Grevenbroich Zu viele Seniorenheime?

Grevenbroich · Bis zum Sommer 2012 sollen in Grevenbroich 597 Plätze in Seniorenunterkünften entstehen. Deutlich mehr als gebraucht, warnt der Rhein-Kreis. Die Investoren haben dagegen andere Bedarfsrechnungen aufgemacht.

 Fehlen Heimplätze? Nein, meint der Rhein-Kreis. Doch bis Sommer 2012 sollen in Grevenbroich zwei neue Seniorenresidenzen gebaut werden.

Fehlen Heimplätze? Nein, meint der Rhein-Kreis. Doch bis Sommer 2012 sollen in Grevenbroich zwei neue Seniorenresidenzen gebaut werden.

Foto: Alloheim

Die Bagger stehen in den Startlöchern: Bis zum Sommer soll der Bau von zwei neuen Seniorenzentren mit insgesamt 180 Plätzen in Grevenbroich anlaufen. Projektentwickler Van der Looy will im Lindencarré im Buckau-Viertel eine Seniorenresidenz errichten. "Wir streben an, Anfang Juni mit dem Bau zu beginnen", kündigt Daan Janssen von Van der Looy an. Und an der Matthias-Esser-Straße in Elsen plant die Hannoveraner Care-Center Invest ein Haus. Im Sommer 2012 sollen beide Heime fertig sein.

Der Rhein-Kreis Neuss sieht für die zahlreichen neuen Plätze "in diesem Umfang keinen Bedarf", wie Jürgen Steinmetz, allgemeiner Vertreter des Landrates, sagt. In Grevenbroich drohe ein Überschuss. "Kreisweit wird es für Träger von Seniorenzentren schwieriger, ihre Häuser gut auszulasten. Lange Wartelisten gehören der Vergangenheit an." Steinmetz fürchtet Probleme, wie es sie in Meerbusch gibt: "Dort wurde entgegen unserer Empfehlung investiert — jetzt gibt es massive Leerstände." Der Kreis erwartet für 2015 einen Bedarf für 560 Plätze in der Schloss-Stadt. Mit den neuen Heimen — drei Häuser bestehen bereits in der City — wächst das Angebot aber von 417 auf 597 Plätze. Steinmetz: "Ich befürchte Leerstände, die zu Personalabbau und schlechterer Pflegequalität führen könnten." Der Kreis habe die Träger auf das Risiko hingewiesen. Aber: "Unmittelbare Einflussmöglichkeiten haben wir nicht. Wenn die Planung dem Wohn- und Teilhabegesetz entspricht, besteht ein Anspruch auf Genehmigung", sagt Steinmetz.

Die künftigen Betreiber machen eigene Bedarfsrechnungen auf. Im Lindencarré will das Berliner Unternehmen Kursana-Residenzen ein Haus mit 80 Pflegeplätzen und eine Einrichtung für 20 Demenzkranke betreiben. "Wir haben den Standort analysiert, gehen von einem Bedarf von 150 Plätzen im Umfeld aus", erklärt Sprecher Jan Flaskamp. "Zu dem, was die Konkurrenz plant, kann ich nichts sagen."

Die Düsseldorfer Alloheim Senioren-Residenzen, die in Dormagen ein Haus betreiben, wollen in Elsen 80 Menschen pflegen. "Unsere Analysen zeigen, dass es klar einen Bedarf gibt", so Johannes Knake, Leiter für das operative Geschäft. "Elsen ist ein von der City etwas abgetrenntes Gebiet, im Stadtteil leben viele ältere Menschen." Auch Angebote wie Mittagstisch und Cafeteria seien geplant.

SPD-Ratsfrau Rosemarie Cremer, die ehrenamtlich im Seniorenzentrum "Lindenhof" tätig ist, widerspricht den Befürchtungen des Kreises: "Der Bedarf wird in den nächsten Jahren groß sein. Grevenbroicher sind bereits in Rommerskirchen oder Jüchen in Heime gegangen, weil sie hier keinen Platz finden."

(NGZ)
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