aula des Gymnasiums (siehe Box).

(höv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort