Grevenbroich Weniger Menschen eingebürgert

Grevenbroich · Die Zahl der Einbürgerungen ist in Grevenbroich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2010 um 35,2 Prozent zurück gegangen. Das ergibt eine Erhebung des Statistischen Landesamtes. Im Rathaus werden die Daten relativiert.

Die Zahl der Einbürgerungen ist in Grevenbroich im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Landesamtes hervor. Demnach gab es in der Schlossstadt im vergangenen Jahr 59 Einbürgerungen, 2010 waren es 91. Das entspricht einem Rückgang von 35,2 Prozent. Grevenbroich fällt damit aus dem Landestrend: In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 4,2 Prozent mehr Personen eingebürgert als 2010. Der größte Teil gehörte der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre an (27,1 Prozent).

Im Rathaus werden die vorliegenden Daten des Statistischen Landesamtes jedoch relativiert. Stadtsprecher Andreas Sterken erklärt: "Da es in Grevenbroich einmal im Quartal eine feierliche Einbürgerung gibt, kann es zu Verschiebungen kommen". So seien im ersten Quartal des laufenden Jahres bereits 31 Personen eingebürgert worden. "Darin sind Personen enthalten, die nach dem letzten Einbürgerungstermin am 13. Oktober 2011 ihre Anträge gestellt haben, aber statistisch für das erste Quartal 2012 zählen."

Werde dies berücksichtigt, habe die Stadt die Zahl der Einbürgerungen vergleichsweise konstant halten können. Laut Sterken sei auch zu bedenken, dass es mit Blick auf "europarechtliche Freizügigkeitsregelungen für viele Ausländer auch nicht mehr die Notwendigkeit der Einbürgerung" gebe.

In der Stadt Grevenbroich gibt es zurzeit 102 Nationalitäten. Wer sich einbürgern lassen möchte, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählen unter anderem das Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes, ausreichende Deutschkenntnisse sowie der Besitz des Aufenthaltsrechtes.

Per Zuwanderungsgesetz ist es Pflicht, Integrationskurse zu besuchen und die folgenden Prüfungen zu bestehen — in Grevenbroich werden diese Kurse bei der Volkshochschule (VHS) angeboten. "Nicht jeder schafft die Prüfungen im ersten Anlauf", weiß Monika Born-Möbius, bei der VHS zuständig für diesen Bereich. Insgesamt 645 Unterrichtsstunden müssen die künftigen Deutschen besuchen. Ihnen werden — neben der Sprache — die Grundlagen von Geschichte, Politik und Gesellschaft vermittelt. Abgefragt werden diese Themen im Rahmen einer Prüfung, auch Deutsch in Wort und Schrift muss nachgewiesen werden.

Gerade die deutsche Sprache sei unverzichtbar für den Alltag, betont Born-Möbius: "Nur mit Sprachkenntnissen ist soziale und berufliche Integration möglich." Umso mehr freue sie sich, wenn sie Zertifikate übergeben könne, wie an Pusparani Thirugnanam. Die 48-Jährige aus Sri Lanka hat mit ihrer Tochter eifrig Vokabeln gebüffelt und war bei der Wiederholungsprüfung sehr nervös. Jetzt ist sie stolz — mit Zertifikat.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort