Windtest Grevenbroich Neue Prüfanlage auch für Mega-Windräder

Das Neurather Unternehmen Windtest investiert rund eine Million Euro in einen neuen Prüfcontainer. Mit der modernen Technik können weltweit Windkraftanlagen auch mit mehr als zehn Megawatt Leistung vermessen werden.

 Der neue Prüfcontainer von Windtest Grevenbroich kann weltweit zum Einsatz kommen.

Der neue Prüfcontainer von Windtest Grevenbroich kann weltweit zum Einsatz kommen.

Foto: Windtest Grevenbroich

Er sieht aus wie ein normaler 40-Fuß-Container. Doch statt mit Textilien oder anderer Fracht ist der blaue Behälter mit der Aufschrift „Windtest“ vollgepackt mit modernster Elektronik. Das Unternehmen mit Sitz in Neurath hat jetzt rund eine Million Euro in die Anlage investiert, mit der die Netzverträglichkeit von Energieerzeugungseinheiten geprüft wird. Laut Windtest, das in vielen Ländern Anlagenvermessungen und Standortbewertungen anbietet, existieren bislang nur wenige Prüfanlagen dieser Größenordnung.

„Mit unserem neuen Container können wir als einer der wenigen Anbieter überhaupt künftig Erzeugungseinheiten aller Größen vermessen, selbst jenseits der zehn Megawatt. Damit erweitern wir unser Leistungsportfolio um einen wichtigen Bereich“, sagt Michael Brand, Gruppenleiter Netzintegration bei der Windtest Grevenbroich gmbH (wtg). Der Prüfcontainer, der mit Lkw, Bahn oder Schiff transportiert werden kann, soll weltweit zum Einsatz kommen. Windtest ist für Auftraggeber von den USA und Kanada über Europa bis China tätig.

Bei der Neuanschaffung handelt es sich nicht um den ersten Prüfcontainer von Windtest, doch mit der neuen Technik ist das Unternehmen auch für die Zukunft der Windkraft mit steigender Leistung der Anlagen gut gerüstet.

Die Geräte im Container sind für so genannten Fault-Ride-Through-Tests (FRT-Tests) im Mittelspannungsnetz ausgelegt und können jede Art von Stromeinspeiser vermessen, egal ob Windenergieanlage, Verbrennungskraftmaschine, Speicher oder Photovoltaik-Wechselrichter. „Es geht bei den Tests darum, elektronische Eigenschaften zu vermessen. Jeder Energieerzeuger, der Strom ins Netz einspeist, muss nachweisen, dass er nicht die Netzstabilität gefährdet“, erläutert Pressesprecherin Katharina Garus von Windtest. Beispielsweise könnten ständig stark schwankende Spannungen zu Problemen im Netz führen. Bei den Prüfungen soll nachgewiesen werden, dass der Erzeuger die Normen erfüllt.

Bei den Tests wird aber auch beispielsweise ein plötzlicher Spannungsabfall im Stromnetz simuliert „und geprüft, wie die Windenergieanlage darauf reagiert“, erläutert Katharina Garus. Falle etwa ein großer Stromerzeuger aus, müssten andere Anlagen dazu beitragen, „das Stromnetz wieder zu stabilisieren“. Gleiches gelte für „Überspannungsereignisse“. Diese dynamische Netzstützung wird laut Windtest mit der wachsenden Zahl dezentraler Energieerzeuger – etwa Windräder – immer wichtiger.

Mit den FRT-Tests werden durch Messdienstleister wie Windtest die netzstabilisierenden Eigenschaften gemessen. Laut Windtest steigt die Nachfrage nach solchen Tests, deshalb war 2018 die Entscheidung für die Anschaffung eines dritten Prüfcontainers gefallen. Nur zwei Tage nach Anlieferung hat die Anlage auf dem Windtestfeld auf der Frimmersdorfer Höhe ihren Betrieb aufgenommen. In den nächsten Wochen wird zunächst eine „Vensys 120“ vermessen, die Ende 2015 auf dem Testfeld aufgestellte Anlage mit einem Rotordurchmesser von 120 Metern gehört mit drei Megawatt Leistung zu den größten auf der Halde.

Zurzeit wird dort etwas Neues montiert und getestet: Die 105 Meter hohe Windkraftanlage „Vertical Sky A 32“ ist nach Angaben des Schweizer Herstellers besonders leise, einfacher aufzubauen und zu warten, zudem gefährde sie weniger Vögel. Mit ihren Vertikal-Rotoren sieht sie ganz anders aus als die üblichen Windräder.

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