Thaiboxen in Grevenbroich Echte Meister boxen in Noithausen

Noithausen · Blaue Flecken gehören dazu: Der Nationalsport Thailands, das Thaiboxen, wird unter Jugendlichen in Grevenbroich immer beliebter. Jetzt wurden zwei junge Boxer zu Westdeutschen Meistern, zwei weitere kämpften sich zur Vizemeisterschaft.

 Tatjana de Lange und Julian Bindacz sind Westdeutsche Meister im Thaiboxen.

Tatjana de Lange und Julian Bindacz sind Westdeutsche Meister im Thaiboxen.

Foto: Dieter Staniek

Aus der früheren Lackiererei an der Ringstraße 9 im Gewerbegebiet Noithausen dringen Geräusche, die mit dem Handwerk des Lackierens so gar nichts zu tun haben. Kein Wunder, wird dort doch seit 2015 geboxt. Sehr beliebt vor allem bei Jugendlichen ist aber auch ein anderer Sport: Muay Thai, das Thaiboxen. Das ist vergleichbar mit Kickboxen, nur dass hier zusätzlich der Ellenbogeneinsatz und das Clinchen erlaubt sind. Am Wochenende wurden Julian Bindacz (11) und Tatjana de Lange (12) zu Westdeutschen Meistern, die Vizemeisterschaft erkämpften sich Kaan Norbert (9) und Kim Klomfaß (13).

Der Nationalsport Thailands gewinnt in Grevenbroich immer mehr an Beliebtheit. Die Jugend wird trainiert von Atenea Flores (32), die bereits einen Weltmeistergürtel in der Glasvitrine liegen hat, und von Ken Specht. Der 20-Jährige ist Vize-Landesmeister und absolviert in Jüchen eine Ausbildung zum Bäcker. „Blaue Flecken gehören zum Geschäft“, sagt Ken Specht.

Jugendliche bis 18 Jahre trainieren und kämpfen jedoch mit etlichen Protektoren. Wer mal hin und wieder einen Bluterguss hinnimmt, bekommt von dieser Sportart auch einiges. „Das Selbstbewusstsein steigt, was sich auch in der Körperhaltung widerspiegelt“, sagt der Trainer. Nur im Verteidigungsfall, wenn Weglaufen nicht mehr möglich ist, dürfe von den im Training erworbenen Fähigkeiten Gebrauch gemacht werden. „Man kann sich schon sehr effektiv verteidigen“, ist sich Ken Specht sicher.

Tatjana de Lange, die bald 13 Jahre alt wird, lässt sich von ihren Eltern dreimal pro Woche von Neurath nach Noithausen bringen. „Auf die Medaille am Wochenende in Kirchheimbolanden bin ich schon ein bisschen stolz“, sagt die Siebtklässlerin. An diesem Wettkampf hatten sich 190 junge Kämpferinnnen und Kämpfer aus zehn Bundesländern beteiligt. Julian Bindacz hat bereits einige Auszeichnungen im Schrank – er trainiert fleißig drei- bis viermal pro Woche und wird sich jetzt am Wochenende in Hamburg seinem Gegner stellen.

Kim Klomfaß aus Jüchen hatte schon mehrere Sportarten ausprobiert, darunter Basketball, Fußball oder Tanzen. Aber nichts davon hat ihr wirklich Spaß gemacht. Der entscheidende Tipp, es doch mal mit Thaiboxen zu probieren, war von ihren Eltern gekommen. Der Erfolg am letzten Wochenende zeigt, dass sie mit ihrer Empfehlung genau richtig lagen. Für Atenea Flores, die vor zwei Jahren der Liebe wegen nach Deutschland kam, ist der Trainer-Job auch so etwas wie gelebte Integration. Und Ken Specht freut sich, dass auch zwei Flüchtlingskinder den Weg in die ehemalige Lackiererei gefunden haben.

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