Grevenbroich WM-Fans entern Linienbus

Grevenbroich · Grevenbroicher Fußballfans eroberten im Freudentaumel einen Stadtbus und feierten auf dem Dach. Die Fahrerin wartete 20 Minuten lang hinter dem Lenkrad ab. Die Polizei warnt vor solchen Aktionen.

 Da ging gar nichts mehr: Der Stadtbus der Linie 893 wurde auf dem Weg zum Grevenbroicher Bahnhof von Fußball-Fans geentert.

Da ging gar nichts mehr: Der Stadtbus der Linie 893 wurde auf dem Weg zum Grevenbroicher Bahnhof von Fußball-Fans geentert.

Foto: Michael Reuter

Nach Angaben der Polizei war es der größte Autokorso im Rhein-Kreis Neuss: Mehr als 200 Fahrzeuge setzten sich am Sonntagnachmittag nach dem Sieg der deutschen Elf mit Dauer-Hupen in Bewegung. Ziel der Blech-Schlange war der Ostwall in der Innenstadt, der wegen des Andrangs von einigen hundert Fans gut 45 Minuten lang gesperrt werden musste.

Dort geriet der Stadtbus der Linie 893 auf dem Weg zum Bahnhof unfreiwillig in den Fußball-Taumel. In Höhe der Einmündung zur Parkstraße wurde das schwere Fahrzeug nach Polizeiangaben von etwa 30 jungen Leuten gestürmt und kräftig durchgeschüttelt. Gleichzeitig enterten einige per "Räuberleiter" das Dach des drei Meter hohen Busses und schwenkten von dort aus ihre Deutschland-Fahnen über die Menge hinweg.

"Ganz schön leichtsinnig", urteilt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold: "Zum Glück ist nichts passiert. Es wurde niemand verletzt, zudem sind auch keine Sachschaden zu beklagen. Das hätte aber auch anders ausgehen können." Grundsätzlich warnen die Ordnungshüter vor solchen Aktionen: "Wir sind gerne bereit, fröhlich feiernde Fans gewähren zu lassen, und drücken auch schon mal das eine oder andere Auge zu", sagt Arnold. Sobald aber gefährliche Situationen entstünden, werde die Polizei eingreifen: "Dann werden entsprechende Ordnungswidrigkeits- und Strafanzeigen gestellt", erklärt Arnold.

Beim Busverkehr Rheinland (BVR), der die Stadtbusse in Grevenbroich betreut, wird die Fan-Aktion "relativ gelassen" betrachtet, wie Sprecherin Sigrun Richter erklärt: "Ich bin froh, dass niemand zu Schaden kam — und dass der Bus so viel ausgehalten hat." Die Fahrerin sei zwar vom Sturm auf ihr Fahrzeug überrascht gewesen, sie habe sich jedoch schnell gefasst und besonnen reagiert: "Sie ist 20 Minuten stehen geblieben und hat den Freudentaumel abgewartet."

Nicht alle bleiben so ruhig: Beim Durchschütteln seines Autos geriet ein Fahrer auf dem Ostwall in Rage. Nachdem er die Fans mehrfach darum gebeten hatte, seinen Wagen in Ruhe zu lassen, platzte ihm der Kragen, er stieg aus und drosch auf den Erstbesten ein. "Zum Glück waren unsere Beamten in der Nähe. Sie haben schnell eingegriffen und so eine größere Schlägerei verhindern können", betont Hans-Willi Arnold. Er zeigt kein Verständnis für das "Auto-Schütteln", dem in der Vorwoche schon einmal ein Linienbus zum Opfer fiel: " Das ist eine Unart — bei der nicht nur das Fahrzeug Schaden nehmen kann", meint er. Am Sonntagnachmittag sei ein Auto derart stark geschaukelt worden, dass sich ein Insasse eine Knieprellung zuzog. Arnold: "Die Konsequenz war eine Strafanzeige."

(NGZ)
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