Grevenbroich Stadt knüpft ein Kinderschutz-Netzwerk

Grevenbroich · In Grevenbroich wird ein Netzwerk für den Kinderschutz geknüpft. Vertreter von rund 40 Organisationen trafen sich gestern zur Auftaktveranstaltung. Das gemeinsame Ziel: Probleme in Familien erkennen, bevor Kinder darunter leiden.

 Bürgermeisterin Ursula Kwasny (l.) und Jugendamtsleiterin Birgit Schikora eröffneten gestern die Netzwerk-Gründung für den Kinderschutz.

Bürgermeisterin Ursula Kwasny (l.) und Jugendamtsleiterin Birgit Schikora eröffneten gestern die Netzwerk-Gründung für den Kinderschutz.

Foto: L. Berns

Dormagen hat es schon seit gut drei Jahren: Mit dem "Babybegrüßungspaket" heißt die Stadt neue Erdenbürger willkommen. Mitarbeiter vom Jugendamt besuchen junge Familien und bringen dabei nicht nur Nützliches mit. Sie werben auch um Vertrauen und bieten – wenn es notwendig ist – darüber hinaus ihre Hilfe an.

So etwas hätte Birgit Schikora gerne auch in ihrer Stadt. "In Grevenbroich ist uns das aber noch nicht gelungen, wir hinken da noch hinterher", sagt die Jugendamtsleiterin: "Das liegt sicherlich auch an unserer Haushalts- und Personalsituation." Schikora ist jedoch zuversichtlich, dass es mit dem "Babybegrüßungspaket" auch in Zeiten knapper Kassen gelingen kann. Denn das Thema wird auf der Agenda eines Netzwerks für den Kinderschutz stehen, das gestern in Grevenbroich gegründet wurde.

Im Bernardussaal am Alten Rathaus trafen sich am Nachmittag die Vertreter von rund 40 Organisationen, um künftig gemeinsame Sache zu machen. Mitarbeiter von Jugend- und Sozialamt, von Familienberatungsstellen und Krankenhäusern waren ebenso dabei wie von Schulen, Kindergärten, Arbeitsagentur und Polizei. "Die Resonanz war sehr gut", freut sich Schikora.

Das gemeinsame Ziel aller Akteure: "Wir wollen Probleme in Familien möglichst früh erkennen, um rasch darauf reagieren zu können – bevor Kinder darunter leiden." In der Stadt gibt zwar schon heute viele Anlaufstellen und Vorbeuge-Angebote für den Kinderschutz, im neuen Netzwerk sollen sie künftig gebündelt werden. "Außerdem möchten wir bestehende Lücken schließen und doppelte Angebote nach Möglichkeit vermeiden", sagt Birgit Schikora. Unter dem Strich verspricht sie sich auch kürzere Kommunikationswege.

Das neue Bundeskinderschutzgesetz schreibt die Gründung eines solchen Netzwerks vor. Es ist aber nur ein erster Schritt eines ganzen Maßnahmen-Paketes. "Im nächsten Jahr werden wir unter anderem erstmals Familien-Hebammen in der Stadt einsetzen, für dieses Projekt wurden uns 24 000 Euro vom Bund zur Verfügung gestellt", erklärt die Jugendamtsleiterin beispielhaft. Die Hebammen mit zusätzlicher Qualifikation werden künftig Grevenbroicher Familien, die besondere Hilfe benötigen, in den letzten Wochen der Schwangerschaft unterstützen und sie auch in den ersten Wochen nach der Geburt begleiten. Danach sollen weitere Hilfsangebote mit den Familien vereinbart werden.

Beim ersten Treffen im Bernardussaal wurden gestern die Ziele definiert, weitere Zusammenkünfte sind im Januar und Februar geplant. "Dann werden wir die Angebote zusammenfassen und die Netzwerkstrukturen schrittweise erarbeiten, damit der örtliche Kinderschutz verbessert werden kann", schildert Birgit Schikora. Bürgermeisterin Ursula Kwasny, die zum Auftakt gestern ein Grußwort an alle Akteure richtete, freute sich über die Gründung: "Es wurde Zeit, eigentlich hätte das schon vor zwei Jahren passieren dürfen. Umso besser, dass es nun endlich los gehen kann."

Nach dem neuen Bundesgesetz ist der Kinderschutz eine Pflichtaufgabe für die Kommune. Natürlich war Grevenbroich auch bereits vorher aktiv. Beispielsweise beteiligt sich die Stadt – wie Kaarst und der Rhein-Kreis – an der Fachstelle "Frühe Hilfen": Eine Pädagogin der evangelischen Jugend- und Familienhilfe unterstützt Familien mit Problemen, sie gibt Rat und stellt darüber hinaus Kontakte zu Beratungsstellen her.

(NGZ)
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