Kreis-Krankenhaus in Grevenbroich Ärzte bald mit Tablets am Krankenbett

Grevenbroich · Für 2019 ist die Einführung der mobilen digitalen Visite geplant, bei der die Ärzte Tablets mitführen, um eine digitale Eingabemöglichkeit zu haben. Außerdem ist das Grevenbroicher Krankenhaus am Modellprojekt Telnet@NRW beteiligt.

Die Digitalisierung ist das große aktuelle Thema in der Medizin. Bundesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann will Tele-Notärzte in NRW einführen, wo im ländlichen Raum bekanntlich ein akuter Mangel an niedergelassenen Ärzten herrscht. Und die AOK Rheinland veranstaltet am 31. Oktober einen Kongress mit 150 geladenen Gästen in Grevenbroich ebenfalls zum Thema „Digitalisierung in der Medizin“. Wie weit ist das Elisabeth-Krankenhaus in der Digitalisierung fortgeschritten?, fragte die NGZ nach. Krankenhaussprecherin Susanne Niemöhlmann sagt: „Die Digitalisierung ist im Kreiskrankenhaus Grevenbroich allgegenwärtig.“

Es gebe aber auch besondere Projekte, wozu aktuell die vollständige Umstellung auf die digitale oder elektronische Patientenakte gehöre: Darin sollen alle Daten zusammengefasst werden und für die Mediziner und Pfleger jederzeit abrufbar sein. Für 2019 sei die Einführung der mobilen digitalen Visite geplant, bei der die Ärzte Tablets mitführen, um eine digitale Eingabemöglichkeit zu haben, berichtet die Sprecherin.

Außerdem sei das örtliche Krankenhaus am Modellprojekt Telnet@NRW beteiligt. Dessen Ziel sei eine bestmögliche Gesundheitsversorgung der Bürger mit höchster Qualität – unabhängig vom jeweiligen Wohnort. Die Rhein-Kreis Neuss Kliniken seien zwei von 17 Krankenhäusern im Land, die an dem drei Jahre laufenden Modellprojekt teilnehmen, informiert die Sprecherin.

Bei der täglichen Visite auf der Intensivstation des Kreiskrankenhauses seien die Kollegen vom Universitätsklinikum Aachen per Videokonferenz zugeschaltet, mit denen die Grevenbroicher Ärzte Diagnosen und Behandlungskonzepte ausgewählter Intensivpatienten ausführlich erörtern könnten. Auf diesem Wege können Chefarzt Klaus Benner und sein Team auf das Knowhow und die Ressourcen der Uniklinik Aachen zurückgreifen.

Dabei gehe es aber nicht darum, dass der Bildschirm den persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt ersetzen solle. „Die medizinische Behandlung und die Verantwortlichkeit dafür verbleibt in vollem Umfang bei den Ärzten vor Ort. ‚Telnet‘ ermöglicht aber einen Daten- und Meinungsaustausch in sehr komplexen Fällen im Sinne einer Zweitmeinung mit Experten einer Universitätsklinik“, erklärt der Intensivmediziner.

Zur Vorbereitung dieser telemedizinischen Visite werden die relevanten Untersuchungsbefunde und medizinischen Daten vorab durch eine Dokumentationsassistentin den Ärzten der Uniklinik über hochgesicherte Datenleitungen übermittelt. Selbstverständlich erfolge dies aber nur nach Aufklärung des Patienten über das Wesen des Projektes und nach dessen schriftlicher Einwilligung, sichert Benner zu. Ein Vorteil bei der Videokonferenz sei auch der fachliche Austausch bei der Behandlung von schweren Infektionen, oder von Problemkeimen, für die es nur eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten in Grevenbroich gebe, erläutert der Chefarzt.

In der Diagnostik, im Bereich der Bildgebung und Messtechnik, in der Radiologie, beim EKG, in der Endoskopie und beim Ultraschall, außerdem in der Laboranalytik sei die Diagnostik im Elisabeth-Krankenhaus bereits digital. Allerdings würden der Digitalisierung schon durch die Finanzierung und den Ausbau der Datennetze in Deutschland Grenzen gesetzt, sagt die Krankenhaussprecherin. Grenzen werden der Digitalisierung schon durch die Finanzierung und den Ausbau der Datennetze in Deutschland gesetzt.

Natürlich gebe es auch Gefahren in der „Digitalmedizin“ durch möglichen Datenmissbrauch, räumt Niemöhlmann ein. Allerdings verweist sie auch auf ein strenges Sicherheitskonzept, das im Hause angewendet werde. Und Krankenhaus-Geschäftsführerin Patricia Mebes betont ausdrücklich: „Der Gefahr, dass menschliche Zuwendung im Klinikalltag von Medizintechnik verdrängt werden könnte, beugen wir aktiv vor mit einem Konzept, das sich auf die zwischenmenschliche Aufmerksamkeit sowie Geborgenheit und Wärme konzentriert.“

Am Ende des Prozesses stehe das volldigitale Arbeiten inklusive der Vernetzung mit allen Akteuren im Gesundheitswesen und der Nutzung von Assistenzsystemen zur Entlastung des menschlichen Personals. „Dieses soll durch die Digitalisierung nicht etwa ersetzt, sondern im Gegenteil von Routinetätigkeiten entlastet werden, damit mehr Zeit für den persönlichen, zwischenmenschlichen Kontakt bleibt“, sagt Mebes auch. Und zum Elisabeth-Krankenhaus der Zukunft sollen dann die mobilen digitalen Visite, die Anbindung der Medizintechnik an die digitale Patientenakte, die Einführung von Spracherkennung und Sprachsteuerung und die digitale Intensivstation gehören.

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