Grevenbroich Stadt-Planer seit 40 Jahren

Grevenbroich · Es gibt kaum ein markanteres Gebäude in der Stadt als die Sparkassen-Zentrale. Vor 40 Jahren haben Günther Quasten und Franz-Anton Lenze das ungewöhnliche Haus geplant. Sie sorgten international für Aufsehen.

 Der Architekt und sein erster großer Auftrag in Grevenbroich: Günther Quasten mit dem 40 Jahre alten

Der Architekt und sein erster großer Auftrag in Grevenbroich: Günther Quasten mit dem 40 Jahre alten

Foto: M. Reuter

Es ist eine gewagte Konstruktion: Der schwere Büroturm, der auf einem filigranen Sockel ruht, gehört zweifellos zu den ungewöhnlichsten Gebäuden Grevenbroichs. "Und er setzt nach all der Zeit immer noch moderne städtebauliche Akzente", urteilt Architekt Günther Quasten (72). Vor 40 Jahren hat er die Sparkassen-Zentrale mit seinem Studienfreund Franz-Anton Lenze geplant. Beide waren damals gerade einmal Ende 20 — und voller großer Ideen.

1969: Günther Quasten hatte sein Diplom in der Tasche und am Atomforschungszentrum in Grenoble erste praktische Erfahrungen gesammelt, als die damalige Kreissparkasse einen Wettbewerb ausschrieb. Gesucht wurden pfiffige Ideen für ein neues Geschäftsgebäude.

42 zum Teil renommierte Architekten sandten ihre Ideen ein — die "Newcomer" Quasten und Lenze erhielten den ersten Preis. Was die Jury damals begeisterte: "Unser modernes Konzept und das funktionelle Ensemble von Kassen- und Mehrzweckhallen", erinnert sich Günther Quasten.

1970 erhielt das Team den Auftrag, wenig später begann der Bau, der sich deutlich von den damaligen Zentralen anderer Banken unterschied: "Zu dieser Zeit war Marmor üblich. Von Sichtbeton, wie wir ihn verwendeten, hatte man in dieser Branche damals noch nichts gehört", lächelt der 72-Jährige.

Einfach seien die Arbeiten jedoch nicht gewesen: "Die Konstruktion war sehr aufwendig, gerade was statische Fragen betraf. In manchen Phasen wurde es uns geradezu Angst und Bange", berichtet Quasten. Dennoch konnte das Gebäude 1972 fristgerecht übergeben werden — übrigens ohne Änderungen zur ursprünglichen Planung: "Das ist selten bei solchen Aufträgen."

Das fertige Produkt sorgte Anfang der 70er für Furore: "Die internationale Architektur-Presse berichtete damals darüber", erzählt Günther Quasten. Für ihn war die Sparkasse eine Art Türöffner: Der heute 72-Jährige erhielt viele große Aufträge, avancierte später zum Grevenbroicher Stadtplaner, der mit seinen Ideen zur City-Gestaltung letztendlich auch den Impuls zur Landesgartenschau 1995 gab.

In der Stadt stammen markante Gebäude wie der Montanushof, die Elfgener Pfarrkirche, das Bernardusheim, die Gesamt- und die Hans-Sachs-Schule aus der Feder von Günther Quasten. Zurzeit arbeitet er an der Sanierung des Flutgraben-Viertels, das er näher an die Innenstadt binden will — unter anderem auch mit Hilfe einer komplett neuen Brücke.

Was sich der 72-Jährige von der derzeit laufenden Renovierung seines Erstlingswerks wünscht: "Dass die Optik nicht durch die Liebe zum Sparkassen-Rot verzerrt wird." Denn dass die Balustraden des Gebäudes in (Beton-)Grau gehalten waren, habe durchaus seinen Sinn ergeben: "Diese Farbe harmonierte einwandfrei mit den großen Fensterfronten."

(NGZ)
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