Haan Ärger um wucherndes Gras auf Obstwiese

Haan · Immer wieder kritisieren Bürger den Pflegezustand öffentlicher Flächen. Viele Pflegearbeiten erledigen private Unternehmen.

 2010 wurde die Wiese unter Schutz gestellt. Das Foto wurde von der gleichen Stelle geschossen.

2010 wurde die Wiese unter Schutz gestellt. Das Foto wurde von der gleichen Stelle geschossen.

Foto: ati

Hüfthoch steht Gras auf der Streuobstwiese in der Hofschaft Horst. Das sieht nicht idyllisch aus, sondern ungepflegt. Und darüber ärgern die sich die Anwohner. Sie haben sich schon mehrfach an den Betriebshof gewandt, der für die Mahd zuständig ist. Doch bisher ohne Erfolg. In der jüngsten Stadtratssitzung teilte die Verwaltung mit, die Wiese solle im Juli und spätestens im Oktober gemäht werden. "Das klingt ja gut", kommentierte Gisela Hill die Ankündigung. Auf Antrag der Anwohnerin und ihres Mannes Helmut war die Wiese 2010 per Bebauungsplan geschützt worden, um ein Bebauen des ökologisch wertvollen Geländes zu verhindern. Im vierten Jahr nach diesem Schritt fühlen sich die Bürger aber allein gelassen. "Wir alle hier pflegen unsere Häuser wie doll, aber die Wiese macht einen ungepflegten Eindruck", sagt Gisela Hill. "Wir haben in der Nachbarschaft schon überlegt, uns zusammenzutun und die Wiese mähen zu lassen." Aber darauf sei die Stadt nicht eingegangen. Im vorigen Jahr sei das hohe Gras erst im November gemäht worden, erzählt Gisela Hill.

 Helmut und Gisela Hill auf der Wiese. Streuobstwiese. Ihr Fachwerkhaus wird vom Laub verdeckt.

Helmut und Gisela Hill auf der Wiese. Streuobstwiese. Ihr Fachwerkhaus wird vom Laub verdeckt.

Foto: ola

"Dass extensiv gepflegte Wiesen in Haan sehr üppig mit schnell wachsendem Gras bewachsen sind und weniger mit Wildkräutern, liegt an den nährstoffreichen, guten Böden und einer ausreichenden Wasserversorgung", heißt es in der Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage von Meike Lukat (Wählergemeinschaft lebenswertes Haan, WLH). Trotzdem sei "die Artenvielfalt von Flora und Fauna auf der Streuobstwiese im Horst immer noch erheblich größer als in einer intensiv gemähten Rasenfläche. Von daher hat sie ihre Funktion nach wie vor in Verbindung mit dem Baumbestand als Lebensraum für Kleintiere und Insekten", stellt Technischer Beigeordneter Engin Alsparslan klar.

Lukat hatte in einem Schreiben an Bürgermeister Knut vom Bovert das negative Bild beklagt, das sich Besuchern der letzten erhaltenen Haaner Hofschaft mit ihren alten Fachwerkhäusern biete. Nicht nur die "vollkommen verwahrloste Streuobstwiese", sondern auch ein "Drahtzaun, der unpassender kaum sein kann", konterkariere das Bild der gepflegten Hofschaft.

Die stellt - was den Zaun angeht - die Verwaltung nicht in Aussicht. Die Einzäunung der Wiese zum Fahrweg hin sei beim Ankauf der Fläche im Jahre 2000 mit übernommen worden. "In der Vergangenheit hat dieser einfache Drahtzaun immer wieder verhindert, dass die geschützte Wiese durch wildes Parken von Fahrzeugen zerstört wird. So lange der Zaun diese Funktion erfüllt, wird er auch weiterhin erhalten und bei Bedarf ausgebessert."

Gisela Hill kann das Argument nachvollziehen, dass der Zaun das Parken verhindert. "Denkbar wäre doch aber auch, am Rand aufgeschnittene Baumstämme abzulegen. Dann könnte auch kein Auto parken, aber die Wiese würde einladender wirken", hat sie eine alternative Idee. Oft sind es unterschiedliche Sichtweisen, die für Unmut sorgen. So legte die Stadt, Jahre nachdem ein Feuer die Fußgängerbrücke über das Sandbachtal zerstört hatte, einen neuen Weg aus dem Tal hinauf zur Böttingerstraße an; für ein Zehntel der Kosten, die ein Neubau der Brücke gekostet hätte. Die Verbindung wird von Fußgängern gern genutzt. Die frühere Brückenrampe hat der Betriebshof mit Schnittgut versperrt, um zu verhindern, dass zum Beispiel Mountainbiker in den Talraum fahren und dort Flora und Fauna beeinträchtigen. Bürger werteten das an einem Dialogstand der WLH als "Sackgasse mit aufgetürmten Grünbarrieren".

Immer wieder möchten Anwohner die Optik von Grünanlagen vor ihrer Haustür auch durch Eigeninitiative aufwerten. Anwohner vom Hülsberger Busch haben eine Bepflanzung und Pflege der Sperrkübel in der Straßenverengung angeboten. "Patenschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt von Bürgern und Vereinen für Bäume und Baumscheiben oder für Beete übernommen worden", anerkennt die Verwaltung. Aber: "In etwa 80 Prozent der Patenschaften war der Aufwand für den Betriebshof jedoch höher, weil die Paten sich nur wenige Wochen an die Absprachen gehalten und ihr Angebot zurückgezogen haben, als der Arbeitsumfang sie überforderte." Es seien Sonderleistungen durch den Bauhof eingefordert worden, etwa für die Beseitigung von Hundekot oder Abfuhr von Grünabfällen. "Zudem war der Ärger programmiert, wenn die Pflegefirma von den Paten gepflanzten Bewuchs wegen Sichtbehinderungen zurückschnitt."

(RP)
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