Grevenbroich Stadt sucht nach neuen Industrieflächen

Grevenbroich · Grevenbroich liegt verkehrsgünstig, das lockt Firmen an die Erft. Doch die Bürgermeisterin muss passen: Sie kann keine Flächen für Industrieunternehmen anbieten. Der Stadt gehen damit Arbeitsplätze und Gewerbesteuer verloren.

 An der Autobahn 540 wird zurzeit eine neue Wassertransportleitung verlegt. In diesem Bereich plant Grevenbroich mit der Gemeinde Jüchen ein gemeinsames Gewerbegebiet. Bis zur Realisierung kann es aber noch Jahre dauern.

An der Autobahn 540 wird zurzeit eine neue Wassertransportleitung verlegt. In diesem Bereich plant Grevenbroich mit der Gemeinde Jüchen ein gemeinsames Gewerbegebiet. Bis zur Realisierung kann es aber noch Jahre dauern.

Foto: LB/MR

Der Stadt sind 150 neue Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Grund: Weil es an geeigneten Gewerbeflächen fehlt, musste Bürgermeisterin Ursula Kwasny jetzt einem großen Logistikunternehmen eine Absage erteilen. "Diese Firma hätten wir gut gebrauchen können", meint die Verwaltungschefin. Und das sagt sie nicht nur mit Blick auf die Gewerbesteuer: "Das Unternehmen hätte auch Jobs für ungelernte Arbeitskräfte angeboten. Die fehlen in Grevenbroich."

Das Industriegebiet Ost bei Barrenstein bietet kaum noch Kapazitäten, entlang der Autobahn 46 in Kapellen gibt es lediglich Flächen für nicht störendes Gewerbe. "Dieses neue Gelände verkauft sich sehr gut. Doch die Ansiedlung von großen Industriebetrieben ist an dieser Stelle nicht möglich", bedauert Kwasny. Ihr Hilferuf: "Wir brauchen dringend neue Industrieflächen — und zwar lieber heute als morgen."

Der abgewiesene Logistiker ist kein Einzelfall, weiß der städtische Wirtschaftsförderer Ulrich Held: "Im Monat erreichen uns zwei bis drei Anfragen von großen Unternehmen, die sich hier in verkehrsgünstiger Lage ansiedeln möchten. Denen müssen wir leider absagen."

Rein rechnerisch hat die Stadt noch genügend Freiraum für Industrieansiedlungen: nämlich 30 Hektar. "Der größte Teil befindet sich aber in der Hand von bestehenden Firmen, die diese Flächen für künftige Erweiterungen vorhalten", relativiert Planungsamtsleiterin Dorothea Rendel. Immerhin elf der 30 Hektar könnten genutzt werden: Im Schatten des Neurather BoA-Kraftwerks ist ein Industriegebiet ausgewiesen, das die Stadt gemeinsam mit der Gemeinde Rommerskirchen und RWE Power entwickeln möchte. Doch kurzfristig lässt sich das offenbar nicht realisieren, denn einige Grundstücke befinden sich noch in Privatbesitz. "Wir stehen in Verkaufsverhandlungen mit diversen Eigentümern", sagt Rendel.

Hoffnungsträger der Stadt ist ein Areal zwischen den Autobahnen 46 und 540: Auf 42 Hektar will Grevenbroich mit Jüchen einen Gewerbestandort in günstiger Lage schaffen. "Die Industrie- und Handelskammer bezeichnet dieses Gelände als ideal für die Ansiedlung von Logistikbetrieben", betont Ulrich Held.

Doch auch dort ist kurzfristig nichts zu machen: "Wir haben das Gelände bei der Bezirksregierung angemeldet. Es soll bei der laufenden Änderung des Regionalplanes berücksichtigt werden", betont Rendel. Ob das Land dieses Industriegebiet genehmigen wird, ist zurzeit offen. Frühestens in zwei Jahren rechnet die Planungsamtsleiterin mit einer Nachricht aus Düsseldorf.

Platz satt gibt es für mittelständische Unternehmen in Kapellen — insgesamt 33 Hektar. "Dort werden moderne Arbeitsplätze geschaffen, etwa aus der Software- und Laser-Branche", berichtet Held. Zudem freut er sich darüber, dass die ehemalige DHL-Halle an der A46 jetzt wieder vermietet werden konnte: "An die Logistik-Firma Rhenus, die sich dort mit 120 Arbeitsplätzen niedergelassen hat."

Grevenbroich hat mit einer Arbeitslosenquote von 5,6 noch einen relativ niedrigen Wert. "Den wollen wir halten, wenn möglich noch verbessern", betont Ulrich Held: "Dafür brauchen wir aber unbedingt neue Flächen auch für große Industriebetriebe."

(NGZ/ac/url)
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