Grevenbroich Stadt bittet Eltern zur Kasse

Grevenbroich · Wer ein Kind unter drei Jahren in den Kindergarten schickt, muss in Grevenbroich mit hohen Beiträgen rechnen. Verglichen mit anderen Kommunen sind die Gebühren in der Schloss-Stadt teuer. Ein Grund: die Haushaltssicherung.

Kinder sind ihren Eltern lieb und teuer — besonders, wenn diese in Grevenbroich wohnen, der Nachwuchs jünger als drei Jahre ist und in einem Kindergarten betreut werden soll. Verglichen mit anderen Städten in der Umgebung (siehe Grafik) müssen sich Grevenbroicher Familien die Kinderbetreuung etwas mehr kosten lassen. Ab 1. August ist eine Umgestaltung geplant: Während Familien mit mittlerem Einkommen entlastet werden sollen, sollen Reiche (Jahreseinkommen über 95 000 Euro) für den KiTa-Platz pro Monat 792 Euro zahlen.

Doch schon jetzt überlegen viele junge Mütter, ob es sich überhaupt lohnt, wieder arbeiten zu gehen und ihr unter dreijähriges Kind in den Kindergarten zu schicken. Beispiel Nadine Siebert: "Mein erarbeitetes Geld ging fast ganz für einen U3-Kindergartenplatz drauf. Wenn von meinen verdienten 600 Euro zwei Drittel für Kindergarten und Essensgeld zu zahlen sind, ist das bitter." Beim dritten Kind musste sie wirklich rechnen, "ob es nicht billiger ist, die drei Jahre zu Hause zu bleiben". Die junge Familie hat gerade ein eigenes Heim gekauft, bereits mit zwei Kindern und einem Gehalt sei das Geld oft "knapp". Was sich die Mutter wünscht: "Vielleicht sollte die Stadt die U3-Beträge überdenken." Diese würden sonst zu einem "Luxus".

Bürgermeisterin Ursula Kwasny würde auch gern die Kindergartenbeiträge für Unter-Dreijährige senken: "Als Stadt mit einem Nothaushalt ist das aber nicht möglich." Stadtsprecher Andreas Sterken erläutert das allgemeine Vorgehen, nach dem die Elternbeiträge gestaffelt sind: "Wenn die Stadt Beiträge erhebt, ist sie verpflichtet, eine soziale Staffelung vorzusehen und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eltern und die Betreuungszeiten zu berücksichtigen." Die Kommune bestimme über die Höhe der Beiträge alleine; eine gesetzliche Ober- oder Untergrenze gebe es ebenfalls nicht. Eine Besonderheit: "Als Nothaushaltskommune muss die Stadt den Vorgaben des Landes genügen, wonach 19 Prozent der Gesamtkindpauschalen (Gesamtbetriebskosten) aus den Beiträgen von Eltern zu erwirtschaften sind", so Sterken.

In Düsseldorf sind seit 1. August 2009 die KiTa-Plätze für Jungen und Mädchen über drei Jahren kostenfrei; das kostete die Stadt im Haushaltsjahr 2009 rund 8,2 Millionen Euro. Auch Dormagen wollte seinen Anspruch als "familienfreundliche Kommune" mit geringen Betreuungskosten untermauern: "Im August 2009 haben wir die Kindergartenbeiträge um 30 Prozent gesenkt", sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen. Doch in Anbetracht "bisher schwierigsten Finanzlage in der Geschichte der Stadt" habe der Kämmerer vorgeschlagen, "diese Senkung zurückzunehmen".

(NGZ)
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