Flugverbot aufgehoben Tauben können ab Samstag wieder Gas geben

Flugverbot aufgehoben · Mit mehrwöchiger Verspätung starten die Grevenbroicher Brieftauben-Züchter Freitag Abend in ihre Reise-Saison 2003. Umweltministerin Bärbel Höhn hat das wegen der Geflügelpest ausgesprochene Flugverbot aufgehoben. "Und das wurde auch Zeit", meint Willi Dohmen, Vorsitzender der Erfttaler Reisevereinigung: "Denn unsere Tauben sind topfit und gieren darauf, endlich richtig loslegen zu können."

Eigentlich sollte die erste Preistour schon am 28. April über die Bühne gehen. Doch mit dem Eintritt der Geflügelpest in den Niederlanden, wurde den Taubenzüchtern landesweit untersagt, ihre Tiere auf die Reise zu schicken. Am 8. Mai konnte dieses Verbot aufgehoben werden - allerdings nur für die Dauer von knapp 24 Stunden. Denn schon am nächsten Tag trat ein Geflügelpest-Fall in Schwalmtal auf, der den Taubenzüchtern erneut einen Strich durch die Rechnung machte.

"Das ist kaum nachvollziehbar", meint Willi Dohmen und erklärt: "Schließlich werden Brieftauben von dieser Krankheit gar nicht befallen. Sie sind gegen das Geflügelpest-Virus gefeit und können es auch nicht übertragen, was im übrigen durch ein 1996 in den USA erstelltes Gutachten belegt wird." Diese Analyse habe zwar die belgischen Behörden veranlasst, die Taubenflüge freizugeben, doch: "Bei uns hat davon leider niemand Notiz genommen", ärgert sich Dohmen im Nachhinein.

Innerhalb der Reisevereinigung, der 20 Vereine mit 85 Schlägen und über 3.000 Tauben angehören, sei dies mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen worden: "Für unsere Züchter war diese Situation ausgesprochen schwierig, da sie sich bereits intensiv auf die Saison vorbereitet hatten - das Spezialfutter war bereits gekauft, die Beiträge für den Taubentransport bezahlt worden", berichtet der Vorsitzende.

Aktuell liegt der Reisevereinigung nun ein Schreiben des Rhein-Kreises Neuss vor, in dem Veterinär Dr. Gerhard Fischer Entwarnung gibt: Ab Freitag können die Brieftauben eingesetzt werden, Samstag dürfen sie zur ihrer ersten Tour starten. Allerdings nicht auf der gewohnten Frankreich-Route, denn die ist nach wie vor gesperrt. "Wir hoffen aber, dass die EU-Veterinärkommission am 13. Juni diese Strecke wieder freigeben wird", betont Willi Dohmen.

So heißt das erste Reiseziel gezwungenermaßen nicht Rethel, sondern Saarbrücken. Den Brieftauben wird's egal sein, denn sie fiebern darauf, endlich wieder Gas geben zu können: "Die sind wie Leichtathleten, die alles dafür getan haben, um ihre Form hoch zu schrauben, dann aber doch nicht zum Laufen kommen", beschreibt der Vorsitzende: "Die sind derzeit richtig heiß."

Wegen der Geflügelpest verschiebt sich die Alttauben-Tour in diesem Jahr zwar um 14 Tage in den August hinein, dennoch müssen vier von 14 geplanten Preisflügen ausfallen. Der Grund: die Mauser. "Zu dieser Zeit werden unsere Tiere schon viele Federn gelassen haben. Die langen Strecken würden zu anstrengend für sie sein", erklärt Willi Dohmen. An der Jungtour ändert sich jedoch nichts: Hier bleibt es nach wie vor bei fünf Flügen. wilp

(NGZ)
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