Grevenbroich Stadtrat gegen neue "Windkraft-Zonen"

Grevenbroich · In der Stadt werden keine neuen Vorrangflächen für Windräder ausgewiesen. Mit knapper Mehrheit beschloss der Rat eine SPD-Resolution.

 Windrad in der Dämmerung: Der Rat beschloss, keine neuen Vorrangzonen für Windkraftanlagen in der Stadt auszuweisen.

Windrad in der Dämmerung: Der Rat beschloss, keine neuen Vorrangzonen für Windkraftanlagen in der Stadt auszuweisen.

Foto: RWE

Das Thema Windräder erregt die Gemüter nicht nur in Wevelinghoven, sondern auch im Rat — anderthalb Stunden debattierten die Politiker leidenschaftlich über den Ausbau der Windkraft. Nach einer Sitzungsunterbrechung brachte die Abstimmung das Ergebnis: In Grevenbroich werden keine neuen Konzentrationszonen für Rotoren ausgewiesen — weder bei Wevelinghoven noch in anderen Orten.

Zufriedene Gesichter gab's danach bei Vertretern der Bürgerinitiative "Gegen den Energie-Infarkt in Grevenbroich". Karsten Biermann von der Initiative, die sich gegen die Windräder nahe der Gartenstadt stemmt, sprach nach der knappen Abstimmung von einem Erfolg: "Die von uns gesammelten Unterschriften haben dazu beigetragen, dass große Teile der Politik zur Vernunft zurückgekehrt sind." 24 Ratsmitglieder votierten für die Resolution der SPD, "die Planverfahren zur Ausweisung von Vorrangzonen zu beenden" und mittelfristig keine neuen einzuleiten. Nur 21 Politiker stimmten dagegen, die CDU setzte sich damit nicht durch.

Trotz Unterstützung für die SPD in der Sache gingen mehrere Politiker mit den Sozialdemokraten, die bislang dem Bau von zusätzlichen Rotoren offen gegenüber gestanden hatten, scharf ins Gericht. UWG und FDP sprachen etwa von einem "Umfallen". Carl Windler (UWG) wetterte: "Das Verhalten ist lächerlich und grotesk. Die SPD hat die Politik in dieser Stadt ein Stück unglaubwürdig gemacht." SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand, selbst Wevelinghovener, konterte: "Die Bürger wollen die Windräder nicht in dieser Masse vor der Tür haben."

Ein Argument der SPD: Die Stadt leiste bereits Erhebliches für die Energiegewinnung in Deutschland. Für den Ausbau der Windkraft stritt die CDU: "Wird die Resolution beschlossen, brechen wir die Diskussion ab, bevor die Öffentlichkeit über alle Aspekte informiert ist — und eine große Chance für die Entwicklung der Stadt wird vertan", erklärte Wolfgang Kaiser (CDU). Bei den sieben geplanten Rotoren bei Wevelinghoven könne die Stadt im Jahr mit rund 400 000 Euro Einnahmen rechnen. "Da kommt ein Engel geflogen und wirft uns als Nothaushaltskommune dieses Sträußchen zu. Wenn wir das nicht ergreifen, dann hat der Landrat mit seiner Kritik zur Haushaltskonsolidierung doch recht", erklärte CDU-Fraktionschef Norbert Gand kämpferisch.

Er wies darauf hin, dass die CDU sehr früh für eine Bürgerbeteiligung gewesen sei und warb nicht nur mit lokalen Argumenten. "Wir müssen den Atomstrom in Deutschland durch erneuerbare Energie ersetzen." — "Das sind heilige Worte des GWG-Aufsichtsratsvorsitzenden", resümierte Edmund Feuster (SPD). Gand verwehrte sich gestern gegen "solche unsachliche Polemisierung, mir ist ausschließlich am Wohl der Stadt und der Bürger gelegen".

Nach dem "Nein" zu weiteren Zonen will die Bürgerinitiative wachsam bleiben: "Wir sind jederzeit bereit, mit Aktionen die Bürger gegen neue Windkraftpläne zu mobilisieren", betonte Biermann.

(NGZ)
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