Grevenbroich Sprechstunde mit der Vergangenheit
Grevenbroich · Die Gruppe "Familien- und Ahnenforscher" des Geschichtsvereins Grevenbroich bietet eine neue Bürgerspechstunde an. Sie richtet sich an alle Hobbyhistoriker, die sich auf die Spuren ihrer Familiengeschichte begeben wollen.
"Das habe ich auch noch nicht gewusst. Wie spannend", staunt Hannelore Ritz bei ihrem Besuch in der Stadtbücherei. Sie ist dort bei der ersten Sprechstunde der Gruppe "Familien- und Ahnenforscher". Die gehört zum Geschichtsverein Grevenbroich und besteht aus 40 Mitgliedern, deren Lieblingsbeschäftigung das Forschen in der Vergangenheit ist. Die Erfahrungen, die sie seit der Gründung im Jahr 2005 gemacht haben, wollen sie jetzt weitergeben. "Die neue Sprechstunde soll ein Service für alle sein, die mehr über die Geschichte ihrer Familien herausfinden wollen", sagt Mitglied Stefan Faßbender. "Wir sind die Ansprechpartner für alle Grevenbroicher, die bei ihrer Suche alleine nicht weiterkommen."
Dazu zählt Hannelore Ritz. Sie ist inzwischen seit drei Monaten in der Ahnenforschung unterwegs - aus einem einfachen Grund: "Mein Sohn ist 50 Jahre alt geworden und wollte von mir wissen, wo unsere Vorfahren eigentlich herkommen", sagt Ritz. Darauf konnte sie ihm keine richtige Antwort geben. Also packte sie die Neugier und sie begann sich auf die Suche zu machen.
"Das Ziel ist es, eine Ahnentafel für meinen Sohn zu erstellen", erklärt Ritz. Dazu klapperte sie Stadtarchive, Standesämter und auch Kirchen ab. Dort fand sie unter anderem heraus, dass ihre Familie mütterlicherseits so etwas wie eine "Förster-Dynastie" war. "Den Beruf hatte da fast jeder", erzählt Ritz und lacht. Inzwischen hat sie die Familiengeschichte bis Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt. "An einer Stelle komme ich aber einfach nicht weiter", berichtet sie.
Denn bei der Aufarbeitung der Familien-Historie ihres Mannes hakt es. Helfen sollen die Experten der Gruppe "Familien- und Ahnenforschung". Also schildert Hannelore Ritz den drei Hobby-Historikern Stefan Faßbender, Dieter Warten und Heinz-Otto Schnier ihr Problem: Laut ihrer Information hat der Großvater ihres Mannes in Jüchen gelebt. Dort lässt sich aber einfach nichts herausfinden. Also gibt Faßbender den Namen in die Such-Zeile des Computerprogramms "Genius" ein. Dabei handelt es sich um eine elektronische Datenbank, die ein Mitglied der Gruppe selbst entwickelt hat. Etwa zwei Drittel der Grevenbroicher Stadtgeschichte haben die Historiker inzwischen in ihrer Datenbank - bis zurück ins Jahr 1648. Und siehe da: Das Tool kann helfen. "Er wurde in Vorst bei Büttgen geboren", teilt Faßbender Hannelore Ritz mit. "Ich finde die Sprechstunde toll. Die Informationen helfen mir sehr", freut sie sich. Als nächstes muss sie sich an den dortigen Geschichtsverein wenden. "Ich hoffe, dass ich dort auf ähnlich engagierte Helfer treffe", sagt Ritz.
Die Historiker in Grevenbroich haben gerne geholfen. Ihr Steckenpferd ist aber eine zeitintensive Aufgabe. "Deshalb sind wir alle auch eher älter", sagt Heinz-Otto Schnier mit einem Augenzwinkern. Bevor nämlich digital gesucht werden kann, müssen die ganzen Daten aus hunderten Kirchenbüchern, Formularen und Dokumenten in die Datenbank übertragen werden. "Das ist etwas lästig", sagt Faßbender. Spannend sei es aber, sich die Informationen überhaupt zu beschaffen. Die älteren Schriftstücke sind zudem oft handschriftlich auf Französisch oder sogar in Sütterlin verfasst. "Das muss man erstmal entziffern", sagt Faßbender, "aber genau das macht wirklich Spaß."