Ambulante Hospizbewegung Zeit als Geschenk

Ambulante Hospizbewegung · Seit acht Jahren begleitet der Verein Jona sterbende Menschen und Trauernde. Die ambulante Hospizbewegung sucht dringend weitere Sterbebegleiter und – händeringend – neue Finanzquellen.

Seit acht Jahren begleitet der Verein Jona sterbende Menschen und Trauernde. Die ambulante Hospizbewegung sucht dringend weitere Sterbebegleiter und — händeringend — neue Finanzquellen.

"Wir schenken Zeit" , sagt Marion Berthold, Koordinatorin beim Verein Jona. Zeit zum Zuhören, Zeit zum Gespräch, Zeit für Sorgen und Erinnerungen. Seit 2001 begleitet die ambulante Hospizbewegung in der Region Grevenbroich Sterbende auf deren letztem Weg, unterstützt Angehörige und Trauernde. "Ein Ziel ist es, dass Sterbende so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können", erläutert Berthold. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für die 33 ehrenamtlichen Sterbebegleiter, darunter nur zwei Männer.

Hilfe brauchen nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Hospizbewegung selbst: "Wir suchen dringend weitere Ehrenamtler", sagt Berthold. "Der Bedarf an Sterbebegleitung wird angesichts der steigenden Zahl älterer Menschen größer", nennt Vereinsvorsitzende Pfarrerin Monika Ruge einen Grund. Nicht der einzige.

"Wir kooperieren mit Palliativ-Pflegediensten der Caritas und des Diakonischen Werks, wollen dies ausbauen. Dafür müssen wir eine bestimmte Zahl von Sterbebegleitern zur Verfügung haben", erklärt stellvertretender Vorsitzender Peter-Josef Cremer. Palliativ-Pflegedienste, die Schwerkranke zu Hause pflegen, Hospizbewegungen, Ärzte und Apotheken arbeiten in Palliativ-Netzwerken zusammen. "Eine lobenswerte Sache, unter anderem werden dadurch die Wege für die betroffenen Familien kürzer", sagt Berthold.

Doch die Zahl der Ehrenamtler ist begrenzt, und ihre Arbeit erfordert Zeit, Geduld. "Sie begleiten jeweils nur einen Sterbenden, und nicht jeder kann in seiner Lebenssituation immer eingesetzt werden", sagt Monika Ruge. Neben dem Kranken — 23 wurden 2008 begleitet — gilt die Aufmerksamkeit den Angehörigen. "Auch sie brauchen oft Gesprächspartner oder Unterstützung, um mal in Ruhe schlafen oder einkaufen zu können."

Natürlich muss mancher angehende Begleiter erst Hemmungen überwinden, schließlich wird er mit der Grenze des Lebens konfrontiert. "Aber unsere Begleiter sagen, dass sie nicht nur geben, sondern auch viel nehmen", so Ruge. "Wir lassen die Sterbebegleiter nicht allein. Sie werden für ihre Aufgabe ausgebildet, und Elisabeth Willing und ich stehen als Koordinatoren in Kontakt mit ihnen", ergänzt Marion Berthold.

Die Suche nach Verstärkung ist nicht die einzige Herausforderung: "Wir suchend händeringend neue Finanzierungsquellen", sagt Schatzmeister Jürgen Rütten. Mit Zuschüssen des Kreises und der Krankenkassen kann der Verein 30 Prozent der jährlichen Kosten von 100 000 Euro decken, "Den übrigen Betrag müssen wir selbst beschaffen — etwa durch Beiträge unserer 70 Mitglieder, Spenden und Benefizveranstaltungen", so Rütten. "Die Geberlaune bei Unternehmen hat abgenommen, oft erhalten wir noch nicht einmal eine Absage." Mit Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen will Jona gegensteuern. "Für Anfang 2010 planen wir eine Veranstaltung, mit der wir potenzielle Geldgeber ansprechen wollen."

Mit dem Tod hört die Arbeit der Hospizbewegung nicht auf, 25 der Helfer begleiten auch Trauernde. "Trauer braucht Zeit. Wird diese nicht gewährt, kann dies zu Erkrankungen führen", weiß Berthold. Etwa beim Frühstück für Trauernde (jeden ersten Sonntag im Monat, 11 Uhr, in der Geschäftsstelle am Ostwall 1) finden Betroffene einen geschützten Raum, können sich austauschen.

Neu ist ein Offener Gesprächskreis für trauernde Eltern. "Betroffene sagen, dass dies der schlimmste Verlust ist", schildert Vorsitzende Monika Ruge. "Sie leiden auch, weil sie ihr Kind nicht schützen konnten und weil sich ihre Wünsche fürs Kind nicht erfüllen werden." Anfang kommenden Jahres soll zudem eine Gruppe speziell für trauernde Männer starten.

(RP)
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