Grevenbroich Wer wirft denn einen Grabstein weg?

Grevenbroich · Emrah Semiz kam mit seinen Freunden von der Strandbar Evita-Beach in Grevenbroich, als er den Grabstein entdeckte. Er machte ein Foto davon und postete es bei Facebook. Ein seltsamer Fund, wie die Nutzer finden. Wurde der Stein gestohlen oder illegal entsorgt?

 Am Rande des Schotterplatzes nahe der Spielspinne hat Emrah Semiz den halben Grabstein am Wochenende im Gebüsch entdeckt.

Am Rande des Schotterplatzes nahe der Spielspinne hat Emrah Semiz den halben Grabstein am Wochenende im Gebüsch entdeckt.

Foto: L. Berns

Eine grau-marmorierte Platte liegt in einem Gebüsch, ein bisschen versteckt, so dass man erst beim zweiten Hinschauen erkennt, dass die Platte vielmehr als nur eine einfache Platte ist. Der Grevenbroicher Emrah Semiz ist am Wochenende darauf gestoßen, als er mit Freunden vom Evita-Beach kam. Neben seinem Auto, dass er abseits parkte, lag ein Grabstein im Grün. "Die Menschen haben keinen Respekt vor den Toten", sagt der 29-Jährige, der ein Foto von seinem Fund bei Facebook mit der Frage postete, ob jemand einen Grabstein in Grevenbroich vermisst.

Reaktionen gab es einige von den Mitgliedern des sozialen Netzwerks. Die einen sind entsetzt, können nicht fassen, dass jemand tatsächlich einen Grabstein dort ablädt. Andere versuchen über den Post Angehörige zu finden, was aber schwer wird, weil der Grabstein offensichtlich zerbrochen ist und nur der Teil mit dem Vornamen Maria am Parkplatz des Schloss-Stadiums liegt. Und wieder andere spekulieren, dass der Stein dort einfach entsorgt worden ist, weil die Nutzungsberechtigung des Grabes abgelaufen ist. "Manchmal entsorgen Hinterbliebene die Gräber selbst, und nicht alle machen das auf eine legale Weise", sagt Steinmetz Michael Geuer von Grabmale Geuer, "obwohl die Entsorgung wirklich nicht die Welt kostet." Für ein Doppelgrab mit den Maßen 2,20 mal 2,60 Meter, deren Fundament, Einfassung und Stein circa 1,5 Tonnen wiegen, müsse man mit 20 bis 30 Euro rechnen, der Arbeitsaufwand des Steinmetzes nicht einkalkuliert, sagt Geuer.

Sofern ein Nutzungsberechtigter nach Ablauf von 30 Jahren nicht weitere Jahre hinzukauft, läuft die Grabstätte ab. Das ist der Moment, in dem die Hinterbliebenen das Grab in den Ursprungszustand setzen müssen, damit die Stadt die Ruhestätte an jemand anderes vergeben kann. "Der menschliche Körper sollte nach dieser Zeit nicht mehr vorhanden sein", sagt Christa Geller von Bestattungen R. Geller. Und auch die Urnen - ob aus Holz, Ton oder Keramik - hätten sich nach 30 Jahren zersetzt. "So gibt es das nordrhein-westfälische Bestattungsgesetz vor", sagt Geller. An einen Diebstahl wollen weder Geller noch Geuer so richtig glauben. "Ich habe es einmal erlebt, dass ein Grabstein gestohlen wurde, und der stand auf meinem Hof", sagt der Steinmetz. Bei der Polizei angezeigt worden sei eine derartige Tat auch nicht, fügt Polizeisprecherin Daniela Dässel hinzu. Überhaupt sei Grabstein-Raub eher die Ausnahme. "In den letzten drei Jahren sind von einem Grevenbroicher Friedhof fünf Delikte gemeldet worden", sagt sie. Darunter ein Handtaschenraub und Dieselklau aus einer Gärtnereimaschine. "Metalldiebe sind auf Friedhöfen schon mal unterwegs, und Vandalismus gibt es", sagt Dässel. Zuletzt habe die Polizei im November 2015 nach Zeugen gesucht, nachdem am Friedhof an der Deutsch-Ritter-Allee fünf Gräber beschädigt wurden. Und für Aufsehen sorgte ein Fall in Rommerskirchen, wo Diebe eine Bronze-Eule von einem Kindergrab stahlen.

(NGZ)
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