Grevenbroich Wenn Eltern trauern

Grevenbroich · Anlässlich des Weltgedenktages für verstorbene Kinder trafen sich Betroffene in Grevenbroich zu einem Gottesdienst. Der Schmerz bleibt, aber die Gemeinsamkeit ist für viele wohltuend.

 Ein letzter Gruß: Der Tod eines Kindes ist für Eltern unfassbar, hinterlässt eine große Leere. In den Gottesdiensten anlässlich des Weltgedenktages für verstorbene Kinder kommen Betroffene zusammen, empfinden die Gemeinsamkeit als wohltuend.

Ein letzter Gruß: Der Tod eines Kindes ist für Eltern unfassbar, hinterlässt eine große Leere. In den Gottesdiensten anlässlich des Weltgedenktages für verstorbene Kinder kommen Betroffene zusammen, empfinden die Gemeinsamkeit als wohltuend.

Foto: Kai Remmers

Ein Kind ist tot. Für Eltern, die diese schlimme Erfahrung machen, gibt es wohl keinen Trost. Doch die Begegnung mit gleich Betroffenen kann eine wichtige Stütze sein auf dem Weg der Trauer: etwa beim Gottesdienst anlässlich des Weltgedenktages für verstorbene Kinder. Seit sechs Jahren treffen sich dazu Menschen, die um ein Kind trauern — Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde kamen jetzt in der Kirche St. Josef zusammen. Das Motto: "Trauerwege — mal gemeinsam, mal alleine".

Vor fünf Jahren verlor Tina Lenzen (36) aus Dormagen ihr Kind, es war 13 Monate alt. "Am Anfang war es ein gewaltiger Kraftakt, den Gottesdienst zu besuchen", sagt die Mutter. "Aber es ist befreiend, einfach weinen zu dürfen." Für sie und ihre Familie sei es ein fester Tag im Jahr, den sie sich bewusst frei halte. "Es ist wohltuend, mit Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, gemeinsam der Kinder zu gedenken." Die Katholischen Kirchengemeinden Grevenbroich/Rommerskirchen, das Ehe- und Familienpastoral Erzbistum Köln, die Krankenhausseelsorge des St.-Elisabeth-Krankenhauses Grevenbroich und die Initiative Schmetterling Neuss richteten den Gottesdienst gemeinsam aus.

Katja (40) und Jürgen Schmiedel (43) haben vor fünf Jahren ihren drei Jahre alten Sohn Fabio beerdigen müssen. Durch die Initiative Schmetterling haben sie andere Eltern von verstorbenen Kindern kennen gelernt, sich den Schmerz immer wieder von der Seele reden können, Freunde gefunden. "Doch der Platz bleibt für immer leer", sagt die Mutter (40) aus Dormagen. Sie genieße es, an diesem Tag intensiv in den Schmerz einzutauchen. "Den Schmerz so intensiv zu spüren, ist ein Geschenk. Er stellt die Verbindung zu meinem Kind her." Die gemeinsamen Gottesdienste haben ihr geholfen. Sie seien "ein geschützter Raum, in dem wir uns nur unserem verstorbenen Kind und unserer Trauer widmen können", so die Schneidermeisterin. "Rituale sind wichtig für die Trauerarbeit", sagt Katja Schmiedel. Das "Unfassbare" werde in dem Gottesdienst auf vielfältige Weise thematisiert — mit Liedern, Gebeten und Texten.

Was immer bleibe, sei der Schmerz und die Sehnsucht. Katja Schmiedel: "Es ist ein Gefühl wie ein ewig währender Liebeskummer. Wir haben so viel Liebe für Fabio in uns — und sie wird nie mehr erwidert werden können."

Dass Katja Schmiedel in diesem Jahr nicht an dem Gottesdienst teilnahm, sondern mit ihrer zehn Jahre alten Tochter Kiara ins Theater ging, sieht sie als ein Schritt der Entwicklung. "Nichts geschieht ohne Grund — vielleicht soll es so sein."

(NGZ)
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