Am Rande Stadt lässt Bänke demontieren

Grevenbroich · Die Grünfläche zwischen dem Haus Hartmann und der Villa Krüppel zählt wohl zu den schönsten Parks in der Innenstadt. Ein wenig mehr als einen Steinwurf von der hektischen Einkaufsmeile entfernt, lässt es sich dort vor allem bei Sonnenschein bestens entspannen – wenn die Stadtverwaltung nicht alle Sitzbänke demontiert hätte.

 Von den Parkbänken blieben lediglich die Betonstützen übrig.

Von den Parkbänken blieben lediglich die Betonstützen übrig.

Foto: L. Berns

Das idyllische Fleckchen Grevenbroich ist umsäumt von schattenspendenden Bäumen, auf dem saftig grünen Rasen thront "Die Sitzende" auf ihrem Sockel und blickt gedankenversunken in die Ferne. Die mollige Dame wurde von der Künstlerin Hannelore Köhler aus Diabaststein geschlagen, seit 1981 bildet sie das Zentrum des Parks. Auf ihrer Homepage im Internet wirbt die Stadt munter für diese grüne Oase. Sie sei ein "Ort der Ruhe" – und "Die Sitzende" lade den Betrachter "zum Denken und Meditieren ein".

Wohl dem, der zufällig eine Decke dabei hat. Die kann er dann auf dem Rasen ausbreiten und sich relativ unbequem dem fernöstlich-meditativen Genuss widmen. Auf den Parkbänken ist das nämlich nicht mehr möglich. Denn von denen sind lediglich die Betonstützen übriggeblieben. Sitzflächen und Rückenlehnen ließ die Stadt von heute auf morgen demontieren.

Da kommt nicht nur "Die Sitzende" ins Grübeln: "Warum haben die das bloß gemacht?" Die offizielle Antwort von Stadtsprecher Andreas Sterken: "Die Bänke werden überholt, wann sie wieder aufgestellt werden, steht noch nicht fest." Inoffiziell stellt sich die Lage jedoch anders dar: Da sich auf den Bänken vielfach Zecher mit der Bierflasche in der Hand trafen, gab es Beschwerden über Lärmbelästigungen, vor allem aus dem nebenan liegenden Standesamt. Um die Trinker aus dem Park zu verbannen, wurden die Bänke demontiert.

Das Nachsehen haben die Besucher der Grünfläche. Etwa die Senioren aus dem "Lindenhof" oder dem "Albert-Schweitzer-Haus", die mit ihren Rollatoren oft den "Ort der Ruhe" ansteuern und nun auf ihre Sitzgelegenheiten verzichten müssen. Und sie meditieren sicher nicht zu Unrecht über die Frage: Warum müssen eigentlich Bänke abgebaut werden, wenn es doch so etwas wie ein Ordnungsamt gibt?

WILJO PIEL

(NGZ)
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