Grevenbroich UWG fordert Probelauf für Gratis-Busse

Grevenbroich · Die UWG will die Innenstadt durch einen kostenfreien Busverkehr stärken. Erfahrungswerte soll ein Probelauf liefern. Dazu gab es Gespräche mit Sponsoren. In der Vorbildstadt Hasselt wurden die Gratis-Busse aber inzwischen abgeschafft.

 Jährlich nutzen zwischen 1,6 und 1,7 Millionen Fahrgäste das Busangebot in Grevenbroich. Geht es nach der UWG, dann soll ein kostenfreies Modell für den ÖPNV eingeführt werden. Vorbild ist die belgische Stadt Hasselt.

Jährlich nutzen zwischen 1,6 und 1,7 Millionen Fahrgäste das Busangebot in Grevenbroich. Geht es nach der UWG, dann soll ein kostenfreies Modell für den ÖPNV eingeführt werden. Vorbild ist die belgische Stadt Hasselt.

Foto: M. Reuter

Die UWG intensiviert ihre Forderung nach einem kostenfreien öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Schlossstadt. Das macht Vorsitzender Carl Windler deutlich. "Wir sind aufgrund der Erfahrungen in anderen Kommunen davon überzeugt, dass ein Gratis-Bus ein wirtschaftlicher und sozialer Erfolg wäre - und befürworten einen Probelauf in Grevenbroich." Als Vorbildkommune nennt die UWG unermüdlich die belgische Stadt Hasselt, die einen kostenfreien ÖPNV 1997 eingeführt hatte. Die Sache hat allerdings einen Haken: Seit dem 1. Januar diesen Jahres sind die Gratis-Busse in Hasselt weitgehend Geschichte. Nur Personen unter 19 und über 65 Jahre fahren weiter kostenfrei. Alle anderen müssen zahlen.

Die UWG sieht die Gründe in politischen Veränderungen bei den Kommunalwahlen in Hasselt. Im Oktober 2012 hatten sich die Machtverhältnisse in der 75 000-Einwohner-Stadt verschoben, eine Folge sei nun die Abschaffung des Gratis-Bus-Systems gewesen. "Auch wenn der kostenfreie ÖPNV dort inzwischen Geschichte ist, war er ein Erfolg: Hasselt hat sich zum drittgrößten Einkaufszentrum Belgiens gemausert. Auch Großunternehmen wir Media Markt oder H&M haben sich dort angesiedelt", sagt Windler Die UWG spricht von einer Verdopplung der Geschäfte und 130 000 Einkaufstouristen wöchentlich. Davon hatte sich eine UWG-Delegation 2012 vor Ort überzeugt. In Hasselt wird das Aus trotz in der Tat guter Erfahrungen für die Stadtentwicklung nüchtern bewertet. "Das Gratis-System ist einfach zu teuer geworden", sagt eine Sprecherin der belgischen Stadt auf Anfrage unserer Zeitung. "Umsonst scheint leider nur die Sonne."

Dabei klingen die Zahlen, auf die die UWG verweist, verlockend: Etwa eine Million Euro gab die Stadt Hasselt demnach für den Gratis-Busverkehr aus. "Hinzu kamen Fördermittel aus der Region", erklärt Windler. Eine Million Euro - das entspricht in etwa dem ÖPNV-Budget der Stadt Grevenbroich. Laut Technischer Beigeordneter Werner Hoffmann liegt es bei 950 000 Euro. Diese Zahl nannte er kürzlich bei einer Bewertung des Grevenbroicher Stadtbusmodells. Mit der von der UWG genannten Million kamen sie in Hasselt zuletzt allerdings längst nicht mehr aus. Rund 3,5 Millionen Euro zahlte die Stadt laut belgischen Medienberichten an das beauftragte Transportunternehmen "De Lijn" - zu viel angesichts der klammen Haushaltslage.

Ein Grund liegt in der Tat in dem Erfolg des Modells begründet. Die Zahl der Fahrgäste hatte sich in Hasselt deutlich erhöht. 1997 nutzten jährlich rund 360 000 Fahrgäste den ÖPNV, ab 2004 waren es mehr als vier Millionen. Das bedeutete Nachbesserungen im Angebot - und höhere Kosten.

Dennoch wurde Hasselt zum Vorzeigeprojekt, das Schule machte. "In mehr als 45 weiteren Städten werden ähnliche Modelle erfolgreich ausprobiert", meint Carl Windler. Für einen Probelauf in Grevenbroich bedürfte es allerdings Sponsoren, erste Gespräche gab es bereits. Etwa 3000 Euro pro Tag würde ein Test wohl kosten. Dieses Geld hat die klamme Stadt nicht.

(NGZ)
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