Umweltschutz in Grevenbroich Stadt schafft neue Insekten-Paradiese

Grevenbroich · Auf 28 städtischen Flächen entstehen Blühwiesen, um Insekten mehr Nahrungsräume zu bieten. Die ersten Erfahrungen der Stadtbetriebe sind positiv. Auch Bürger können Wildbiene und Co. in ihrem Garten helfen.

 Ralf Dietrich von den Stadtbetrieben auf einer Wildblumenwiese am Schneckenhaus-Gelände. „Die Artenvielfalt ist deutlich gestiegen.“

Ralf Dietrich von den Stadtbetrieben auf einer Wildblumenwiese am Schneckenhaus-Gelände. „Die Artenvielfalt ist deutlich gestiegen.“

Foto: Dieter Staniek

Eine Hummel sucht an einer Distel-Blüte Nahrung, zwei Kohlweißlinge flattern über der Wildwiese, auf der die Pflanzen teilweise mehr als einen Meter hoch stehen. Ein kleines Eldorado für Insekten ist am Eingang des Schneckenhauses entstanden – und nicht nur dort. Die Stadtbetriebe schaffen zurzeit in Grevenbroich 28 Blühwiesen mit insgesamt 25.000 Quadratmetern Fläche, um Insekten mehr Lebensraum und Nahrung bieten zu können. Auch Politiker im Umweltausschuss machten sich für solche Flächen stark. Die Stadt hofft, dass sie damit auch Vorbild ist für Bürger, um dem Insektensterben ein Stück entgegen zu wirken.

Um Biene und Co. ist es nämlich schlecht bestellt: Die Zahl der Insekten in Deutschland ist laut dem  Münchener Umweltinstitut gegenüber 1982 um rund 80 Prozent zurückgegangen. Beinahe 3000 Arten gelten als gefährdet oder ausgestorben. Ein Problem: Die Flächen mit heimischen blühenden Wildpflanzen sind weniger geworden. Zudem sind „viele Wildbienenarten Spezialisten, suchen nur bei einer Pflanzenart Nahrung“, erklärt Ralf Dietrich vom Schneckenhaus-Team.

 Blühende Pflanzen auf Wildwiesen liefern Bienen und anderen Insekten viel Nahrung.

Blühende Pflanzen auf Wildwiesen liefern Bienen und anderen Insekten viel Nahrung.

Foto: Dieter Staniek

Zunächst testete die Stadt verschiedene Verfahren, um Wildwiesen anzulegen. Auf einer Fläche am Schneckenhaus-Gelände wurde zunächst der oberste Boden abgetragen, „dann wurde umgegraben und Sand eingearbeitet, um den Boden abzumagern“, berichtet Ralf Dietrich. Danach wurde eine Saatgutmischung heimischer Pflanzen ausgesät. Das Ergebnis: Schafgarbe, Mohn, wilde Margerite und Kardendistel gedeihen prächtig, „mittlerweile hat sich dort auch die Gänsedistel eingeschlichen“, sagt Dietrich. „Die Artenvielfalt ist deutlich gestiegen, vorher wuchsen dort hauptsächlich Brennnesseln und Gräser.“

Auf der Wiese gegenüber, wo viele Narzissen-Zwiebeln im Boden stecken und im Frühjahr für eine blühende Pracht sorgen, wurde nur die oberste Schicht abgekratzt. Dann wurde Heu von Kultivierungsflächen von RWE Power, das voller Pflanzensamen war, ausgebracht. „Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden. Viele Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer sind zu sehen“, sagt Dietrich. Eine der Wiesen wurde mittlerweile gemäht, die Blüten dort sind damit verschwunden. „Die Insekten müssen zunächst auf andere Flächen rund ums Schneckenhaus ausweichen, doch in einigen Wochen wird es wieder blühen.“

Mittlerweile wurden 26 weitere städtische Flächen aus der üblichen Bewirtschaftung herausgenommen, sie werden zwei Mal im Jahr gemäht und sonst sich selbst überlassen. Dabei handelt es sich unter anderem um Areale neben dem Wabenhaus in Elsen, an der L 116, im Neubaugebiet Kapellen und am Feuerwehrgerätehaus in Neukirchen. Auf das Aussähen von Saatmischungen verzichten die Stadtbetriebe auf diesen Wiesen. „Wir möchten sehen, wie sich die Flächen entwickeln“, sagt Dietrich. Die Stadtbetriebe wollen zunächst Erfahrungen sammeln, um zu sehen, ob und was wir noch mehr tun können“.

Wichtig ist laut dem Stadtbetriebe-Mitarbeiter, dass die Wildwiesen nicht nur punktuell entstehen „und es dann kilometerweit keine weiteren gibt“. Beim Schaffen eines Verbundes von solchen Blühwiesen könnten Gartenbesitzer helfen, indem sie beispielsweise Wildblumen-Saatmischungen aussäen. „Dabei muss es sich nicht um große Flächen handeln, sondern es können auch eine Ecke im Garten oder ein Blumenkasten auf dem Balkon sein.“ Solche Flecken würden zusammengenommen ein „Netzwerk“ bilden.

Ratschläge für die naturnahe, insektenfreundliche Gestaltung des Gartens erhalten Bürger unter anderem im Schneckenhaus am Bend (Telefonnnumer 02181 9199).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort