Grevenbroich Wels-Plage in der Erft

Grevenbroich · Welsplage in der Erft: Im Abschnitt zwischen Grevenbroich und Bedburg hat sich der Räuber dramatisch vermehrt. Die Erftfischerei-Genossenschaft empfiehlt den Anglern, selbst kleinere Exemplare aus dem Fluss zu ziehen.

Er gehörte zu den dicksten Brocken, die je aus einem deutschen Gewässer gefischt wurden: Thomas Fassbender aus Bedburdyck gelang in Grevenbroich der ganz große Fang, als er im Herbst einen 2,37 Meter langen Wels aus der Erft holte. Ein rekordverdächtiges Exemplar — und ganz sicher nicht der einzige Riese, der sich im Fluss tummelt.

"Denn im Abschnitt zwischen Grevenbroich und Bedburg wimmelt es nur so vor Welsen", erklärt Jochen Birbaum von der Erftfischerei-Genossenschaft in Bergheim. Sein Problem: "Es ist schwer, dieser Plage einigermaßen Herr zu werden." Vor diesem Hintergrund hat er — mit Genehmigung der Bezirksregierung — die Angler dazu aufgerufen, selbst kleinere Exemplare aus der Erft zu fischen.

Das Ergebnis: "Innerhalb eines Jahres wurden in dem betroffenen Abschnitt mehr als 600 Welse gefangen, die nur unter 50 Zentimeter lang waren", zitiert Jochen Birbaum die Statistik. Trotz der Menge ein Tropfen auf dem heißen Stein: "Die Population ist immer noch sehr hoch."

Für die Wels-Plage in der Erft ist die Genossenschaft übrigens selbst verantwortlich. Denn sie setzte in den 1970er Jahren verstärkt diesen Raubfisch ein, obwohl er hier gar nicht heimisch ist. "Er sollte die damals sehr starke Weißfisch-Population dezimieren", erläutert Birbaum den Hintergrund der Aktion. Womit damals niemand rechnete: Im relativ sauberen Wasser des Flusses mit seinen tiefen Gründen und seichten Uferzonen hat der Räuber ideale Lebensbedingungen gefunden. "Er hat sich so stark vermehrt, dass er uns nun die ganzen Fische wegfrisst, die wir regelmäßig für viel Geld in das Gewässer einsetzen", klagt Jochen Birbaum.

"Klar, der Wels fühlt sich hier wie im Schlaraffenland", meint der städtische Umweltbeauftragte Norbert Wolf, der selbst ein Angler ist. Er bezweifelt jedoch, dass sich der Bestand dieses Raubfischs jemals in der Erft dezimieren lässt. "Selbst wenn es der Genossenschaft gelänge, die jetzige Population zu verringern, sehe ich mit Blick auf die Zukunft eher schwarz", meint er. Schließlich plane der Erftverband, das Gewässer von der Quelle bis zur Mündung durchgängig zu gestalten. "Wenn das der Fall ist, werden die Welse aus dem Rhein die Erft hoch schwimmen — heute werden sie daran ja noch durch die Wehre darin gehindert", erklärt Wolf.

Dass nicht alle Angler die Hatz auf den Raubfisch eröffnen, beweist Thomas Fassbender. Er setzte "seinen" Wels — das zweitgrößte Exemplar, das je in Deutschland an den Haken ging — wieder zurück in die Erft. Und dort tummelt sich der 2,37-Meter-Riese wohl noch heute.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort