Grevenbroich Wirte gegen striktes Rauchverbot

Grevenbroich · Die Landesregierung möchte das Qualmen in Gaststätten nach bayrischem Vorbild komplett verbieten. Wirte in der Schlossstadt sprechen von einer "Katastrophe". Auch in Festzelten soll bald nicht mehr geraucht werden dürfen.

Der Vorstoß von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne), das Nichtraucherschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen zu verstärken, stößt bei den Wirten in der Schlossstadt auf wenig Gegenliebe. Richard Hütches, Inhaber der "Bar Telegraaf" am Bahnhof, spricht gar von einer "Katastrophe". "Wenn überhaupt, dann muss es eine bundeseinheitliche Regelung für alle Betriebe geben", schimpft Hütches. Sonderwege einzelner Bundesländer hält er für falsch.

Aus Kreisen der rot-grünen Landesregierung war zu vernehmen, man strebe für NRW eine "bayrische Lösung" an. Im Freistaat gilt nach einem Volksentscheid seit dem 1. August vergangenen Jahres ein konsequentes Rauchverbot in allen Gaststätten – Festzelte und andere Betriebe eingeschlossen. Kommt eine solche Lösung auch in NRW, dann ist in Zukunft nicht nur in Kneipen und Restaurants Schluss mit dem blauen Dunst. Beim Schützenfest dürfte es dann keine Sonderregelung mehr fürs Zelt geben. Bislang durfte dort nach wie vor geraucht werden.

Günter Piel, Präsident des Bürgerschützenvereins (BSV) Wevelinghoven, könnte ein generelles Rauchverbot aus gesundheitlichen Gründen zwar verstehen. Doch für das Fest würde eine solche Verschärfung des Gesetzes Konsequenzen haben. "Raus, rein – das funktioniert vielleicht zu Hause mit dem Balkon, aber nicht bei einem Festzelt", meint Piel. "Für die Mehrheit der Schützen wäre eine solche Entscheidung auch nicht nachvollziehbar." Doch die Landesregierung macht offenbar ernst: Mit den in NRW vorherrschenden Ausnahmeregelungen soll aufgeräumt werden. Der Hotel- und Gaststättenverband hat für diesen Fall ein Kneipensterben vorhergesagt.

Richard Hütches klagt eine Bevormundung durch den Gesetzgeber an. Wer nicht in eine Gaststätte gehen wolle, weil dort geraucht werde, könne diese meiden. Die Raucher vor die Tür zu schicken, hält der 54-Jährige für den falschen Schritt. "Etwa 80 Prozent unserer Gäste sind Raucher", sagt Hütches. Lange Zeit sei die "Bar Telegraaf" ein Raucherclub gewesen. "Vorsitzender war ein Nichtraucher", betont Hütches.

Das ist Geschichte: Solche Raucherclubs gibt es nicht mehr. Zulässig sind sie nur noch, wenn dort keine Getränke oder Speisen verkauft werden. Generell darf in Gaststätten nur noch geraucht werden, wenn gewisse Auflagen erfüllt werden. Das bayrische Modell kennt solche Toleranz nicht – und macht offenbar Schule. NRW könnte das zweite Bundesland sein, das es dem Freistaat nachmacht: Auch im Saarland gibt es mittlerweile ein Rauchverbot ohne Ausnahmen.

(NGZ/rl)
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