Umweltdebatte in Grevenbroich Holzöfen im Fegefeuer der Klimadebatte

Grevenbroich · Die Deutsche Umwelthilfe und Umweltverbände brandmarken den Feinstaubausstoß von Kaminen.

 Knisterndes Feuer und wohlige Wärme – das verspricht ein offener Kamin. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert den Ausstoß von Feinstaub und Schadstoffen.

Knisterndes Feuer und wohlige Wärme – das verspricht ein offener Kamin. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert den Ausstoß von Feinstaub und Schadstoffen.

Foto: Joachim Preuß

Eisbärenfell, Ohrensessel und ein knisterndes Holzscheit im offenen Kamin – so geht Gemütlichkeit. Bislang! Die Deutsche Umwelthilfe und verschiedene Umweltverbände ziehen massiv gegen das Verfeuern von Holz zu Felde. Und auch in einer Antwort der Bundesregierung wird Holzfeuerstellen ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt: Bezogen auf das Jahr 2017 stießen die mehr als 18 Millionen Gas- und Ölheizkessel in Deutschen weniger als 600 Tonnen Feinstaub aus. Aus den rund 440.000 im zurückliegenden Jahrzehnt installierten Holzheizungen hingegen seien über 3600 Tonnen Feinstaub aufgestiegen.

Ob Schleimhautentzündungen, Schlaganfall oder Krebs – laut der Wissenschaft ist Feinstaub beteiligt an zahlreichen Erkrankungen. Bis hin zu neurologischen Befunden wie Demenz oder Parkinson reicht die schwarze Liste offener Holzfeuerstellen. In einem Online-Kommentar ging TV-Wetterexperte Jörg Kachelmann unlängst gegen den Kamin als „Lifestyle-Spielzeug in den eigenen Wänden“ vor: „Die Holzofen-Lüge macht krank“ schrieb Kachelmann.

„Mich stört in dieser ganzen Diskussion der schrille Ton“, sagt hingegen Gerhard Becker. Er ist technischer Innungswart der für Grevenbroich zuständigen Schornsteinfegerinnung. Vor allem wehrt sich der Schornsteinfeger dagegen, dass er und seine Berufskollegen all jene Hausbesitzer melden sollen, die ihre „Scheitholzeinzelfeuerstellen“ bislang nicht nach den Auflagen der Bundesimmisionschutzverordnung modernisiert haben. Becker sieht seine Zunft nicht als Polizei, sondern als Dienstleister.

„Wer Holz verfeuern will, sollte auf jeden Fall mit seinem Schornsteinfeger sprechen“, so Innungswart Gerhard Becker. Schon bei der Auswahl und dem Umgang des Brennholzes gebe es Wissenslücken. Beispiel: für moderne, stylische Holzöfen seien die oftmals als Brennholz angebotenen, großen Holzscheite viel zu massiv. „Während unten in der Glut die große Hitze herrscht, ist das Holzstück oben noch ganz kalt – und entlässt Gase, die normalerweise verbrennen würden.“

Achtsam sein sollten Haus- und Wohnungsbesitzer auch, die eine offene Feuerstelle betreiben und sich entschließen, alle Fenster modernisieren zu lassen. Die seien wesentlich dichter als alte Modelle. „Nach einer solchen Modernisierung sollte man auf jeden Fall mit seinem Schornsteinfeger sprechen.“ Von den nun geforderten Feinstaubfiltern hält Becker wenig: „Wer seine Feuerstelle intensiv betreibt, muss unter Umständen wöchentlich den Schornsteinfeger bestellen, damit diese Filter gereinigt werden.“ Bevor man falsch investiere, sollte man auch hier den Schornsteinfeger befragen.

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