Grevenbroich Wirte kritisieren Restaurant-Ampel

Grevenbroich · Ein Ampel-Zeichen könnte bald über die Hygiene von Restaurants informieren. Die Gastwirte in Grevenbroich sind allerdings skeptisch. Das NRW-Verbraucherschutzministerium hingegen befürwortet die "Restaurant-Ampel".

 Die Restaurant-Ampel: Grün steht für sauber, Gelb für schmuddelig und Rot für "besser weiter gehen". Gegen die Pläne des NRW-Verbraucherministeriums vor. Die Restaurant-Betreiber lehnen die Hygiene-Ampel ab.

Die Restaurant-Ampel: Grün steht für sauber, Gelb für schmuddelig und Rot für "besser weiter gehen". Gegen die Pläne des NRW-Verbraucherministeriums vor. Die Restaurant-Betreiber lehnen die Hygiene-Ampel ab.

Foto: Jens Büttner

Ob sich der Gast in einem Restaurant wohlfühlt, liegt oft nicht nur am Essen, sondern auch an der Sauberkeit. Der Blick hinter die Kulissen bleibt dabei meist verschlossen und auch die Ergebnisse der unregelmäßig durchgeführten Hygiene-Kontrollen durch das Lebensmittelüberwachungsamt erfährt der Gast nicht. Geht es nach dem Willen des Verbraucherschutzministeriums Nordrhein-Westfalen, soll sich das bald ändern. Eine sogenannte Restaurant-Ampel soll die Sauberkeit der Gastronomie-Betriebe kennzeichnen, Transparenz für die Gäste schaffen und "schwarze Schafe" unter Druck setzen. Restaurant-Betreiber in Grevenbroich sehen das Vorhaben jedoch kritisch.

Beate Schumacher, Inhaberin des Landhotels Lindenhof in Gustorf, hält den Plan des Ministeriums für geradezu gefährlich: "Die Kontrollen, die es ohnehin schon gibt, sind sehr wichtig. Doch eine Restaurant-Ampel kann Existenzen zerstören", sagt sie. "Schon Kleinigkeiten wie ein fehlender zweiter Umkleideraum oder eine defekte Fliese können zu einer Beanstandung führen und somit zu einer gelben oder sogar roten Ampel." Wenn die negative Bewertung sich herumspreche oder gar im Internet veröffentlicht werde, blieben die Gäste aus. "Sollte die Hygiene-Ampel tatsächlich eingeführt werden, müssen die Kontrollen einheitlich und objektiv sein. Gastronome müssen einen Katalog an die Hand bekommen, aus dem hervorgeht, welchen Standard sie zu erfüllen haben."

In einem Pilotprojekt sollen in diesem Jahr zunächst zwei Städte in NRW das Vorhaben testen. "Den Rhein-Kreis Neuss würde ich dafür nicht vorschlagen", sagt Karsten Mankowsky, Umweltdezernent des Rhein-Kreises Neuss. Dort überwachen derzeit sechs Mitarbeiter die Gastronomie-Betriebe nach strengen Richtlinien. "Die Kontrolleure gehen alleine los. Einem einzelnen Mitarbeiter ist es aber nicht zuzumuten, eine derart weitreichende Entscheidung zu fällen, von der sich ein Gastronom möglicherweise nie wieder erholt."

Grundsätzlich gegen die Einführung der Restaurant-Ampel spricht sich auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Neuss aus: "Die Ampel ist kein adäquates Mittel. Sie stellt Gastronomen an den Pranger und ist — wie von vielen Gerichten bereits bestätigt — rechtswidrig", erklärt Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig. "Bisher gibt es keinen einheitlichen Bußgeldkatalog, sodass die Transparenz, mit der geworben wird, weder für den Wirt noch für den Gast tatsächlich vorhanden ist."

Aus Sicht des Gastes hält Heinrich Urbanczyk, Inhaber des Restaurants Evita im Alten Schloss, die Ampel für begrüßenswert: "Sie trennt die Spreu vom Weizen. Mit einer grünen Ampel signalisiert man dem Gast, dass alles in Ordnung ist", sagt er.

(vest)
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