Grevenbroich Straßennamen müssen politisch korrekt sein

Grevenbroich · Die jetzt in Münster entfachte Debatte um den Hindenburgplatz ruft in Grevenbroich Erinnerungen an die Carl-Diem-Diskussion hervor. Vor zwei Jahren wurde mit der Umbenennung in Dr.-Hans-Wattler-Straße ein Schlusstrich unter eine lange politische Diskussion gesetzt.

Seither erinnert das Straßenschild an den 2008 verstorbenen früheren Grevenbroicher Bürgermeister Hans Wattler. Der Name Carl Diems hingegen wurde wegen dessen umstrittener Rolle im Nationalsozialismus auf Antrag der Grünen aus dem Grevenbroicher Stadtgebiet getilgt.

An die Debatte um die Carl-Diem-Straße in Gustorf erinnern sie sich im Rathaus daher noch gut. Stadtsprecher Andreas Sterken betont: "Bei der Auswahl von Straßennamen muss sensibel vorgegangen werden."

In Münster hatte ein Bürgerentscheid dazu geführt, dass der dortige Schlossplatz nicht wieder in seinen alten Namen "Hindenburgplatz" umbenannt wird. Die Begründung: Der General hat nicht nur Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannt, er sei auch ein Gegner der Weimarer Republik gewesen. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) hatte sich erleichtert über den Ausgang des Bürgerentscheids gezeigt.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Historiker bei einer Tagung in Münster Fakten zusammengestellt und historisch belastete Namen darauf hin untersucht, ob sie für einen Straßenzug geeignet sind. In Grevenbroich wird dies schon lange beachtet. Eine "Schwarze Liste" mit Namen, die vermieden werden sollen, gibt es allerdings nicht.

Bei Straßennamen stehen oft berühmte Männer Pate

Statt historische Personen stehen bei der Straßennamensgebung allerdings häufig alte Gemarkungen oder Liegenschaften Pate. Beispiel Neubaugebiet Kapellen: Neben der Straße "Apothekerpfädchen" heißen die Straßen dort zum Beispiel Weizen- oder Dinkelweg. Doch nicht immer geht es so unverfänglich zu. Denn historische Persönlichkeiten spielen bei den Überlegungen für neue Straßennamen sehr wohl eine Rolle — vor allem die bedeutender Frauen. Die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt haben schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass die Straßennamen in Grevenbroich weiblicher werden sollen. Wer sich das Straßenverzeichnis der Schlossstadt anschaut, stellt in der Tat fest: Es geht ganz schön männlich zu, sobald es sich um historische Persönlichkeiten dreht. Die Marie-Curie-Straße oder die Lise-Meitner-Straßen bilden da eher Ausnahmen. Das soll sich ändern. "Auch darauf wird bei der Auswahl der Straßennamen geachtet", sagt Sterken.

Wie eine Straße letztlich heißt, wird von der Politik entschieden. Der Vorschlag kommt aus der Verwaltung und wird dann im Planungsausschuss diskutiert. Der Name Hindenburgstraße war bislang nicht dabei — und wird es nach Münster wohl auch nicht sein.

((abu) )
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