Grevenbroich Turbine der Kampermühle wird saniert

Grevenbroich · Für Besucher bietet sich in der denkmalgeschützten Mühle ein seltener Anblick: Das Laufrad im Turbinenraum wird zurzeit lackiert, seine Klappen sind abgebaut. Für Müllermeister Michael Kamper ist es das größte Projekt seit 33 Jahren.

 So sieht man das Laufrad der Kampermühle nur selten: Zurzeit wird es wegen Rost saniert, neu grundiert und lackiert. In einigen Tagen will Müllermeister Michael Kamper wieder ans Netz gehen.

So sieht man das Laufrad der Kampermühle nur selten: Zurzeit wird es wegen Rost saniert, neu grundiert und lackiert. In einigen Tagen will Müllermeister Michael Kamper wieder ans Netz gehen.

Foto: D. Staniek

Wer aufmerksam an der Kampermühle entlang geht, bemerkt, dass der Wasserstand der Erft zurzeit niedriger ist als sonst. Der Grund sind umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Turbine — "das größte Projekt in den vergangenen 33 Jahren", sagt Michael Kamper (62).

Der Müllermeister hat die denkmalgeschützte Mühle 1990 von seinem Vater übernommen. Bis zum Jahr 2006 wurde dort noch Getreide zu Mehl verarbeitet, belieferten Transporter die Brotindustrie. Seitdem konzentriert sich Kamper auf die Energiegewinnung aus der Erft. Pro Jahr kann er rund 450 000 Kilowatt Stunden Strom produzieren, genug für rund 100 Haushalte. Die Erft und ihre kontinuierliche Strömung liefern dazu die umweltfreundliche Energie. Über Laufrad und Turbine wird ein Generator im Turbinenraum angetrieben.

Dort sieht zurzeit einiges anders aus: Die 22 Klappen der Turbine — jedes einzelne Teil wiegt immerhin 50 Kilogramm — liegen auf dem Boden. Weiße Kreidezahlen sorgen für Übersichtlichkeit. Sie wurden bereits mit einer Grundierung versehen und neu lackiert. Dafür wurde eine besonders widerstandsfähige Farbe verwendet — ähnlich der, mit der sonst Schiffsschrauben versehen sind. "Beim Laufrad selbst ist bereits die Grundierung aufgetragen", erläutert Michael Kamper. Anschließend wird auch hier gestrichen. Dann muss die Turbine funktionstüchtig zusammengebaut werden, ehe sie wieder an das Stromnetz gehen kann. Für den Müller wird dies auch Wochenendarbeit bedeuten, ehe er in "einigen Tagen" die Stromproduktion erneut aufnehmen kann.

Damit diese umfangreiche Sanierung auszuführen ist, muss das im Untergeschoss des Turbinenraums gelegene Laufrad zu erreichen sein. Deshalb wurde der Wasserstand der Erft abgesenkt. Für Besucher ist dies ein seltener Anblick: Durch eine schmale Luke, in die eine Leiter hinabführt, kann man das noch unlackierte Laufrad erkennen. Die Turbine selbst dreht sich bereits seit mehr als hundert Jahren: 1908 wurde bereits Gleichstrom produziert, in den 1930er Jahren wurde die Elektrizität über ein eigenes Stromnetz geliefert.

Heute ist die Kampermühle eine Ausnahme entlang der Erft: Sie ist eine der wenigen, die die Kraft des Flusses zur Stromerzeugung nutzt. Darauf ist Michael Kamper stolz — er nennt dies "die umweltfreundlichste und kontinuierlichste Art der Energiegewinnung". Anders als bei Photovoltaik- oder Windkraftanlagen stehe die Energie unabhängig von Tag und Nacht zur Verfügung, eine Back-up-Lösung sei ebenfalls überflüssig. Worüber der Müllermeister sich ärgert: "Über die Gewässerpolitik und die Gebühren des Erftverbands." Und natürlich über Unrat in der Erft — Plastikmöbel, Straßenschilder, Grünschnitt oder umgestürzte Bäume hat er schon entfernen müssen.

Der wachsame Blick auf den Erft-Wasserstand ist für den Müllermeister selbstverständlich — auch dann, wenn er aus dem Kurzurlaub kommt und die Erftbrücke überquert. Doch freie Tage gibt es für ihn erst wieder nach der Instandsetzung.

(NGZ/rl)
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