Grevenbroich Tuberkulose im Lindenhof: 100 Bürger werden getestet
Grevenbroich · Etwa 100 Bürger haben in den vergangenen Tagen einen Brief vom Kreisgesundheitsamt erhalten – mit der Aufforderung, sich auf eine Tuberkulose-Infektion hin untersuchen zu lassen. Dabei handelt es sich vor allem um Besucher, Bewohner und Personal des Seniorenzentrums Lindenhof. Dort war eine Tuberkuloseerkrankung festgestellt worden. Das bestätigt Dr. Michael Dörr vom Kreisgesundheitsamt auf NGZ-Anfrage. "Die erkrankte Person befindet sich nicht mehr im Seniorenzentrum", erklärte Dörr. Er gehe nicht von weiteren Infektionen aus.
Angehörige von Bewohnern des Seniorenzentrums Lindenhof bemängeln die Informationspolitik. "Meine Frau hat eine Einladung zur Untersuchung erhalten. Ihre Schwester, die genauso häufig zu Besuch im Seniorenzentrum ist, wurde nicht angeschrieben", sagt ein Betroffener. Seinen Namen möchte er nicht veröffentlicht sehen. "Ich könnte selbst zu den Erkrankten zählen", erklärt er.
Michael Dörr weist die Kritik zurück. Es gebe Regularien für die sogenannten Umgebungsuntersuchungen, die jetzt durchgeführt werden. Wer eine Erkrankung befürchte, aber nicht angeschrieben worden sei, könne sich beim Gesundheitsamt melden. "Wir bieten dann eine Untersuchung an." Zugleich betont Dörr, es gebe keinen Grund zur Unruhe. Jährlich würden im Rhein-Kreis etwa 25 Tuberkulose-Erkrankungen gemeldet. "In diesen 25 Fällen führen wir rund 2000 Umgebungsuntersuchungen durch. Im vergangenen Jahr wurde keine Infektion festgestellt", sagt Dörr. "Bei nur etwa einem Prozent der Fälle mussten wir prophylaktisch eine Therapie empfehlen."
Auch deshalb schätzt Dörr die Wahrscheinlichkeit weiterer Erkrankungen als gering ein. "Tuberkulose breitet sich nicht wie Masern oder Mumps aus", sagt er. Als Faustregel gelte, dass eine Person mindestens acht Stunden Kontakt mit einem an Tuberkulose Erkrankten haben müsse, ehe von einem Infektionsrisiko gesprochen werden könne. Eine Infektion wird zunächst durch eine Blutuntersuchung festgestellt.