Haan Bahn frei für Gruselmonster und Autoscooter

Haan · Schon der Aufbau der Kirmes ist in Haan eine Attraktion. Schaulustige und ganze Kita-Gruppen kommen vorbei und staunen.

Christina Keller, ihr Lebensgefährte Hans-Joachim Wagner und ihr Bruder Andreas Suchowitzki und haben einen Logenplatz. Mit Cappuccino und Latte Macchiato sitzen sie vor dem Eis-Café "Piccolo" an der Kaiserstraße und beobachten, was um sie herum geschieht: Die Haaner Kirmes wird aufgebaut, damit sie morgen um 14 Uhr starten kann. "Wir kommen jedes Jahr, um beim Aufbau zu gucken", erzählt die 46-Jährige. Was sie daran so faszinierend findet? "Die ganze Atmosphäre, und wenn man sieht, wie rasend schnell das geht." Außerdem wächst die Vorfreude: Für alt eingesessene Haaner sei die Kirmes einfach ein Muss. "Einfach nur genießen, mit Freunden treffen", das haben die drei am Wochenende vor.

Bis dahin muss noch viel erledigt werden. Arbeiter setzen unter lauten Kommandos die Fahrgeschäfte Stück für Stück zusammen, klettern dazu in schwindelerregende Höhen oder kriechen unter tonnenschwere Metallteile. Die Fahrzeuge des Autoscooter sind noch mit Planen verpackt. Ein Kran auf dem Neuen Markt hievt Einzelteile des Schriftzugs "Break Dancer" nach oben. Auch das benachbarte Riesenrad bekommt einen Schriftzug: Bald schon wird das Wort "Jupiter" dank Hunderter Glühbirnen weithin sichtbar leuchten.

Marion und Ewald Müller haben keinen Kran. Die Einzelteile ihres Standes müssen sie selbst schleppen. "Müllers Wilhelm-Tell-Sport" ist darauf zu lesen. Bei ihnen ist Geschicklichkeit gefragt: Mit dem Pfeil gilt es, Plastik-Äpfel von Puppenköpfen zu schießen. Wer Glück hat, kann rote Plüschherzen, die bei Kindern beliebten Zeichentrick-Figuren Minions oder andere Preise gewinnen. Wie lange sie bei der Haaner Kirmes mitmachen, wissen beide schon gar nicht mehr. "20 Jahre?", fragt Ewald Müller und schaut nachdenklich seine Frau an. "Über die Zeit sind Freundschaften entstanden. Es gibt viele Kinder, die wir heranwachsen sehen, und die schon mit ihren eigenen Kindern kommen", erzählt diese, und ihr Mann schmunzelt: "Und Du gehst hier sogar zum Friseur."

Auch Dieter Ullrich kennt die Haaner Kirmes in- und auswendig. Er baut mit seinen Kollegen unweit des Haaner Rathauses eine Geisterbahn zusammen. "Zwei bis drei Tage dauert es, bis wir hier fertig sind", sagt der 67-Jährige. 48 Jahre schon arbeitet er auf Volksfesten, reist in seinem Campingwagen mit. "Mir macht's Spaß", sagt Ullrich, der aus Goslar kommt, aber mittlerweile in Oberhausen lebt. Körperhaltung und Blessuren zeugen jedoch von harter Arbeit.

Mustafa Cinar steht rauchend vor seinem Kiosk an der Kaiserstraße. Er freut sich auf die Kirmes, beschert sie ihm doch viele Kunden. Sind es an normalen Tagen rund 500, so kommen an Kirmestagen bis zu 1000, die bei ihm vor allem Zigaretten und alkoholische Mixgetränke kaufen. "Das ist der Jackpot", sagt Cinar. Allerdings muss er während der Kirmes neben drei Aushilfen auch einen Türsteher beschäftigen.

Von all dem wissen die 19 Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte Kattendahl nichts. Die Zwei- bis Sechsjährigen bilden nur eine von vielen Kita-Gruppen, die sich den Aufbau der Kirmes in Begleitung von jeweils zwei Erziehern ansehen. Die Kinder, mit denen Bianca Maloschek und Karima El Mokaddam unterwegs sind, kommen aus Hochdahl. Mit dem Linienbus sind sie gegen 10 Uhr nach Haan gefahren. Um 12 Uhr geht es wieder zurück nach Hause. Gefällt ihnen die Haaner Kirmes? "Jaaaaa!", rufen 19 zarte Kinderstimmchen. Dann legen die Kleinen den Kopf in den Nacken und blinzeln in die Sonne, um das Riesenrad zu sehen.

(RP)
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