Grevenbroich Striptease und Spiele

Grevenbroich · Darf im Bahnhofsviertel ein Striptease-Lokal eröffnet werden? Ist es sinnvoll, eine Spielhalle gleich neben einer Suchtberatungsstelle anzusiedeln? Fragen, mit denen sich jetzt der Stadtrat zu beschäftigen hatte.

 Striptease im Bahnhofsviertel ? Der Stadtrat musste sich jetzt mit der Genehmigung einer Nachtbar beschäftigen.

Striptease im Bahnhofsviertel ? Der Stadtrat musste sich jetzt mit der Genehmigung einer Nachtbar beschäftigen.

Foto: stock.xchng

Darf im Bahnhofsviertel ein Striptease-Lokal eröffnet werden? Ist es sinnvoll, eine Spielhalle gleich neben einer Suchtberatungsstelle anzusiedeln? Fragen, mit denen sich jetzt der Stadtrat zu beschäftigen hatte.

Grevenbroich Seit dem Bau des Elsbachtunnels ist die einst viel befahrene Rheydter Straße eine Sackgasse. Das bringt Unannehmlichkeiten mit sich. In der Vergangenheit klagten die dort angesiedelten Einzelhändler mehrfach über leerstehende Ladenlokale und verschmutzte Gehwege.

Klassische Probleme eines "Bahnhofsviertels" - die sich jetzt noch zu verschärfen drohten. Denn ausgerechnet ein Striptease-Lokal sollte dort angesiedelt werden. Planungsrechtlich gesehen ist das sogar möglich - doch der Rat schob diesem Vorhaben einen Riegel vor. Er änderte kurzerhand den Bebauungsplan.

Aus gutem Grund: "Dieses Gebiet soll sich in Zukunft in einer völlig anderen Richtung entwickeln. Es soll ästhetischer und mit höherwertigen Geschäften bestückt werden. Eine Nachtbar würde dieses Vorhaben nur konterkarieren", meint Norbert Gand (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses.

Nach dem Urteil der Stadtverwaltung gehört dieses Quartier schon jetzt zu den weniger attraktiven Kerngebiets- und Einkaufslagen in Grevenbroich. Die Befürchtung der Verantwortlichen aus dem Rathaus: Ist einmal ein Striptease-Lokal angesiedelt, könnten sich dort rasch ähnliche Betriebe ansiedeln - etwa Peep-Shows, Sex-Kinos oder Bordelle.

"Damit besteht die Gefahr, dass andere Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe verdrängt werden. Das geschäftliche Niveau des Gebiets würde absinken und käme für ,seriösere' Nutzungen nicht mehr in Frage", erklärt Bürgermeister Dr. Axel Prümm.

Planungspolitiker Gand möchte die Gestaltung von Bahn- und Rheydter Straße in Zukunft in die Diskussion der Gremien bringen: "Dort müssen völlig neue städtebauliche Voraussetzungen geschaffen werden. Ich denke mittel- und langfristig etwa an eine weitere Fußgängerzone oder ein neues Einkaufsviertel."

Der CDU-Mann will sich hierbei auch wissenschaftlicher Arbeiten bedienen, die sich mit dem Thema Altstadtsanierung befassen: "In Aachen gibt es Beispiele, wo so etwas vorbildlich umgesetzt wurde. Das könnte auch für uns interessant sein."

Zudem sei es denkbar, mit den Eigentümern in diesem Quartier spezielle Workshops zu bilden, um gemeinsam an einer Neuorientierung dieses Viertels zu arbeiten.

Ein klares Nein erteilt der Rat auch den Plänen des Montanushofs: Michael Pauly, Chef des Centers, hatte den Antrag für eine Spielhalle gestellt, die im Bereich der ehemaligen Postfiliale angesiedelt werden sollte - was der größte Teil der Politiker mit Kopfschütteln quittiert:

"Keine 100 Meter von diesem Standort entfernt ist die Suchtberatungsstelle der Caritas angesiedelt. Da muss man ja befürchten, dass deren Probanden gleich nebenan ihrer Sucht frönen werden", meint Siegfried Bongartz (SPD). Und Dirk Gawlinski (Grüne) gibt zu bedenken, dass eine Spielhalle im Eingangsbereich des "Monti" deplatziert sei, da sich dort viele Kinder und Jugendliche aufhalten.

Grundsätzlich stellen die Politiker die Frage, ob eine Spielhalle an dieser populären Stelle gut für das Image des Centers sei: "Der Montanushof ist ohnehin in einer sehr schlechten Situation", meint Hildegard Florack (UWG) mit einem Blick auf Leerstände und die Zwangsverwaltung durch vier Banken: "Sein Konzept muss auf die heutigen Bedürfnisse der Bürger angepasst werden."

Automaten seien da wenig förderlich. Einzig die FDP sieht in der Ansiedlung einer Spielhalle keine Gefahr: "Der Betreiber hat schon 15 Geschäfte dieser Art - und er kennt das Jugendschutzgesetz. Ich sehe keine Suchtgefahr für junge Leute", betont Karl-Heinz Wolff.

Auch für den Montanushof wurde eine Änderung des Bebauungsplanes beschlossen. Sie gilt allerdings nur für den Eingangsbereich. Im Parterre und auf der Freizeitebene im ersten Stock dürfen Spielhallen angesiedelt werden.

(NGZ)
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