Grevenbroich Tagebau wird Seenplatte

Grevenbroich · Eine Zukunftsvision, die wahr werden soll: Bis 2100 wird vor den Toren Grevenbroichs eine gigantische Seenplatte entstehen. Drei Tagebau-Restlöcher werden mit Wasser gefüllt – und in Paradiese für Freizeithungrige verwandelt.

Wenn aus den Tagebaulöchern eine Seenplatte wird...
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Eine Zukunftsvision, die wahr werden soll: Bis 2100 wird vor den Toren Grevenbroichs eine gigantische Seenplatte entstehen. Drei Tagebau-Restlöcher werden mit Wasser gefüllt — und in Paradiese für Freizeithungrige verwandelt.

Heute fährt der Rheinländer an die holländische Küste, wenn er ein paar Tage Urlaub hat. In einigen Jahrzehnten wird er zu Hause bleiben — davon ist Markus Kosma überzeugt. Er plant eine der größten Seenplatten Europas, die vor den Toren Grevenbroichs entstehen wird. Ein Freizeitparadies mit Stränden und reichlich Platz für Surfer und Segler.

Als Leiter der RWE-Tagebauplanung in Köln blickt Kosma weit in die Zukunft — exakt bis zum Jahr 2100. Bis dahin sollen im Revier drei insgesamt 74 Quadratkilometer große Seen entstehen. "Sobald der Kohleabbau in den Gruben Inden, Hambach und Garzweiler abgeschlossen ist, werden die Restlöcher geflutet", schildert er.

Aus ehemaligen Tagebauen wird dann eine Freizeit-Attraktion, die aber nicht nur den Tourismus in den umliegenden Kommunen ankurbeln soll. "Studien belegen, dass solche Seen auch ein Standortvorteil für die Region sind. Sie sind ein Anziehungspunkt für Gewerbe, Industrie, Forschung und Wissenschaft", sagt Markus Kosma: "Hier wird es zu einer Wertschöpfung kommen."

Der Start ist in Inden geplant: Zwischen 2030 und 2055 wird der sogenannte "Indesche Ozean" angelegt, der mit elf Quadratkilometern fast so groß wie der Tegernsee sein wird. Weitaus voluminöser wird der Hambacher See bei Kerpen-Buir und Niederzier ausfallen, der ab 2045 geflutet wird: Mit 40 Quadratkilometern wird er einmal das größte Gewässer weit und breit sein. "Es wird 60 Jahre dauern, bis er mit Wasser befüllt ist", erklärt RWE-Sprecher Manfred Lang.

Auch im Tagebau Garzweiler wird 2045 die letzte Braunkohle gefördert. Aus der Grube wird bis 2085 ein 23 Quadratkilometer großer See. Bis es soweit ist, wird Wasser über eine kilometerlange Pipeline vom Rhein in das Restloch bei Jackerath und Kückhoven befördert — parallel zum Wiederanstieg des abgesenkten Grundwassers. "Etwa zwei Millionen Kubikmeter sind notwendig, um die Grube zu füllen", schätzt Markus Kosma. Der Garzweiler See soll einmal bis zu 180 Meter tief sein.

Ein kleines Vorbild für die großen Gewässer ist der Neurather See. Dort baggerte einst das Martinswerk nach Braunkohle, bevor Wasser in die leere Grube gefüllt wurde. "Die geplanten Seen werden ähnlich aussehen — mit ökologischen Zonen, Badestränden und Stegen für den Wassersport. Alles wird natürlich viel größer", so Kosma. "Die Marinas der Restseen", da ist er sich sicher, "werden in Zukunft ein Anziehungspunkt im Städtedreieck Köln, Aachen, Düsseldorf sein."

Kritisiert werden die Planungen vom Bund für Umwelt und Naturschutz. NRW-Sprecher Dirk Jansen geht davon aus, dass es wegen der enormen Ausmaße zu Erdrutschen in unmittelbarer Nähe von Wohnorten kommen könnte. RWE teilt diese Befürchtung nicht.

(NGZ)
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