Grevenbroich Wohnungen für Ältere fehlen

Grevenbroich · In Grevenbroich gibt es zu wenige bezahlbare, barrierefreie Mietwohnungen, in denen Senioren die Chance haben, ambulant Hilfen in Anspruch zu nehmen. Die vorhandenen Angebote sich ausgereizt, die Wartelisten lang.

 Trude Heimann hat das, was sich viele Senioren wünschen: eine eigene Wohnung, Anschluss und die Chance, sich helfen zu lassen, wenn es nötig wird.

Trude Heimann hat das, was sich viele Senioren wünschen: eine eigene Wohnung, Anschluss und die Chance, sich helfen zu lassen, wenn es nötig wird.

Foto: mreu

Wenn Trude Heimann an ihrem Esstisch sitzt, hat sie einen guten Blick über die Grevenbroicher Innenstadt. Ihre 77-Quadratmeter-Wohnung, die sie mit ihrem Mann bewohnt, liegt im dritten Stock und zentral im Ort. "Ich koche noch selbst. Bis das nicht mehr geht, da muss schon was passierne", sagt die 72-Jährige und lacht. Allein aber, dass sie nicht kochen müsste, entspannt sie. Das Ehepaar Heimann wohnt an der Wilhelmitenstraße 11 und lebt so, wie Senioren es zunehmend wollen: weiter in der eigenen, barrierefreien Wohnung, mit allen Freiheiten, aber mit der Möglichkeit, Hilfe und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Nur wenige kommen aber in den Genuss einer solchen Wohnung.

74 Wohneinheiten zwischen 35 und 77 Quadratmeter sind es an der Wilhelmitenstraße, der Quadratmeterpreis liegt im Schnitt bei neun Euro (kalt) plus etwa 150 bis 180 Euro Nebenkosten. Derzeit sind alle Wohnungen vermietet. Im "Wohnpark Erftaue" Am Ständehaus ist die Lage ähnlich. Sich dort in eine der zehn barrierefreien Wohnungen einzumieten, gleicht "einem Lottogewinn", sagt Walter Schleberger, der für das Diakonische Werk die Liegenschaften koordiniert. Die Quadratmeterpreise liegen bei neun Euro (warm). Leistungen der ambulanten Dienste müssen die Mieter selbst dazu buchen. Je nachdem wie viel gewollt ist, können das bis zu einigen hundert Euro sein. Vor Ort gibt es, anders als an der Wilhelmstraße, außer der Möglichkeit einer Beratung keinen Service. Nebenan befindet sich aber das Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus, wo die Mieter an Veranstaltungen teilnehmen können. Frei ist keine der Wohnungen im "Wohnpark Erftaue". Gleiches gilt für das "Betreute Wohnen" des Bauvereins im Matthäushof in der Südstadt. Wer im Verein Genosse wird, könnte für sieben Euro/Quadratmeter (kalt) eine Wohnung mieten — wenn eine frei wäre. "Die Warteliste ist 25 Namen lang", sagt Vereinsvorstand Michael Nowack. Ähnlich lang ist die Liste fürs "Wohnen mit Service" St. Elisabeth der Caritas, Montanusstraße, wo die Warmmiete zwischen 433 Euro (ein Zimmer) und 642 Euro (zwei Zimmer plus Abstellraum) liegt. Vakanzen — Fehlanzeige. Die Seniorenbeiratsvorsitzende Helga Weiss kommt sich fast so vor, als sei sie "unter die Makler gegangen. Ein Großteil unserer Beratung dreht sich um dieses Thema", sagt sie. Aus ihrer Sicht fehlen seniorengerechte Wohnungen zu bezahlbaren Preisen, also auch finanzierbar für Senioren ohne Eigentum und mit einer durchschnittlichen Rente. "Meist bleiben ja die Frauen übrig und wenn man sich die Rentenentwicklung anschaut, ist das eine schwierige Situation", sagt Weiss.

(NGZ)
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