Haan Bienenzüchter kämpfen gegen die Milbe

Haan · Seit fünf Jahren sind die Haaner Bienenzüchter beim Kampf gegen die gefürchtete Varroa-Milbe mit dem "Haaner Modell" erfolgreich.

Haan: Bienenzüchter kämpfen gegen die Milbe
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Ein Jahr lang schwingen sie das Zepter. Danach ist Schluss. Der Thron muss geräumt werden - für die nächste Königin. Was sich nach unruhigen königlichen Amtsgeschäften anhört, heißt beim Haaner Bienenzuchtverein einfach nur das "Haaner Modell". Und wenn alles gut läuft, wird man darüber bald auch jenseits der Landesgrenzen sprechen. "Es gibt bereits Anfragen aus den Niederlanden", berichtet Harry Lieske. Dorthin will der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins in Kürze reisen, um über ebendieses Modell und seine Erfolgsgeschichte zu berichten.

Beim Kampf gegen die gefürchtete Varroa-Milbe gehen die Haaner Bienenzüchter nun seit fünf Jahrenschon neue Wege. Dieser Parasit gilt als verantwortlich für das immer wieder im Herbst und Winter auftretende seuchenartige Bienensterben. Als sich herausstellte, dass die neue "Thronfolgeregelung" mehr war als nur eine spannende Idee, wurde im vergangenen Herbst ein Name für das Prozedere gesucht. Der war mit dem "Haaner Modell" schnell gefunden und seither will die Fachwelt wissen, was sich dahinter verbirgt. Denn im Gegensatz zu anderen Züchtern im Kreisgebiet starten die Haaner auch diesmal wieder ohne Verluste ins neue Bienenjahr.

"Wir tauschen jedes Jahr die Königin aus und sorgen so für eine Brutpause", verrät Harry Lieske. Was sich einfach anhört, ist jedoch eine recht komplizierte Angelegenheit. Schließlich ist es keineswegs so, dass die alte Bienenkönigin ihren Platz für eine Nachfolgerin räumt. Stattdessen werden so genannte Edellarven in den Stock eingeschleust, um die sich das Bienenvolk sofort eifrig kümmert. Der Wechsel alt gegen neu muss dazu auch noch ziemlich flott passieren, damit die Bienen nicht auf der Suche nach der verlorenen Königin ausschwärmen. "Sobald die Larven im Stock sind, kehrt wieder Ruhe ein", weiß Harry Lieske.

Und was hat das alles nun mit der Varroa-Milbe zutun? Dafür hat der passionierte Bienenzüchter eine einfache Antwort: "Die Brutpause ist für die Bienen wie ein Jungbrunnen. Wir gehen mit kräftigen Völkern in den Winter und kommen so auch wieder heraus." Außerdem könne die Zeit genutzt werden, um der Milbe, die sich in den Brutzellen versteckt, mit biologischen Mitteln zu Leibe zu rücken.

Nach der willkommenen Auszeit in Sachen "Brutpflege" geht im Bienenstock dann alles weiter wie gewohnt. Wer das geschäftige Treiben für ein summendes und brummendes Durcheinander hält, sollte sich jedoch eines Besseren belehren lassen. "Die neue Königin fühlt sich schnell zuhause und sorgt sofort wieder für Nachwuchs", weiß Harry Lieske. Meist wird die Brutpflege von den jungen Bienen erledigt. So ganz nebenbei müssen noch die Zellen geputzt und der Honig gelagert werden. "Die sind für den Innendienst zuständig", ist der Bienenzüchter fasziniert von der funktionierenden Arbeitsteilung. Für die älteren Stockbewohner geht's auf der Karriereleiter schnell nach oben, sie übernehmen derweilen den Bau der Waben und die Fluglochwache.

Übrigens: Wenn die männlichen Partner ihren Dienst getan haben, werden sie nicht mehr gebraucht. "Die werden als nutzlose Fresser aus dem Bienenstock geworfen und dürfen nicht mehr rein", schmunzelt Lieske. Nur so kann das Bienenvolk den Winter überleben und für neuen Nachwuchs sorgen. In der kalten Jahreszeit heizen die Bienen durch Flügelschläge das Bienenhaus auf gemütliche 14 Grad auf. In den Brutwaben ist Akkordarbeit angesagt - der Nachwuchs braucht bei Wind und Wetter etwa 35 Grad, um sich entwickeln zu können. Und im Juli wird's dann wieder Zeit für den Thronwechsel.

(RP)
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