Grevenbroich Therapeuten sind das Herz der Geriatrie

Grevenbroich · Vor 25 Jahren war der Start der Geriatrischen Abteilung am Krankenhaus in Grevenbroich eine Pionierleistung im Rhein-Kreis. Heute weisen Schlaflabor, Alterstraumatologie und die Kooperation mit der Onkologie in die Zukunft.

 Professor Bernhard Höltmann und Annika Terhorst, die Leiterin der Ergotherapie, mit einer Patientin in der Geriatrie des Kreiskrankenhauses Grevenbroich.

Professor Bernhard Höltmann und Annika Terhorst, die Leiterin der Ergotherapie, mit einer Patientin in der Geriatrie des Kreiskrankenhauses Grevenbroich.

Foto: Lothar Berns

Eine Pioniertat war der Aufbau der ersten Geriatrischen Fachabteilung vor 25 Jahren am St.-Elisabeth-Krankenhaus Grevenbroich: Daran wird sich Gründervater Professor Bernhard Höltmann erinnern, wenn er im Laufe dieses Jahres den Staffelstab an den neuen Chefarzt weitergibt. "Es gab nur ganz wenige solcher geriatrischen Kliniken in NRW und noch gar keine im Rhein-Kreis Neuss", erinnert Höltmann, der mit 39 Jahren von der Inneren Klinik Bergmannsheil in Bochum nach Grevenbroich wechselte.

Nach internistischer, kardiologischer und pneumologischer Weiterbildung hatte er sich bereits in enger Zusammenarbeit mit Neurologen auf die Therapie von Schlaganfallpatienten spezialisiert und gelernt, wie wichtig bei der Frührehabilitierung ein Team von Therapeuten ist: "Der Erfolg unserer Abteilung gründet auf einer Teamarbeit von Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten. Das Team macht das Wesen der geriatrischen Behandlung aus", betont der Chefarzt. Denn beim alten Menschen gehe es darum, fachübergreifend zu behandeln, schwerpunktmäßig die Krankheitsfolgen im Blick zu behalten und die Selbsthilfefähigkeit des Patienten durch eine Früh-Rehabilitation zu erhalten oder wiederherzustellen.

Dieses Konzept unterscheide die Geriatrie am Kreiskrankenhaus Grevenbroich denn auch von einer bloßen "Türschild-Geriatrie", die manche Häuser in Form einer Art von Verwahrstation unterhielten: "Das ist eine Sackgasse für die Patienten", warnt Prof. Höltmann, der seit Mitte der 1990er Jahre auch Lehraufträge für Geriatrie an den Universitäten Düsseldorf und Aachen innehat. Das habe ihm auch ermöglicht, immer wieder gute Nachwuchskräfte nach Grevenbroich zu holen, obwohl gerade die Geriatrie kein Fach sei, das sich besonders großer Nachfrage unter den Studenten erfreue. Zu Unrecht, wie Höltmann betont.

"Die Geriatrie ist eine Disziplin für Menschen, die die Liaison suchen, die sich mit anderen Fachbereichen gerne verbinden", sagt er. Und darin liege auch das Vielseitige und Interessante dieser Fachrichtung, "obwohl die Ärztekammer immer noch verhindert, die Geriatrie als eigenen Schwerpunkt anzuerkennen", beklagt der Professor. Und er gibt zu: "Wir Geriater haben eine Wächterfunktion. Deshalb sind wir auch manchmal unbeliebt." Denn es komme durchaus vor, dass ein Geriater einen anderen Facharzt zum Beispiel darauf hinweisen müsse, dass ein älterer Patient durch bestimmte Medikamente oder Behandlungen übertherapiert oder immobilisiert werde. Wie gut die Liaison im eigenen Haus in den vergangenen 25 Jahren funktioniert habe, zeige sich auch an einem zukunftsweisenden Gemeinschaftsprojekt der Geriatrie mit der Onkologie, betont Höltmann. Dabei soll die Tumortherapie auf das Alter und die Gesamtumstände des geriatrischen Patienten eingestellt werden. Viel stärker als bei jüngeren Menschen, müsse die Verträglichkeit einer Chemotherapie und deren Dosierung berücksichtigt werden: "Beim alten Menschen sind der Erhalt der Lebensqualität, die Würde und die Willensbildung für uns ganz besonders wichtig," sagt der Chefarzt und nennt eines seiner Prinzipien: "Qualität braucht Menschen" - damit meint er den ganzheitlichen medizinischen Ansatz.

Mit dem eigenen zertifizierten Schlaflabor hat die Abteilung seit ihrer Gründung ein weiteres Alleinstellungsmerkmal und wurde 1998 mit dem Preis für Hirnforschung der Universität Witten-Herdecke ausgezeichnet. Außerdem soll das geriatrischen Alterstraumazentrum (zum Beispiel für Oberschenkel- und Wirbelsäulenbrüche) auch auf das Partnerkrankenhaus in Dormagen ausgeweitet werden.

(NGZ)
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