Grevenbroich "Unser Dorf hat . . . keine digitale Zukunft"

Grevenbroich · Beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" zählt Hülchrath stets zu den Gewinnern. Beim schnellen Internet bleibt der Ort aber außen vor.

 Wolfgang Pesch hat sich eine LTE-Antenne zugelegt, doch er ist trotzdem unzufrieden mit dem Empfang in Hülchrath.

Wolfgang Pesch hat sich eine LTE-Antenne zugelegt, doch er ist trotzdem unzufrieden mit dem Empfang in Hülchrath.

Foto: Lothar Berns

Für Wolfgang Pesch ist der Geschwindigkeitstest ernüchternd. "Der LTE-Empfang in Hülchrath ist so gut wie nicht vorhanden", sagt er. Um es zu zeigen, führt Pesch den Geschwindigkeitstest mit dem iPad durch. Beim Download erreicht er gerade mal 2,64 Megabit pro Sekunde (MBit/s), beim Upload sieht es mit 0,05 MBit/s noch katastrophaler aus. Wenn jemand mit diesem Tempo im Netz surft, dann ist das, als müsste Sebastian Vettel zu Fuß an einem Formel 1-Rennen teilnehmen. "In unserem Ort herrscht die digitale Steinzeit", sagt Pesch. "Hülchrath, das mehrfach beim Wettbewerb ,Unser Dorf hat Zukunft' ausgezeichnet wurde, hat offenbar keine digitale Zukunft."

Große Hoffnungen hatten die Bürger im Ort - ebenso wie in Neukirchen - auf den Netzausbau der Telekom gesetzt. Der ehemalige Staatskonzern rüstet sein VDSL-Netz nach dem Vorwahlbereich 02181 jetzt zwar auch im Bereich 02182 mit der sogenannten Vectoring-Technik auf. Wer daran partizipiert, soll im 02182-Bereich ab Ende des Jahres eine deutlich schnellere Internetverbindung mit Geschwindigkeiten bis 100 MBit/s beim Down- und 40 MBit/s beim Upload nutzen können. Hülchrath und Neukirchen bleiben allerdings außen vor. Das hatte Frank Neiling, regionaler Ansprechpartner für den Breitbandausbau bei der Telekom, in der vergangenen Woche erklärt.

In Hülchrath und Neukirchen setzt die Telekom stattdessen auf ihr sogenanntes "Hybrid"-Angebot - eine Verzahnung von Festnetz und Mobilfunk. "Voraussetzung ist ein ausreichender LTE-Empfang", erklärt Neiling. Und genau das ist für die Hülchrather ein Problem. "Da nutzt uns ein Hybridangebot gar nichts - und das müsste die Telekom auch wissen", meint Pesch. "Die LTE-Antennen stehen wie die Mobillfunkmasten in anderen Orten, ohne Antennenfelder in Richtung Hülchrath. Selbst mit einer LTE-Außenantenne ist Surfen im Internet eine Qual."

Die Hülchrather hoffen, beim Breitbandausbau doch noch einbezogen zu werden. Bereits 2014 haben sie Unterschriften gesammelt, um auf die Unterversorgung beim Mobilfunk hinzuweisen. Innerhalb von fünf Tagen kamen 200 Unterschriften zusammen. "Wir haben auch verschiedene Anbieter kontaktiert", sagt Pesch. In Gesprächen hat die Wirtschaftsförderung der Stadt die Telekom auf die Problematik hingewiesen. Bürgermeisterin Ursula Kwasny hat in einem Schreiben an das Unternehmen klargestellt, dass es in Hülchrath, Neukirchen und Umgebung keine funktionsfähige Netzversorgung mit 3G - damit ist der Mobilfunkstandard der dritten Generation gemeint - oder LTE gibt. Auch deshalb stößt der Verweis der Telekom auf ihr Hybridangebot im Ort auf Unverständnis.

Aufgeben möchte Wolfgang Pesch die Hoffnung auf ein schnelleres Netz nicht. "Aber nach dem Großausbau im Vorwahlbereich 02182 wird die Telekom in diesen Ortsteilen sicher auf Jahre keinen weiteren Ausbau starten", meint er. "Für Hülchrath wäre das ein klarer Standortnachteil."

(NGZ)
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