Elfgen/Belmen Vom Umzug der Dörfer Elfgen und Belmen

Elfgen/Belmen · Drei Zeitzeugen erinnern sich an die Umsiedlung der beiden Dörfer Elfgen und Belmen von Jüchen ins Grevenbroicher Stadtgebiet.

 Wolfgang Heyers, Anton Schläger und Theo Offermann (v. l.) erinnern sich an die Umsiedlung von Elfgen.

Wolfgang Heyers, Anton Schläger und Theo Offermann (v. l.) erinnern sich an die Umsiedlung von Elfgen.

Foto: cka

Der schleichende Tod der beschaulichen Dörfer Elfgen und Belmen zog sich über Jahre hinweg — lange Zeit war völlig ungewiss, wann, wie und vor allem wo beide Orte, die dem Braunkohleabbau zum Opfer fallen sollten, neu entstehen konnten. Heute zeugt kaum noch etwas vom Umzug jener Dörfer ins Gebiet der Stadt Grevenbroich. Lediglich ein schlichtes Ortseingangsschild "Neu-Elfgen/Belmen" lässt so machen vermuten, was sich vor Jahrzehnten zwischen Jüchen und Grevenbroich abgespielt haben muss.

 Standort Herberath oder Laach? Abstimmungen waren auch Thema in der NGZ.

Standort Herberath oder Laach? Abstimmungen waren auch Thema in der NGZ.

Foto: NGZ

"Elfgen bleibt bestehen, die Kohlegrube wird nur bis zur Bundesstraße gehen und dann in Richtung Garzweiler weitergeführt werden. Wir freuen uns, daß unsere Heimat bestehen bleibt", heißt es noch in einem Schulaufsatz, den Theo Offermann aus dem heutigen Neu-Elfgen aufbewahrt hat. Er zählt mit Wolfgang Heyers und Anton Schläger zu den wenigen Bürgern, die sich noch an die Umsiedlung von Elfgen und Belmen erinnern können. "Erste Gerüchte kamen Anfang der 1950er Jahre auf und sorgten schnell für Diskussionsstoff in Elfgen und Belmen", sagt Wolfgang Heyers, der 1964 nach Jüchen zog. "Wir sind mit der Gewissheit aufgewachsen, dass es uns irgendwann treffen wird", fügen Theo Offermann und Anton Schläger hinzu.

 Zahlreiche Höfe prägten das Straßenbild in Alt-Elfgen.

Zahlreiche Höfe prägten das Straßenbild in Alt-Elfgen.

Foto: W. Heyers

So mussten sie zusehen, wie aus ihrer Heimat ein verschlafener Ort wurde, in dem schnell die Infrastruktur zusammenbrach, Baustopps eingeführt und Häuser schnell abgerissen wurden, sobald sie leer standen. "Die Ungewissheit ließ viele Bürger wegziehen — das Hin und Her nahm gar kein Ende", sagen die drei Rentner. Erst im Sommer 1957 wurden Pläne genehmigt, die das Schicksal der beiden Ortslagen besiegelte. "In den Orten herrschte eine gespenstische Endzeitstimmung, die Leute zogen fort oder warteten einfach ab. Die Orte verloren immens an Attraktivität", erinnern sich Heyers, Offermann und Schläger.

Für die noch übrig gebliebenen Bürger folgten erst nach fast zehn Jahren Streit um die potenziellen Umsiedlungsstandorte am 3. Mai 1959 Entscheidungen: 78 Prozent der stimmberechtigten Elfgener wollten nach Grevenbroich-Laach umsiedeln — in Belmen fiel das Ergebnis ähnlich aus. "Die Leute tendierten damals klar zum Standort Laach wegen der Nähe zur Stadt", sagt Offermann, der das Geschehen damals aufmerksam mitverfolgte.

Und so kam es schon 1964 zur Eingemeindung in die Stadt Grevenbroich — Elfgen und Belmen verloren ihre Selbstständigkeit und waren fortan Bestandteil der Stadt. "Die Nachbarschafts- und Bebauungsstrukturen haben sich durch die Umsiedlung sehr stark verändert", sagen Offermann und Schläger, die beide seit Mitte der 1970er Jahre in Neu-Elfgen leben. Was ihnen vom alten Elfgen bleibt, sind einige Fotos und die Erinnerungen.

Wenn sich die drei Zeitzeugen alte Fotos ihres Heimatdorfes ansehen, wissen sie immer noch genau, wer wo wohnte. Oft denken sie auch an verschiedene Feierlichkeiten zurück: "Die Fronleichnamsprozessionen, bei denen auf den Straßen Blumenteppiche ausgelegt wurden, werden wir nie vergessen", sagen die drei gebürtigen Elfgener, für die es heute — nach fast 40 Jahren — ein merkwürdiges Gefühl ist, über die inzwischen wieder aufgeschüttete Fläche zu gehen, an der sich früher ihre Heimat befand.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort