Haan Amerikaner suchen in Haan nach ihren Wurzeln

Unvermittelt standen fremde Menschen auf dem Hof eines Hauses am Alten Kirchplatz in Haan. Als Maike Piepenstock die Unbekannten ansprach, stellte sich rasch heraus, dass die US-Amerikaner auf der Suche nach ihren deutschen Wurzeln waren.

 Amerikanische Familie auf Ahnensuche mit Historiker Martin Banniza vor dem Bestattungsinstitut Feldhaus, früher „Haus Bachtenkirchen“.

Amerikanische Familie auf Ahnensuche mit Historiker Martin Banniza vor dem Bestattungsinstitut Feldhaus, früher „Haus Bachtenkirchen“.

Foto: Maike Piepenstock

Es war am vorigen Freitag, als Maike Piepenstock fremde Leute auf ihrem Grundstück bemerkte: „Die standen auf dem Hof, guckten, trauten sich aber nicht rein. Die Juniorchefin des Bestattungshauses Feldhaus sprach sie an und stellte schnell fest, dass es Amerikaner waren, die ihren Deutschlandtrip zur Ahnensuche nutzten und sich für das Haus interessierten. „Nicht für das Beerdigungsinstitut, sondern für das Gebäude. Dan, Mary und Mark Linsted aus Kansas hatten das Haus im Internet gefunden. Mary ist eine geborene Bachtenkirchen – und dieser Name ist uns dann doch sehr vertraut: So hieß unser Haus mal.“

Man kam ins Gespräch,unterhielt sich über die Herkunft von Namen. „Nachnamen sind oft entstanden, indem Menschen nach ihrem Wohnort oder ihrem Beruf benannt worden sind“, weiß Maike Piepenstock. „Unser Haus hat eine noch viel längere Tradition als unser Unternehmen und hatte wie viele Höfe, Siedlungen und Orte in den letzten Jahrhunderten verschiedene Namen: So gehörte es im 16. Jahrhundert zu den Höfen „Bachtenkirchen“, was ins heutige Hochdeutsch übersetzt soviel wie „Höfe hinter der Kirche" heißt. Ob unser heutiges Haus schon damals stand oder es etwa 150 Jahre später gebaut wurde, wissen wir nicht.“ Sie weiß nur, dass lediglich die denkmalgeschützte Fassade original ist und dass ihr Urgroßvater Feldhaus es in den 1930er Jahren gekauft hat. Daher hat das Bestattungsinstitut seinen Namen.

Neugierig geworden, entschloss sich Piepenstock, Martin Banniza, Haans Stadtführer und Heimathistoriker, um Hilfe zu bitten.„Das war alles sehr kurzfristig, da konnte ich kaum in Archiven recherchieren“, sagt er. Immerhin bot er den amerikanischen Touristen und den Piepenstocks schon am nächsten Tag eine Führung durch das historische Haan an. Familie Linsted, erfuhr er, „weiß über Marys Ahnen nur, dass sie schon relativ früh ausgewandert sind, um 1800. Aber wo genau sie herkamen und warum sie das Land verließen, ist bisher nicht bekannt. Das können wirtschaftliche oder religiöse Gründe gewesen sein.“ Martin Bannizas Forschungseifer ist geweckt: „Ich habe sie bereits auf einige Anlaufadressen hingewiesen und werde ihnen weitere zusammenstellen und schicken.“ Es gibt Spuren, die nach Haan, und andere, die nach Westfalen und ins Saarland führen. Haan sei ein Internettreffer – wegen Haus Bachtenkirchen.

Banniza weiß: „Das ist eine mühsame Suche in evangelischen Kirchenbüchern, vielleicht auch im Landesarchiv oder bei der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde.“ Auch Steuerlisten aus dem 17. Jahrhundert könne man heranziehen, überlegt er. Fest steht: Alle Beteiligten wollen in Kontakt bleiben und Informationen austauschen. Sowohl Banniza als auch Maike Piepenstock gehen von Monaten aus, bis es neue Ergebnisse aus den.Archiven gibt.

Die amerikanische Familie ist am Montag weiter gereist auf ihrer Deutschlandtour: Trier und Heidelberg stehen noch auf dem Programm, weiß die Bestatterin.

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