Haan Ausschuss legt Wohnraumgröße fest

Haan · Lange Diskussion in gemeinsamer Sitzung endete in Mehrheitsentscheidung.

Im Grunde hätte sich die Haaner Politik die gemeinsame Sitzung des Sozial- und Integrationsausschusses und des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr sparen können. Denn die am Ende mit Mehrheit getroffene Entscheidung entsprach genau der, die der Sozialausschuss schon im März gefasst hatte. Demnach soll in städtischen Wohnunterkünften einem alleinstehenden Erwachsenen eine Fläche von 15 Quadratmeter zur Verfügung stehen. 30 Quadratmeter sollen für ein Ehepaar oder eine Lebenspartnerschaft bereitgestellt werden. Ein Kind unter sechs Jahren hat Anspruch auf zehn, ein Kind über sechs auf 15 Quadratmeter.

Die CDU-Fraktion unterlag mit ihrem Antrag, für Alleinstehende und Familien mit Kind in jedem Fall getrennte Unterkünfte vorzusehen. Beschlossen wurde, dass Familienbereiche mit abgeschlossenen und mehreren Räumen ausgestattet sein sollen. Reinhard Zipper (FDP) fand es nicht einsichtig, dass der zwischen Stadt und Caritas diskutierte Vorschlag über die Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hinausgeht; die hält 10 Quadratmeter für Alleinstehende, 20 Quadratmeter für Paare und 6 Quadratmeter für Kinder unter 6 bzw. 10 Quadratmeter für Kinder über 6 Jahre für ausreichend.

Klaus Gärtner, der sich bei der Caritas um das Wohnungslosenmanagement in Haan kümmert, verwies auf die allgemeinen Wohnumstände in unserer Region. Die Einquartierung in zu kleine Räume wecke keinen Ehrgeiz, wieder in eine normale Wohnung zurückkehren zu können. Vielmehr sei das oft ein Weg in die Selbstaufgabe. Je länger die Unterbringung dauere, desto teurer werde es am Ende.

Die jetzt festgelegten Mindeststandards - sie müssten am 26. Juni im Hauptausschuss und am 4. Juli im Stadtrat noch bestätigt werden - können jetzt von der Verwaltung für die anstehende Planung neuer Unterkünfte genutzt werden. So soll am Standort Heidfeld Ersatz für die völlig maroden Gebäude geschaffen werden. Um die konzipieren zu können, müssen die Architekten wissen, wie groß Räume sein müssen. Daraus ergibt sich auch, welches Angebot am Ende am jeweiligen Standort gemacht werden kann. Harald Giebels (CDU) stellte fest, dass die Zahlen unterzubringender Menschen ansteigen, die Stadt also mehr Unterkünfte an mehr Standorten schaffen müsse.

Sozialamtsleiter Michael Schneider erklärte, die Verweildauer in den Unterkünften sei unterschiedlich. Viele, die plötzlich ihre Wohnung verlassen müssen und damit obdachlos sind, fänden oft schon nach wenigen Wochen eine neue Bleibe - im Zweifel auch bei der Familie. Die meisten Bewohner der Obdachlosenunterkünfte aber seien auf dem freien Wohnungsmarkt nicht mehr vermittelbar. Die Gerichte sprächen von "menschenwürdigen" Unterkünften. Was unter "menschenwürdig" zu verstehen sei, richte sich auch nach den allgemein im Ort vorhandenen Wohnverhältnissen. Sozialdezernentin Dagmar Formella wies darauf hin, dass in den Flüchtlingsunterkünften 15 Quadratmeter Fläche für einen erwachsenen Bewohner vorhanden seien. Klaus Gärtner hielt auch die 15 Quadratmeter schon für das "ganz unterste Level".

(-dts)
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