Grevenbroich Streit wegen Urnen-Umbettung
Grevenbroich · Ein Ehepaar fordert von der Kirchengemeinde Gustorf eine Entschuldigung. Die Eltern hatten vor einem Jahr ihre vier Monate alte, kranke Tochter verloren – nun gibt's Streit wegen der Umbettung nach Essen. Zwei der Vorwürfe: Die Urne sei zu früh ausgegraben, zudem beschädigt worden.
Die Trauer um ihr verstorbenes Kind wird sie immer begleiten – und die Vorfälle bei der Umbettung wühlen die Eltern zusätzlich auf. Ein Ehepaar macht der Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt Vorwürfe: Die Urne sei entgegen der Absprache ohne ihre Gegenwart ausgegraben und zudem beschädigt worden. "Wir fühlen uns mies, respektlos behandelt – auch gegenüber unserer Tochter", sagt der Vater (Name der Redaktion bekannt). Die Eltern, die von Grevenbroich nach Essen gezogen sind, fordern "als erstes eine Entschuldigung. Und wir beraten, ob wir weitere Schritte einleiten."
Vor etwa einem Jahr starb die vier Monate alte Tochter nach schwerer Krankheit. "Zwei Monate lang hat sie im Krankenhaus gekämpft wie eine Löwin", sagt der Vater. Zunächst war die Urne auf dem Friedhof der Kirche beigesetzt worden, dann stand die Umbettung an. "Wir hatten mit dem Pfarramt vereinbart, dass wir der Ausgrabung beiwohnen und mit der Urne nach Essen fahren." Doch dann kam es anders, stand das Paar vor einem bereits leeren Grab. "Für mich war das ein regelrechtes Trauma", so der 38-Jährige. Die Urne befand sich im Pfarrbüro. "Sie wies etliche Dellen und Kratzer auf – von einem Spaten oder anderen spitzen Gegenstand verursacht. Es ist unmöglich, so auf eine Urne einzuschlagen", sagt der Vater. Am Friedhof in Essen habe das Personal den genauen Umbettungstermin nicht gekannt, sei aus Gustorf darüber nicht informiert worden. Das Paar schaltete nach den Vorfällen einen Anwalt ein, hat inzwischen die Rechnung für die Ausgrabung bezahlt – samt Mahngebühr. "Ich finde es kleinlich, eine Mahnung zu schicken, bevor der Sachverhalt geklärt ist", ist Rechtsanwalt Andre Radhoff empört.
Für die Pfarre räumt Rolf Jungmann, Mitglied des Kirchenvorstands, "Abstimmungsschwierigkeiten" zur Vereinbarung ein, dass die Eltern der Ausgrabung beiwohnen wollten – mit der wurden die Wirtschaftsbetriebe beauftragt. Doch er sagt auch: "Die Eltern hätten ein Bestattungsunternehmen einschalten sollen, wie es es üblich ist. Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde, die Umbettung zu organisieren. Wir haben nur geklärt , ob in Essen eine Grabstelle vorhanden ist."
Dellen an der Urne seien damit zu erklären, "dass vor der Ausgrabung die Urne im Boden gesucht werden muss." Jungmann betont, dass die Pfarre den Eltern entgegengekommen sei. "Angesichts des Leids wollten wir helfen. In der Friedhofssatzung sind 25 Jahre Grabpacht vorgesehen. Wegen des Umzugs haben wir eine Ausnahme gemacht, ein Grab für ein Jahr vergeben. Solche Ausnahmen werden wir wohl nicht mehr machen."