Grevenbroich Sportvereine sollen beim Sparen helfen
Grevenbroich · Grevenbroich steuert auf die Pleite im Jahr 2016 zu. Das hat auch Auswirkungen auf die Sportlandschaft im gesamten Stadtgebiet. Dezernent Michael Heesch will hier zusammen mit der Politik und Vereinen nach Lösungen suchen.
Die Stadt hat den Noithausener Sportplatz aufgegeben, um mit dem Verkaufserlös die Orkener Anlage aufzuwerten. Ähnlich verfuhr sie in Gindorf. Dort wurde eine Schließung zugunsten des Gustorfer Spielfelds fällig. "Mit Aktionen wie diesen haben wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht", sagt Sportdezernent Michael Heesch. Trotz knapper Kassen sei es gelungen, optimale Wettkampfstätten anbieten zu können.
Einen Platz verkaufen, um einen anderen auszubauen – das wird künftig nicht mehr möglich sein. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hat die Stadt aufgefordert, solche "Geschäfte" sein zu lassen. Der Erlös aus Grundstücksverkäufen müsse künftig zur Haushaltssicherung der unter Finanznot leidenden Kommune verwendet werden. "Das stellt uns vor Probleme", meint Heesch: "Wenn solche Instrumentarien des Handelns nicht mehr möglich sind, wird es für uns sehr schwierig. Wir brauchen aber Geld, um unsere Sportanlagen im Stadtgebiet erhalten zu können."
Vor diesem Hintergrund denkt die Stadt zurzeit über die Einführung des "Betriebs gewerblicher Art für Sportstätten" nach. Dieses Modell könnte mit Hilfe eines legalen Steuervorteils viel Geld in die Stadtkasse spülen – für die Vereine würden allerdings Nutzungsgebühren für Sportplätze und -geräte anfallen. Darüber hinaus wird überlegt, die Sportgemeinschaften pauschal an den Nebenkosten ihrer Vereinsheime zu beteiligen. "Wir werden auch weitere Konsolidierungsmaßnahmen unter die Lupe nehmen müssen", kündigt Heesch an. Das will er aber in Absprache mit allen Beteiligten in Angriff nehmen.
Sparen sei für die Sportverwaltung kein Fremdwort, bekräftigt der Dezernent: "Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Plätze geschlossen, Gebäude, Turnhallen, ein Bad und sogar städtische Aufgaben wurden in Vereinshände gelegt", zählt er auf: "Das alles geschah behutsam und mit Augenmaß." Diesen Weg will er fortsetzen, aus diesem Grund lehnt Heesch auch die Zusammenführung mehrerer Vereine in Bezirkssportanlagen ab: "Das würde gewachsene Strukturen zerschlagen. Der Sport muss weiter in den Stadtteilen verankert sein."
Michael Heesch beurteilt das auch als Jugenddezernent. "Die Vereine betreuen zurzeit 6430 junge Leute und leisten vor Ort eine wichtige Präventionsarbeit", sagt er: "Dort einzugreifen, halte ich für problematisch." Aus einem ähnlichen Grund hat er sich jetzt beim Landrat auch für den Bau des geplanten Kunstrasenplatzes beim TuS Grevenbroich stark gemacht: "Dieses Spielfeld ist nicht nur für den Verein, sondern auch schulfachlich von Bedeutung, da es künftig von den Schülern der neuen Gesamtschule II genutzt wird."
Die Sportstätten-Infrastruktur in Grevenbroich sei in den vergangenen Jahren wesentlich verbessert worden, meint Heesch. Alleine zwischen 2008 und 2010 seien die Sportanlagen in Kapellen, Elfgen und Neukirchen mit Kunstrasen für rund 1,1 Millionen Euro ausgebaut worden. "Die Stadt hat ein gutes Angebot, das sie auch in schlechten Zeiten erhalten will", bekräftigt der Dezernent. Dafür müssten aber gemeinsame Lösungen entwickelt werden, damit unter dem Druck knapper Kassen nicht noch mehr Sportstätten im Stadtgebiet geschlossen werden müssen.