Für 7,5 Millionen Euro wird ein neues Konzept umgesetzt Spülkippe sorgt für sauberes Wasser
Für 7,5 Millionen Euro wird ein neues Konzept umgesetzt · Von Julia Nakötter
Von Julia Nakötter
Sprichwörtlich "gegen den Strom" arbeiten sich Bauleiter Torsten Küpper und Uwe Bors, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, in den kommenden zwei Jahren im Norden des Stadtgebiets vor: Die Grevenbroicher Wirtschaftsbetriebe (WGV) setzen in sechs Bauabschnitten ein neues, modernes Entwässerungskonzept für die Stadtteile Orken und Elsen um. Bauleiter Torsten Küpper kennt die Ausmaße des neuen Regenklärbeckens, das jetzt Am Türling in Orken entsteht. In einem weiteren Schritt werden außerdem neue Kanäle Richtung Blumen- und Richard-Wagner-Straße verlegt. NGZ-Foto: M. Reuter
Investiert werden insgesamt 7,5 Millionen Euro. "Da jeder Bau von Kanalarbeiten dort beginnen muss, wo das Wasser einmal hinfließen soll, rücken ab nächster Woche die Bagger am Rande des Orkener Bends gegenüber dem Sportplatz am Türling an", erklärt Torsten Küpper. Dort wurde bereits Ende 2004 ein Ablaufsammler in Richtung Erft und Wevelinghoven realisiert (die NGZ berichtete). "Als zweiter Schritt folgt nun das neue Regenklärbecken", so der Bauleiter.
Bislang wurde das Regenwasser ohne Klärung über einen historischen Graben in die Erft eingeleitet. "Diese wasserrechtliche Genehmigung lief jedoch aus, so dass nun eines neues Becken samt modernster Technik erforderlich wurde, das die Regenmengen steuert und gleichzeitig auch die Qualität des Wassers überprüft sowie sicherstellt", berichtet Uwe Bors. Insgesamt acht Pumpen sorgen künftig dafür, dass rund 932 Liter Regenwasser pro Sekunde in das Klärbecken eingespeist werden können. "Alles was über dem Beckenvolumen von 280 Kubikmetern liegt, wird durch den neuen Ablaufsammler Richtung Erft geschickt", so Torsten Küpper.
Ein Regenmesser und eine Kamera komplettieren die elektronisch gesteuerte Technik. Uwe Bors: "Vom Arbeitsplatz aus können wir später die Funktionen überwachen. Der Regenmesser liefert zudem fundiertere Daten über die tatsächlichen Wassermengen." Rund 1,3 Millionen Euro kostet der Bau des Klärbeckens, das bis Ende März 2006 mit einem wasserdichten Spezialbeton ausgestattet wird. "Der Clou ist eine automatische Spülkippe. Wenn das Becken leer ist, wird am Rand eine Rinne aus Edelstahl mit Wasser befüllt und gekippt. Auf einen Schlag kann der Boden sauber gespült werden. Das System ist einzigartig im Stadtgebiet", erzählt Bauleiter Torsten Küpper.
Eine weitere Pumpstation neben dem Becken schleust zudem das Schmutzwasser Richtung Kläranlage. "Daher könnte man am Türling auch von einer Abwasserbetriebsstelle sprechen. Sie kommt mit den weiteren Kanalplanungen dem gesamten Abwassersystem von Orken und Elsen zu gute", ergänzt Uwe Bors. Am Freitag starten die Vermessungs- und Rodungsarbeiten. Auch der Kampfmittelräumdienst rückt an - beim Bau des Ablaufsammlers mussten bereits zwei Bomben entschärft werden. Bors: "Die Nutzer des Sportplatzes werden nicht beeinträchtigt. Der Parkplatz bleibt während der Bauphase erhalten."
Hintergrund des gesamten Entwässerungskonzepts: "In den Stadtteilen gibt es Rückstau-Probleme. Die Kanäle sind veraltet und sacken ab. Daher ist die Maßnahme über die Blumenstraße hinaus bis zur Richard-Wagner-Straße geplant", berichtet der WGV-Abteilungsleiter. Der Auftrag des Werksausschuss für den dritten Abschnitt, einem Durchstich unterhalb der Bahntrasse, ist erteilt. "Knapp zwei Meter große Rohre und eine kleinere Schmutzleitung werden in 2006 mit einem Schneidschuh unterirdisch bis zur Blumenstraße durchgepresst.
Wenn alles klappt, müssen wir die Straße nicht öffnen", hofft der Ingenieur. Derzeit wird auf die Genehmigung der Deutschen Bahn AG gewartet. Die Kanaltrasse soll einige Meter neben dem heutigen Bahnübergang lang führen, um der geplanten Unterführung nicht im Wege zu stehen.