Grevenbroich Test für neue Windräder ohne Flügel in Neurath

Grevenbroich · Die Neurather Windtest-Gesellschaft ist in ein neues Geschäftsfeld eingestiegen. Sie testet Kleinwindenergieanlagen, der Markt wächst.

 Die Kleinwindenergieanlage, die auf der Frimmersdorfer Höhe getestet wird, sieht ganz anders aus als andere Windräder.

Die Kleinwindenergieanlage, die auf der Frimmersdorfer Höhe getestet wird, sieht ganz anders aus als andere Windräder.

Foto: Directtech Global

Sie sieht von weitem eher aus wie eine überdimensionierte Straßenlaterne — doch die rund 30 Meter hohe Anlage produziert kein Licht, sondern mit zwei vertikal montierten "Schaufelrädern" Strom. Die Windtest Grevenbroich GmbH testet auf der Frimmersdorfer Höhe neben vier großen, bis zu 133 Meter hohen Windrädern auch eine sogenannte Kleinwindenergieanlage "Windtracker" des Herstellers Direkttech Global aus Moers. Mit 20 Kilowatt Leistung nimmt sie sich gegenüber den Nachbarn aus der Megawatt-Klasse bescheiden aus. Doch solche Kleinwindanlagen (KWEA) liegen weltweit im Trend — und bilden für das Unternehmen mit Sitz in Neurath ein neues Geschäftsfeld. Für acht solche Windräder ist auf dem Testgelände Platz.

Jahrelang habe sich die Entwicklung bei der Windenergietechnik "auf große Anlagen spezialisiert. Wir dachten, dass die kleineren Windräder passé sind. Seit einigen Jahren gibt es aber einen wachsenden Markt für kleine Windkraftanlagen bis 100 Kilowatt Leistung", erläutert Eric Effern. Der 45 Jahre alte Ingenieur ist bei Windtest Bereichsleiter für Entwicklung und Prototypen. Anwendungsgebiete gibt es viele: "Das kann der Hausbauer sein, der sich eine solche Anlage im Garten aufstellt, oder der Besitzer einer Skihütte in Kanada", weiß Effern. "Es gibt aber auch viele Menschen auf der Welt, die heute noch keinen Zugang zum Stromnetz haben. In Indien sind 400 Millionen Menschen betroffen. Für sie könnte eine solche Anlage bedeuten, dass sie abends ein paar Stunden länger Licht haben oder überhaupt einen Computer nutzen können."

Der Bedarf vor allem im Ausland ist groß, die Zahl der Produzenten auch: "Es gibt mehrere hundert Hersteller und ein riesiges Angebot mit großen Qualitäts- und Preisunterschieden." Die Windtest-Gesellschaft ist nun in diesen Markt eingestiegen: "Wir messen bei Kleinwindanlagen die Leistung, die mechanischen Lasten, Stromqualität und Schallemission", so Effern. Die Ergebnisse sind für die Zertifizierung wichtig — als Beleg dafür, dass die Anlage die Anforderungen für den Qualitätsmarkt erfüllt.

Viele Kraftwerke bis 100 Kilowatt Leistung sehen ganz anders aus als die Großanlagen mit ihren riesigen Rotorblättern. Manche erinnern an einen senkrecht gestellten Küchenquirl. In der 20-Kilowatt-Anlage vom Typ "Windtracker" dreht sich in zwei Röhren je ein Schaufelrad, das den Generator antreibt. Die Technik auf dem Mast kann je nach Windrichtung als Ganzes gedreht werden. "Eine solche Anlage deckt den Stromverbrauch von etwa zehn bis zwölf Haushalten", so Effern.

Zurzeit steht auf dem Testfeld auf der Frimmersdorfer Höhe eine Anlage, die jetzt für weitere Messungen umgebaut wurde. Effern ist optimistisch, dass weitere hinzukommen. "Drei Anfragen von Herstellern liegen uns vor." Allerdings sei in Nordrhein-Westfalen "auch für Prototypen eine aufwendige Baugenehmigung erforderlich, die viele Kunden scheuen", so Effern. Windtest will aber auch in seiner künftigen Niederlassung in Iowa Kleinwindanlagen testen. Effern: "Der Markt für solche Anlagen boomt in den USA."

(NGZ/ac)
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