Grevenbroich Übersetzerin im ständigen Grenzverkehr

Grevenbroich · Vor sechs Jahren ist die Grevenbroicherin Astrid Brouwer ins niederländische Städtchen Veendam gezogen. Mit der niederländischen Sprache kennt sie sich bestens aus – und übersetzt jetzt ein Buch über Groundhopping ins Deutsche.

 Astrid Brouwer ist in ihrer Freizeit eine begeisterte Malerin. In Grevenbroich hatte sie bereits mehrere Ausstellungen – wie hier im Forums des St. Elisabeth-Krankenhauses. Die Grevenbroicherin lebte lange Zeit in Jüchen.

Astrid Brouwer ist in ihrer Freizeit eine begeisterte Malerin. In Grevenbroich hatte sie bereits mehrere Ausstellungen – wie hier im Forums des St. Elisabeth-Krankenhauses. Die Grevenbroicherin lebte lange Zeit in Jüchen.

Foto: H. Jazyk

Astrid Brouwer kennt inzwischen Fußballstadien, bei denen selbst eingefleischte Fans so ratlos dreinschauen wie Mathe-Muffel bei der Vorlesung eines Nobelpreisträgers. Es sind Stadien, in denen Zweit- oder Drittligisten spielen, deren Namen selbst Experten nicht geläufig sind. Stadien in Osteuropa. In Skandinavien. Irgendwo auf der Welt. Astrid Brouwer übersetzt zurzeit ein Buch des niederländischen Groundhoppers Tom Bodde ins Deutsche. Dabei kann Astrid Brouwer, die 54 Jahre alte Grevenbroicherin und bekennende Anhängerin von Borussia Mönchengladbach, selbst noch viel lernen – vor allem über die Kultur des Groundhopping.

Groundhopper sind Handlungsreisende in Sachen Fußball. Nimmermüde Sammler, neugierige Fans, die es sich zum Ziel gemacht haben, so viele Fußballstadien wie möglich zu besuchen. Ganz gleich ob es sich dabei um Fußballtempel wie das Estadio Nou Camp, die legendäre Spielstätte des FC Barcelona, handelt oder das Hrazdan Stadium im armenischen Eriwan. Etwa 240 Seiten wird das Buch haben, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. Bei der Übersetzung kommt Astrid Brouwer zugute, dass sie die Eigenheiten des Niederländischen kennt.

Vor sechs Jahren zog sie ins Nachbarland, heiratete den Niederländer Gert Brouwer und lernte dessen Sprache. Fleißig, emsig – und immer mal wieder mit einer gehörigen Portion Staunen. "Gerade bei Redewendungen gibt es viele Eigenheiten zu beachten", sagt Astrid Brouwer. "Wo wir zum Beispiel sagen: ,Der hat es aber faustdick hinter den Ohren', sagt der Niederländer ,Der hat es aber faustdick hinter den Ellenbogen'." Es sind Eigenheiten, die Astrid Brouwer auch heute noch häufig im Alltag begegnen. Ihr Mann Gert und sie nennen das "Dolländisch". Es ist der Kosename für jene Momente, in denen sich die Sprache mal wieder überschlägt. In denen Deutsch und Niederländisch – also umgangssprachlich: Holländisch – wild durcheinander purzeln. Zu Hause ist Astrid Brouwer inzwischen im nahe Groningen gelegenen Städtchen Veendam.

Dort ist sie auch als Übersetzerin für das Veenkoloniaal Museum tätig. Das zeigt die Geschichte der Moorlandschaft rund um Veendam, ihre Urbarmachung, Besiedlung und ihren Wandel. Außerdem setzt sich Astrid Brouwer für Frauen ein, die es aus fernen Ländern nach Veendam verschlagen hat – aus Brasilien zum Beispiel oder aus der in Südamerika gelegenen früheren niederländischen Kolonie Surinam. "Wir helfen bei der Integration, klären über kulturelle Unterschiede auf und sind eine Anlaufstelle bei Problemen", sagt Brouwer.

Nach Grevenbroich fährt sie regelmäßig. Rund 270 Kilometer umfasst die Tour. "In den vergangenen sechs Jahren habe ich mindestens 60 000 Kilometer zwischen meinem alten und meinem neuen Zuhause zurückgelegt", sagt Astrid Brouwer. Im Rhein-Kreis Neuss zählt sie viele Künstler zum Freundes- und Bekanntenkreis: Astrid Brouwer war früher Mitglied im Neusser Künstlerkreis und im Grevenbroicher Kunstverein.

(NGZ)
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